Profis 07.12.2021 - 19:30 Uhr
"Was? Echt? Ein Tor?"
Der Mittelfeldspieler spricht im Interview unter anderem über seine ersten beiden Startelfeinsätze für den FSV, seinen Premierentreffer in der Bundesliga, das kommende Duell gegen Bayern München und seinen Ex-Klub
Nach einer starken Zweitligasaison bei Greuther Fürth, die mit der Vizemeisterschaft und dem Bundesliga-Aufstieg endete, wagte Anton Stach im Sommer den nächsten Schritt und wechselte zum 1. FSV Mainz 05.
Eine Entscheidung, die sich nun, vier Monate später, als goldrichtig erweist. "Vor allem athletisch habe ich mich insgesamt noch einmal weiterentwickelt, gerade in meiner Dynamik, die in den letzten zwei Jahren zu einer meiner Stärken geworden ist", erzählt der Mittelfeldspieler, der im letzten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg sein erstes Bundesliga-Tor markierte.
Anton, dein zweiter Startelf-Einsatz lief deutlich besser als dein Erster in Dortmund: Warum hat es am Samstag gegen Wolfsburg fast über 90 Minuten so gut funktioniert?
Stach: "In Dortmund sind wir nicht so gut ins Spiel reingekommen, waren nicht mutig genug. Es war ein sehr schwieriges Spiel, auch für mich persönlich, weil wir wenige Bälle und Aktionen hatten und ziemlich oft hinterhergelaufen sind. Gegen Wolfsburg war es deutlich anders: Wir sind direkt hoch angelaufen, hatten überhaupt keine Angst, waren von Anfang an wach und total eklig in den Zweikämpfen. Dass wir so früh zweimal treffen, ist natürlich ein Traum, aber das haben wir uns auf jeden Fall erarbeitet."
Wir haben nicht nur gewonnen, dir ist zudem dein erstes Bundesliga-Tor gelungen: Was war das für ein Gefühl?
Stach: "Es ist ein unfassbares Gefühl. Im Spiel selbst habe ich es gar nicht so realisiert, da war erst einmal die Freude groß, dass die Aktion geklappt hat. Wir haben die Eckball-Variante am Vortag trainiert – da hat es nicht so gut funktioniert. Als der Ball dann reingegangen ist, dachte ich mir: 'Was? Echt? Ein Tor?'. Da habe ich es noch nicht wirklich realisiert, nach dem Spiel war ich aber sehr stolz und habe mit der Familie und Freunden gesprochen. Das ist schon etwas sehr Besonderes und macht mich superglücklich, auch wenn ich jetzt noch daran denke. Hoffentlich war es nicht mein letztes Tor."
Du hast jetzt zehn Einsätze im Oberhaus absolviert, zwei von Beginn an, wir stehen auf Rang sieben: War der Wechsel nach Mainz im Sommer für dich genau die richtige Entscheidung?
Stach: "Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Ich fühle mich hier total wohl, das gesamte Umfeld ist top. Ich merke einfach, wie ich Woche für Woche immer wieder gefordert werde, dass auch viel von mir verlangt wird. Ich versuche, weiter hart an mir zu arbeiten und schaue auf mich. Wenn es wie am Wochenende so ist, dass ich mit einem Einsatz belohnt werde, dann versuche ich das natürlich zurückzuzahlen. Die Saison läuft bisher echt gut, aber es sind jetzt bis zum Jahresende noch drei Spiele, in denen wir auch einiges holen wollen."
In welchen Bereichen hast du dich aus deiner Sicht weiterentwickelt, woran möchtest du weiter arbeiten?
Stach: "Vor allem athletisch habe ich mich insgesamt noch einmal weiterentwickelt, gerade in meiner Dynamik, die in den letzten zwei Jahren zu einer meiner Stärken geworden ist. Das gilt auch für das Spiel mit Ball und Dribblings. Man kann sich aber immer überall verbessern: Ich könnte noch häufiger in Abschlusssituationen kommen und meinen Schuss einsetzen, präsenter auf dem Platz werden, mit meiner Zweikampfstärke für die Mannschaft da sein, das offensive Kopfballspiel. Da gibt es viele Dinge, in denen ich mich noch verbessern kann – die Liste ist lang (lacht). Deswegen arbeite ich immer weiter, weil ich merke, dass relativ schnell Fortschritte zu erkennen sind."
Bei deinem Ex-Klub Fürth sieht es dagegen aktuell ganz bitter aus. Wie sehr leidet man mit den ehemaligen Kollegen, wenn man auf die Ergebnisse und die Tabelle guckt?
Stach: "Ich leide schon mit und gucke mir auch fast jedes Spiel an, wenn ich Zeit habe. Die letzten beiden Spiele ausklammert, haben sie oft aber auch sehr unglücklich verloren, obwohl sie die bessere Mannschaft waren. Ich gönne Fürth einfach mal ein Erfolgserlebnis, dass sie mal drei Punkte holen, weil sie es einfach verdient haben. Sie müssen weitermachen, die Situation ist natürlich gerade für den Kopf schwer, aber ich bin mir sicher, dass sie irgendwann auch gewinnen werden, weil sie trotz allem eine gute Qualität haben."
Wir müssen immer wieder umstellen und wichtige Spieler ersetzen, scheinen es aber gut wegzustecken, die Automatismen greifen. Spiegelt das die Trainingsarbeit am besten wider, dass offenbar jeder Spieler sich nahtlos einfügen und den Plan des Trainerteams umsetzen kann?
Stach: "Gerade im Training ist das Niveau sehr hoch, die Einheiten sind sehr intensiv. Deswegen kann man jeden Spieler ohne Bedenken reinschmeißen, weil alle durch das Training optimal vorbereitet sind. Auch was unsere Spielweise angeht: Jeder weiß, was er zu tun hat, wo er hinlaufen muss, wie er sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. Wir haben sehr viel Qualität im Kader, auch in der Breite. Das ist bestimmt auch einer der Gründe, warum es bislang sehr ordentlich funktioniert."
Was macht es so unangenehm, gegen uns zu spielen?
Stach: "Ich habe schon mit ein paar ehemaligen Teamkollegen gesprochen, die auch gesagt haben, dass es einfach eklig ist, gegen uns zu spielen. Wir sind gerade nach Ballverlusten eine sehr unangenehme Mannschaft, weil wir den Gegnern direkt wieder auf den Füßen stehen und ihnen keine Zeit geben. Wie Hyänen jagen wir dem Ball hinterher, bis wir ihn wiederhaben. Dann versuchen wir, schnell tief in die Spitze zu spielen, und überrollen so teilweise den Gegner. Ich glaube, dass es für andere Mannschaften total schwierig ist, sich in solchen Situationen zu befreien. Das müssen wir jede Woche auf den Platz bringen, was schwierig genug, weil es sehr intensiv ist. Wenn wir es aber schaffen, wird es für jede Mannschaft sehr unangenehm."
Am Wochenende wartet mit Bayern München nochmal eine andere Kategorie: Wie groß ist die Vorfreunde und was müssen wir dort auf den Platz bringen, um für eine kleine Überraschung sorgen zu können?
Stach: "Ich freue mich natürlich riesig auf das Spiel. Jeder träumt mal davon, gegen diese absoluten Top-Stars und das beste Team aus Deutschland zu spielen. Wenn wir unsere Spielweise auf den Platz bringen, kann es auch für Bayern unangenehm sein, gegen uns zu spielen. Natürlich brauchen wir einen super Tag und vielleicht auch etwas Glück, aber wer weiß? Wenn wir von der ersten bis zur letzten Sekunde komplett da sind, ist vielleicht trotzdem etwas möglich."
Im Anschluss ist die Hertha zu Gast, danach kommt es kurz vor Weihnachten zum Rhein-Main-Duell mit Eintracht Frankfurt: Habt ihr intern ein Punkteziel formuliert?
Stach: "Ein Punkteziel haben wir nicht, aber wollen in den letzten drei Spielen nochmal mehr Gas geben, sodass wir die Hinrunde gut beenden. Wir schauen jetzt aber noch nicht auf Frankfurt oder Hertha, sondern erstmal nur auf das Spiel gegen die Bayern. Danach geht es Schritt für Schritt weiter. Ich denke, dass es so besser ist, dass wir uns individuell auf jedes Spiel vorbereiten. Dann probieren wir natürlich so viele Punkte wie möglich zu holen."
Mit Jonny hast du im Sommer den U21-Titel eingefahren, jetzt ist er dabei, auch in der Bundesliga den nächsten Schritt zu gehen: Wie wichtig ist es für eine Mannschaft, einen Torjäger auf dem Platz zu haben, der regelmäßig trifft?
Stach: "Das ist total wertvoll. Jonny ist ein Typ, der, wenn es mal in der Mannschaft nicht so läuft, sich Chancen auch mal selbst erarbeiten kann. Auch im Verbund mit Karim: Die beiden können einfach Möglichkeiten aus dem Nichts kreieren und Tore erzielen. Das ist für uns ungemein wichtig. Seine Torquote in dieser Saison kommt aber auch nicht von ungefähr, weil er hart arbeitet und sich die Tore auch immer verdient. Deswegen soll er so weitermachen (lacht)."
Bo sich hat nach dem Spiel am Samstag auch lobend über dich geäußert und dir großes Talent bescheinigt. Das sei eine "Verpflichtung" für die Zukunft. Spornt dich das nochmal zusätzlich an? Oder bist du sowieso jemand, der sich nicht auf seiner Leistung ausruht?
Stach: "Nein, ausruhen werde ich mich schon mal gar nicht, es war jetzt ein Spiel, darüber bin ich mir auch im Klaren. Es geht einfach darum, Konstanz reinzubekommen. Ich weiß auch, dass ich im Spiel gegen Wolfsburg trotzdem ein paar Sachen hätte besser machen können. Das probiere ich weiter herauszukitzeln. Ich möchte einfach zeigen, was in mir steckt und glaube, dass ich im letzten Spiel noch nicht das Maximum erreicht habe. Deswegen gilt es jetzt, weiterzuarbeiten, sich weiter reinzuhauen und dann hoffe ich, dass man das auch sehen wird."
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