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Profis 11.12.2018 - 13:00 Uhr

Bell: "Ob es besser für den Sport ist, weiß ich nicht"

Video-Assistent greift dreimal ein - Cooler Brosinski beim Elfer zum 1:1 in seinem 150. Bundesligaspiel

Diskussionen gab es am Sonntagnachmittag nicht nur vor der Ausführung des Mainzer Elfmeters.

Um ihn herum schlugen die Emotionen hohe Wellen. Mehrere Minuten lang stand Daniel Brosinski am Elfmeterpunkt, scheinbar in aller Seelenruhe, den Ball vor sich und bereit zum Schuss, während die Spieler von Hannover 96 beim Schiri protestierten und Jean-Philippe Mateta bedrängten, seine angebliche Schwalbe zuzugeben. Der 30-Jährige blieb unbeeindruckt, verwandelte den Strafstoß cool und platziert zum 1:1 und sicherte dem 1. FSV Mainz 05 wenigstens den Punktgewinn in einer turbulenten Partie.

"Der Elfer war ganz gut geschossen", sagte der Rechtsverteidiger nachher. Vom Schützen aus gesehen flach in die linke Ecke, scharf und dicht genug neben den Pfosten, um dem Torhüter keine Chance zu lassen. Reine Nervensache in dieser aufgeladenen Situation in der OPEL ARENA. "Ich habe nur gehofft, dass es endlich so weit ist und ich schießen darf. Gefühlt stand ich da schon fünf, sechs Minuten. Wenn dir dann immer einer vor der Nase rumtanzt, ist es schon doof."

"Bleibt ruhig, das wird überprüft"

Natürlich freute er sich über diesen Treffer, doch Brosinski hätte in seinem 150. Bundesligaspiel am Ende gerne einen Sieg gefeiert. "Leider haben wir eins, zwei Tore zu wenig geschossen. In der zweiten Halbzeit war es ja ein Spiel auf ein Tor", so der Routinier, der sich aus den ekstatischen Gefühlsausbrüchen nach dem vermeintlichen Siegtreffer tief in der Nachspielzeit raushielt, weil er ahnte was kommen würde. Der Schiri gab das Tor nicht, weil der Video-Assistent die knappe Abseitsstellung Anthony Ujahs nach der Flanke von Stefan Bell zurecht moniert hatte. "Ich stand auf der Höhe von Tony und habe mir schon gedacht, dass es abseits ist. Ich habe zu den anderen gesagt: bleibt ruhig, das wird überprüft. Es ist natürlich schade, denn es war ein super Ball von Bello und super reingeköpft."

Dreimal in dieser Begegnung überprüfte der Video-Assistent strittige Situationen. Ujahs Tor, den Strafstoß nach dem Rempler von Matthias Ostrzolek an Mateta sowie das Handspiel von Kevin Wimmer im eigenen Strafraum. "Das ist mittlerweile Alltag geworden, Routine", kommentierte Brosinski die Geschichte unaufgeregt. "Man muss sich darauf einstellen, dass im Spiel mindestens zweimal der Video-Assistent kommt. So ist es halt. Du darfst dich irgendwann nicht mehr aufregen. Wenn du dich zu viel damit beschäftigst, kommt dir dein eigenes Spiel abhanden."

Ungewissheit nach dem Tor

Dafür, dass Schiedsrichter Robert Hartmann nach Ansicht der Szene am Monitor den aus 05-Sicht klaren Strafstoß verweigerte, hatte der Kapitän noch am ehesten Verständnis. "Der Arm ist nicht extrem hoch. Da frage ich als Verteidiger, 'was soll er machen?'", erklärte Bell später. Auch dass der Schiri das Ujah-Tor nicht gelten ließ, sei korrekt gewesen. "Man denkt aber zwei Minuten lang, man hätte das Siegtor gemacht und dann wird es zurückgenommen", so der Innenverteidiger. "Irgendwie ist das schade. Früher wusste man, man schießt ein Tor, guckt raus zum Linienrichter, die Fahne bleibt unten, dann ist es ein Tor. So ist es vielleicht unter dem Strich gerechter, ob es besser für den Sport ist, weiß ich nicht."

Den feiernden 05ern jedenfalls blieb der Jubel quasi im Halse stecken. "Der Knackpunkt war aber eigentlich, dass wir zu spät unser Tor gemacht haben, was wir verdient hatten", sagte der Spielführer, der sich zudem über den frühen Gegentreffer ärgerte. Bei Hendrik Weydandts 1:0 in der 12. Minute hatte Genki Haraguchi auf der linken Mainzer Abwehrseite Danny Latza ausgespielt, der die Flanke noch abfälschte. Im Zentrum orientierte sich Moussa Niakhaté im letzten Moment vom Torschützen weg hin zum kurzen Pfosten. Bell versuchte noch zu retten, kam aber zu spät. "Wir hatten es so vor, dass die zwei Innenverteidiger die beiden langen Stürmer nehmen, deswegen war ich beim längeren Füllkrug, Moussa war bei Weydandt und hat sich dann im Moment der Flanke entschieden zu einem Spieler vor ihm zu gehen. Da komme ich dann einfach zu spät hin und habe keine Chance mehr", erläuterte der 05-Kapitän das Gegentor.