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Profis 14.02.2022 - 17:00 Uhr

Ein Schritt nach vorn vor der nächsten Reifeprüfung

Nach dem Remis in Freiburg stellt der FSV die derzeit beste Defensive der Bundesliga. Für den Trainer eine Randnotiz, die aber nicht von ungefähr kommt, wie sowohl die jüngsten Heimspiele als auch der Auftritt im Breisgau unterstreichen.

Tüfteln am Matchplan für die Herausforderung gegen Leverkusen: Bo Svensson & sein Co-Trainer Babak Keyhanfar.

Das 1:1 beim SC Freiburg hat dem FSV zwar nicht den dritten Auswärtssieg der Saison eingebracht, die Rheinhessen traten jedoch die Heimfahrt mit der Gewissheit an, aktuell die beste Defensive der Liga zu stellen. Zwar mussten sie im Breisgau das 24. Gegentor hinnehmen im 22. Spiel hinnehmen, doch der FC Bayern, bislang Spitzenreiter in dieser Kategorie, hat nach dem 2:4 in Bochum 25 Gegentreffer auf seinem Konto, genauso viele wie der Sport-Club nach der gerechten Punkteteilung.

Der 05-Trainer kommentierte die Statistik im Breisgau eher nüchtern: "Wir definieren uns natürlich über das Spiel gegen den Ball. Es ist auch kein Geheimnis, dass bei uns, genauso wie bei Freiburg viele Punkte genau deshalb eingefahren wurden. Die gute Arbeit gegen den Ball spielt einfach eine wichtige Rolle. Ob das jetzt genau die wenigsten oder die zweitwenigsten Gegentreffer sind, ist nicht so wichtig", erklärte Bo Svensson. Wenn es am Saisonende noch immer so sein sollte, könne er vielleicht mehr dazu sagen, meinte der 42-Jährige. Womöglich bringt aber schon der Freitagabend weitere wichtige Erkenntnisse im andauernden Entwicklungsprozess, wenn auf sein Team vor heimischer Kulisse eine weitere Reifeprüfung wartet.

Nur fünf Gegentore in elf Heimspielen

Dennoch handelt es sich bei der aktuellen Gegentorquote um mehr als eine Momentaufnahme. Vor allen Dingen, wenn man die Heimspiele betrachtet. Die Mainzer haben die letzten vier Begegnungen in der MEWA ARENA zu null gewonnen. Im eigenen Stadion haben die 05ER (nur fünf Gegentore in elf Partien) fünf Treffer weniger kassiert als die Bayern, gar sieben weniger als die Freiburger.  Und auch auf fremden Plätzen dürften solche Vorstellungen wie nun beim 1:1 dazu führen, dass sich die Erfolgsquote mittelfristig verbessert. Und das zählt für den Coach mehr als der statistische Vergleich mit anderen.

Svensson sprach in Freiburg davon, dass die Leistung auf jeden Fall ein Schritt nach vorne gewesen sei. Auf diesen taktisch und defensiv lange erstklassigen Auftritt kann der Trainer aufbauen.

Dafür hatte er eine Taktik gewählt, die darauf ausgerichtet war, das Ballbesitzspiel der Elf von Christian Streich nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, vor allen Dingen nicht auf den Außenbahnen. "Wir wollten gerne die Flügel doppeln, insbesondere links. Es ist bekannt, dass da bei Freiburg sehr viel Qualität kommt, und wir wollten dazu einen Spieler mehr haben im Umschalten." Deshalb wählte der Däne eine Formation mit Dominik Kohr zentral im Mittelfeld, mit den Achtern Anton Stach (rechts) und Jae-Sung Lee (links). Gegen Hoffenheim habe das in den letzten 20 Minuten gut ausgesehen.

Pressing zwingt SCF zu Fehlern

In Freiburg bedeutete es, dass die Mainzer hoch anliefen, dass sie pressten, wo immer es möglich war, statt aufreibende Mittelfeldzweikämpfe zu führen, und rund um die Mittellinie fast immer einen Schritt schneller, einen Tick aggressiver waren und stets einen gemeinsamen Plan verfolgten. Das führte dann zu Balleroberungen und Top-Chancen, nervte und verunsicherte die Freiburger vor der Pause, zwang sie zu Fehlern. Wenn sich auch der Führungstreffer im Nachhinein als irregulär herausstellte: Das 0:1 zur Pause war aufgrund der großen Überlegenheit schmeichelhaft für die Gastgeber, die lange Zeit keine Mittel fanden, sich der Mainzer Wucht zu erwehren. Sie zeigten Respekt und waren kaum in der Lage, selbst gefährliche Aktionen zu kreieren.

Defensiv wie offensiv ein Faktor: Alexander Hack durfte in Freiburg seinen bereits dritten Saisontreffer bejubeln, insgesamt zehn haben 05-Verteidiger in 22 Bundesliga-Spielen bereits beisteuern können.

Svenssons Team verteidigte über die gesamten 90 Minuten konzentriert & energisch. Was nötig war, denn im zweiten Durchgang traten die Gastgeber entschlossener und druckvoller auf: Das Blatt wendete sich, jetzt pressten die Breisgauer überall da, wo der Ball war. Sie waren näher dran an ihren Gegenspielern und scheuten sich auch nicht, 05-Angriffsimpulse durch Fouls im Keim zu ersticken. Das zeigte Wirkung. Die Rheinessen gerieten am Ball permanent in Zeitnot, eine saubere Ballannahme war nun selten möglich. Also versuchten sie häufig, die Pressinglinie mit langen Schlägen zu überwinden.

Freiburg schob seinen ganzen Laden mehr nach vorne, die Mainzer hielten dagegen. Defensiv war das stark, denn trotz des massiven Drucks, drohte Gefahr eigentlich nur durch Standardsituationen oder durch ganz wenige Fehler, wie den von Moussa Niakhaté, der Roland Sallai die einzige echte Torchance aus dem Spiel heraus ermöglichte, die Robin Zentner in seinem 100. Bundesligaspiel souverän abwehrte.

5:4 Torchancen für den FSV

Mit ihrem Defensivverhalten schaffte es Svenssons Mannschaft, die sonst so gefährlichen Günther, Grifo, Eggestein, Sallai oder Schade weitgehend abzuklemmen, ihnen die Wirkung zu nehmen. Nicht zu verhindern waren die Standards, die der Gegner auch gerne versuchte zu ziehen (7:3 Ecken für den SCF). Die Statistiken wiesen am Ende 5:4-Torchanen für die Mainzer auf. Die Gelegenheiten des Gegners resultierten allesamt aus Standards. Der FSV verteidigte alle bis auf den zum Ausgleichstor durch Nils Petersen.

"Ärgerlich" sei das, befand Jubilar Robin Zentner im Anschluss, dürfte das Gegentor aber, ebenso wie die Teamkollegen, spätestens nach dem trainingsfreien Montag abgehakt haben. Am Dienstagvormittag begrüßt Svensson die 05ER nämlich wieder am Bruchweg, um die Vorbereitung auf das Duell mit Bayer 04 Leverkusen aufzunehmen. Eine echte Bewährungsprobe für die derzeit beste Defensive der Liga, stellt sich doch schon am Freitagabend (20.30 Uhr, live auf DAZN & 05ER.fm) die mit 28 Treffern - kürzlich triumphierte die Werkself mit 5:2 beim BVB - zweitbeste Auswärtsoffensive in der MEWA ARENA vor. Beste Voraussetzungen also für ein Fußballfest rund um dieses Fastnachtsheimspiel unter Flutlicht und vor bis zu 10.000 Zuschauern.