Profis 27.11.2017 - 10:00 Uhr
Berggreens großer Schritt
Wichtiges Erfolgserlebnis für Emil Berggreen beim Comeback nach fast zweijähriger Verletzungspause
Die Besonderheit des Moments kam im allgemeinen Frust nach dem Auftritt beim SC Freiburg etwas zu kurz. 05-Sportvorstand Rouven Schröder bezeichnete die Aktion in der ersten Minute der Nachspielzeit später als "den positiven Bezugspunkt in der Niederlage". Sandro Schwarz sprach von der "Top-Nachricht des Tages". Fast genau zwei Jahre nach seinem letzten Einsatz in einem Pflichtspiel gab Emil Berggreen sein Bundesliga-Debüt, erzielte 13 Minuten nach seiner Einwechslung den Treffer zum 1:2 für den 1. FSV Mainz 05 und beendete damit die zermürbende Leidenszeit in einem schier endlosen Verletzungs-Marathon.
Am 7. Dezember 2015, dem ersten Rückrunden-Spieltag der damaligen Zweitligasaison, erzielte Berggreen kurz nach der Halbzeitpause den Führungstreffer zum späteren 2:0-Auswärtssieg von Eintracht Braunschweig beim SV Sandhausen. Es sollte für lange Zeit der letzte Profi-Auftritt und das letzte Erfolgserlebnis für den heute 24-Jährigen gewesen sein. Kurze Zeit später wechselte der 194 Zentimeter lange Mittelstürmer an den Mainzer Bruchweg. Seitdem wartet Berggreen auf seinen ersten Bundesliga-Einsatz, auf sein Comeback, das immer wieder begleitet war von diversen Rückschlägen. Der Angreifer musste sich zunächst einer Schleimbeutel-Glättung im Knie unterziehen. Beim ersten Trainingsversuch nach Operation und Reha zog sich Berggreen im 05-Training im Juli 2016 einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu. Seit dieser Saison steht der Profi wieder im Mannschaftstraining, absolvierte drei Einsätze bei der U23 in der Regionalliga und verschiedene Testspiele. In Freiburg kam Berggreen nun nach 78 Minuten für Viktor Fischer in die Partie und erzielte den Anschlusstreffer.
"Sind froh, dass wir ihn haben"
"In bester Mittelstürmer-Manier", wie der 05-Sportvorstand nachher sagte. "Angespielt mit dem Rücken zum Tor, gedreht und reingemacht." Die Art und Weise, wie sich der Mittelstürmer beim Kurzeinsatz präsentierte und dann diese Aktion vollendete, gibt den Mainzern Anlass zur Hoffnung, dass sich damit nun eine zusätzliche Option auftut im Angriff, der in Freiburg durch den Ausfall von Yoshinori Muto (Rückenprobleme) zusätzlich geschwächt war. "Emil hat in den wenigen Minuten relativ viel ausgestrahlt, war drin im Spiel und direkt gefährlich. Unabhängig vom Tor. Das gibt uns natürlich eine weitere Option für die nächsten Spiele. Er greift an, er ist fit, er sieht seine Chance. Er hat den Konkurrenzkampf aufgenommen. Wir sind froh, dass wir ihn haben", sagte Schröder.
Der Spieler selbst gab sich nachher bescheiden. "Ich bin zufrieden, dass ich ein Tor gemacht habe, aber die Überschrift ist, dass wir enttäuscht sind über das Resultat", sagte Berggreen, der offenbar erst noch realisieren muss, dass die lange Leidenszeit tatsächlich zu Ende und der Däne endlich in der Bundesliga angekommen ist. "Das ist für mich natürlich sehr wichtig und ein ganz großer Schritt, aber vielleicht bin ich morgen noch mehr stolz darauf."
Lob vom Trainer
Berggreen fühlt sich jedenfalls dank dieses persönlichen Erfolgserlebnisses stark genug, nun darauf aufzubauen und ein vollwertiger Kaderspieler bei den 05ern zu werden. "Meine Physis ist perfekt", sagt er. "Ich bin bereit. Ich will gerne in die Mannschaft und helfen, aber der Trainer entscheidet, wie es weitergeht.“
Sandro Schwarz wird’s zufrieden registriert haben, denn Berggreen ist der einzige Stürmer im Kader, der im Zentrum mit dem Rücken zum Tor angespielt werden, dort die Bälle festmachen, weiterleiten und den Mitspielern Gelegenheit zum Nachrücken geben kann. "Das ist auf jeden Fall ein Stilmittel", betonte der 05-Trainer. "Gerade hinten heraus in engen Spielen. Lange Bälle, Körper reinstellen, mit dem Rücken zum Tor anspielbar sein, Ballbehauptung. Das ist eminent wichtig, und das hat Emil in den paar Minuten sehr gut gemacht."