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Spielbericht 03.01.2021 - 00:00 Uhr

Führung & Alu-Pech: Mutige 05ER unterliegen München

Rekordmeister zwingt den FSV im zweiten Durchgang in die Knie - Dahmen überzeugt beim Debüt trotz fünf Gegentoren

Mit zwei Toren geführt, zweimal am Aluminium und letztlich auch am FC Bayern München gescheitert: Zwar kehren die 05ER nach dem Pflichtspiel-Auftakt 2021 mit einer am Ende deutlichen 2:5 (2:0)-Niederlage beim Rekordmeister und auf dem Papier leeren Händen im Gepäck zurück an den Bruchweg. Dennoch bot der Auftritt in der Allianz Arena am Sonntagabend, neben dem überzeugenden Debüt von Eigengewächs Finn Dahmen, durchaus Gründe, in den kommenden Monaten mit einer berechtigten Portion Zuversicht in den Kampf um den Klassenerhalt zu ziehen. Die verdiente Pausenführung des FSV - Burkardt und Hack hatten getroffen - drehten nach Wiederbeginn Joshua Kimmich, Leroy Sané, Robert Lewandowski (2) sowie Niklas Süle.

Gegenüber dem Pokal-Aus gegen Bochum hatte Interimstrainer Jan Siewert vier Wechsel vorgenommen. Für den an Rückenproblemen laborierenden Robin Zentner rückte Dahmen zwischen die Pfosten und kam so zu seinem Bundesliga-Debüt. Zudem wurden Luca Kilian (Magen-Darm-Probleme), Moussa Niakhaté (5. Gelbe Karte) und Karim Onisiwo durch Phillipp Mwene, Daniel Brosinski sowie Burkardt ersetzt.

Siewert hatte vor der Partie angekündigt, sich keineswegs auf die Defensivarbeit beschränken zu wollen, und sein Team ließ den Worten des Trainers gleich zu Beginn Taten folgen: Keine fünf Minuten waren gespielt, da erreichte ein Pass von Jean-Paul Boëtius in die Gasse Burkardt, der, von Jerome Boatang begleitet, frei auf Neuer zusteuerte, aus zehn Metern aber an einer starken Fußabwehr der deutschen Nummer eins scheiterte (5.). Die erste Parade in der Bundesliga zeigte auf der anderen Seite eine Minute später Dahmen, der bei einem Schuss von Lewandowski sicher zupackte (6.). Die 05ER gestalteten die Anfangsminuten offen und kamen durch Quaison zum zweiten Abschluss, doch wieder war Neuer zur Stelle (7.). Es entwickelte sich eine unterhaltsame Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Dem ersten Treffer ganz nahe war wenig später Sané, dessen von Jeremiah St. Juste abgefälschten Schuss Dahmen kurz vor der Linie noch erwischte (8.). In der 16. Minute hatte der FSV zwar Glück, dass Corentin Tolisso das Leder nach einer Hereingabe von Serge Gnabry zentral vor dem Tor nicht voll erwischte, dennoch präsentierten sich die Mainzer hier in diesem ersten Durchgang mit der richtigen Körpersprache und setzten die Vorgaben des Trainerteams so um, dass es dem Rekordmeister schwerfiel, Lücken zu finden. Zumal die Münchner immer wieder auf der Hut sein mussten nach Ballverlusten, weil der FSV stets schnell umschaltete und den Eindruck vermittelte, hier durchaus Torgefahr ausstrahlen zu können. Zwar hatten die Gastgeber mehr vom Spiel, ohne jedoch die ganz große Dominanz auszustrahlen gegen lauf- und kampstarke Rheinhessen. Doch Nadelstiche, wie ein Quaison-Freistoß in die Mauer (20.) oder ein zu zentral geratener 30-Meter-Abschluss von Danny Latza (23.), unterstrichen die Offensivbemühungen der 05ER abermals.

Während die Bayern sich vor dem Tor der Mainzer auch bei Chancen von erneut Tolisso (27., Dahmen zur Stelle) und Sané (29, St. Juste dazwischen) nicht effizient genug präsentierten, waren es schließlich tatsächlich die Mainzer, denen der erste Treffer gelingen sollte: Nach einem langen Ball von Kapitän Danny Latza setzte sich Burkardt konsequent gegen Boateng durch und ließ Neuer keine Chance – 1:0 (32.)! Während Dahmen in der 36. Minute mit seiner ersten Glanztat gegen Lewandowski den Ausgleich verhinderte, als er den Schuss des Polen aus 14 Metern mit einer Hand zur Ecke klären konnte, schlug der FSV vor der Pause zum zweiten Mal zu. Ein Brosinski-Freistoß aus dem Halbfeld erreichte Hack, dessen Kopfball-Torpedo in der langen Ecke einschlug (44.). Kurz zuvor hatte Quaison noch eine Riesenchance liegen lassen, nachdem Hack im Mittelfeld gegen Sané den Ball erobert, den Schweden mit einem klasse Pass bedient hatte, dessen Schlenzer Neuer aber mit den Fingerspitzen zur Ecke hatte klären können (41.). Die nicht unverdiente 2:0-Führung hatte bis zur Pause bestand. Hochkonzentrierte, disziplinierte Gäste hatten den Bayern zumindest in diesen ersten 45 Minuten den Zahn gezogen.  

Latza verpasst das 3:0, dann drehen die Bayern auf

Der zweite Durchgang begann mit einem Paukenschlag, der das 3:0 hätte bedeuten müssen: Einen langen Ball in den Rücken der Bayern-Abwehr legte Quaison per Kopf ab auf Latza, der vor Neuer die freie Wahl hatte, aber dennoch an einem Reflex des Torhüters scheiterte, der den Ball an den Pfosten lenken konnte (48.). Besonders bitter aus 05-Sicht, weil es die Bayern wenig später besser machen und anschließend so richtig ins Rollen kommen sollten. Gnabrys Flanke verlängerte zunächst Lewandowski auf den zweiten Pfosten, wo Kimmich Dahmen keine Abwehrchance ließ (50.). Und weil die Mainzer in diesen ersten Minuten nach Wiederbeginn, ganz anders noch als im ersten Durchgang, tief standen und zunächst keinen Zugriff fanden, war die Zwei-Tore-Führung bereits nach 56 Minuten dahin. Sané zog von rechts nach innen, die 05ER agierten zu passiv, so dass der Nationalspieler das Leder aus 22 Metern locker zum Ausgleich im Tor unterbringen konnte. Dennoch blieben die Mainzer im Spiel und hätten prompt wieder selbst in Führung gehen können: Quaisons Versuch per Dropkick landete allerdings nur an der Unterkante der Latte, von wo das Leder zurück ins Feld sprang. Es blieb eine packende Begegnung, die die Bayern wenig gedreht zu haben schienen, nachdem Leandro Barreiro ein Eigentor unterlaufen war. Zuvor hatte jedoch Passgeber Alphonso Davies knapp im Abseits gestanden, es blieb beim 2:2. Zumindest bis zur 70. Minute, als Thomas Müller eine Ecke per Kopf auf Süle ablegte, dessen abgefälschter Schluss aus zehn Metern knapp neben dem Pfosten einschlug. Die Gastgeber hatten die Partie gedreht und gaben nun klar den Ton an.

Siewert reagierte und brachte im Anschluss Onisiwo für Boëtius. Sollte hier noch einmal was gehen?  Die Antwort sollte bereits wenige Minuten später folgen. Nach einem von Barreiro an Gnabry verursachten Foulelfmeter blieb Lewandowski cool und vollstreckte aus elf Metern gewohnt sicher zum vorentscheidenden 4:2. Dahmen verhinderte wenig später nach einem Gewaltschuss von Davies den fünften Gegentreffer in einer lange offenen Partie, die mit Beginn der Schlussphase aber entschieden war. Daran sollten weder die Einwechslungen von Jean-Philippe Mateta und Kevin Stöger für Brosinski und Burkardt, noch der Versuch von Quaison (80.), der sein Ziel nur knapp verfehlte, etwas ändern. Den Endstand besorgte stattdessen erneut Lewandowski, der eine Müller-Flanke aus acht Metern über die Linie drückte (83.) und so den Schlusstrich setzte unter einen starken zweiten Durchgang der Münchner. Was gewesen wäre, hätte Latza kurz nach Wiederbeginn Treffer Nummer drei für die Rot-Weißen erzielt, blieb so eine rein hypotethische Frage. Eine Randnotiz hatte die Schlussphase allerdings doch noch zu bieten gehabt, kam doch mit Merveille Papela ein weiteres Eigengewächs per Kurzeinsatz zu seinem Debüt im Oberhaus.

Während die Gastgeber sich durch den Sieg die Tabellenführung von Leipzig zurück erobern, sind die 05ER nach wie vor 17. und treffen am kommenden Samstagnachmittag in der OPEL ARENA im Rhein-Main-Derby auf Eintracht Frankfurt.