Profis 01.03.2020 - 16:10 Uhr
"Big Step" dank Mentalität und Physis
Schröder: "Wenn du in der Liga bleiben willst, musst du solche Spiele gewinnen" - Selbstvertrauen fürs nächste Heimspiel getankt
Wenn in der OPEL ARENA "Olé, olé Fiesta" ertönt, dann wird beim 1. FSV Mainz 05 ein Sieg gefeiert. Dass nach dem 2:0-Erfolg gegen den SC Paderborn das Publikum auch noch in die Hofsänger-Hymne "So ein Tag, so wunderschön" einstimmte, machte deutlich, dass die Mannschaft von Achim Beierlorzer die richtigen Schlüsse aus dem Fastnachts-Wochenende gezogen hat. Das Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Fans hat seinen Teil zum ersten Heimsieg im Jahr 2020 beigetragen. "Wir haben drei Punkte geholt, die für uns so außerordentlich wichtig sind", sagte der 05-Trainer zufrieden.
"Wenn du in der Liga bleiben willst, musst du solche Spiele gewinnen. Das haben wir getan", brachte es Rouven Schröder am späten Samstagnachmittag auf den Punkt. Der 05-Sportvorstand wies noch einmal auf die große Bedeutung dieser Partie hin, was für die 05ER auf dem Spiel gestanden hatte. Der Gegner, auf dem Papier zwar Tabellenletzter, aber wegen seiner nimmermüden, nie aufgebenden Einsatzbereitschaft, seinem schnellen, zielstrebigen Umschaltspiel dennoch gefürchtet, hatte vor Anpfiff den Respekt der Mainzer. "Es ist kein Endspiel gewesen", so Schröder, "aber ein sehr wichtiges Spiel gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf".
Distanz vergrößert
Der Trainer sprach von einem "Big Step", einem ganz großen Schritt. Den Konkurrenten mit neun Punkten auf Abstand gehalten, die Distanz auf den Relegationsplatz auf vier Zähler vergrößert. "Das sollte uns Selbstvertrauen geben, um gegen Düsseldorf nachzulegen", betonte Schröder. Die 05ER erwarten den 16. des Klassements am kommenden Sonntag zum nächsten Heimspiel, in dem erneut viel Mentalität gefragt sein wird. Ebenso eine solch auffällige Lauf- und Kampfbereitschaft. Denn die war die Basis. "Die Mannschaft hat es angenommen, die Intensität, die Zweikämpfe, die Laufbereitschaft. Das sind die Grundtugenden, mit denen man in solche Spiele reingehen muss. Wenn man dann noch die individuelle Qualität wie bei unseren Toren an den Tag legt, dann kann man das aus dieser Position heraus gut weiter spielen", erklärte Beierlorzer. "Es war kein Leckerbissen, weil unheimlich viel gegen den Ball gearbeitet wurde von beiden Mannschaften. Doch da haben wir uns heute durchgesetzt. Wir haben viele Zweikämpfe gewonnen, sowohl in der Defensive als auch in den entscheidenden Momenten in der Offensive."
Genau das frustrierte Steffen Baumgart, der beklagte, "dass wir es einfach nicht geschafft haben, die wichtigen Zweikämpfe zu gewinnen. Dann kannst du gegen so einen Gegner nicht bestehen. Deshalb rennen wir der Musik hinterher", so der ehemalige Bundesliga-Profi.
Der SCP-Trainer hatte knapp eine Stunde vor dem Anpfiff dafür gesorgt, dass Beierlorzer seine taktische Grundordnung über den Haufen geworfen hatte. Weil Baumgart überraschend auf ein 4-3-3 setzte, entschied sich der 05-Trainer gegen die geplante Dreier-Abwehr und stellte auf Viererkette um mit zwei Sechsern davor und zwei Stürmern. Ridle Baku, ursprünglich auf dem rechten Flügel vor der Dreierkette vorgesehen, rückte neben Leandro Barreiro auf die Doppelsechs. Ronaël Pierre-Gabriel übernahm die rechte Seite der Viererkette, Phillipp Mwene gab sein Pflichtspiel-Comeback nach 476 Tagen auf links. "Die Außenbahnen müssen zu sein gerade gegen eine Mannschaft wie Paderborn, die immer wieder Tiefgang hat", sagte der Trainer, der die beiden Außenverteidiger lobte.
Lob für Viererkette & Doppelsechs
"Pierre-Gabriel hat ganz schön viel einstecken müssen zuletzt. Heute kann man ihn wirklich auch mal loben. Mwene hat schon zuletzt immer mehr gezeigt, was er eigentlich kann. Er hat sich in dieses Spiel echt reingebissen. Sehr, sehr gut. Die Viererkette und die Doppelsechs waren wichtig, weil wir so immer Zugriff hatten. Von Beginn an haben wir den Gegner gar nicht richtig rausspielen lassen, weil wir mit zwei Stürmern angelaufen sind, dazu mit den beiden Außenverteidigern sowie Robin Quaison und Levin Öztunali. Das war der Schlüssel", betonte Beierlorzer. "Der Kollege sagt, es war heute nicht ihr Spiel. Aber warum war es nicht ihr Spiel? Warum haben sie es nicht auf den Platz gebracht? Weil es einen Gegner gab, der das verhindert hat."
Das überzeugende Gegenpressing und die intensive Zweikampfführung waren die Schwerpunkte in einer Partie, die wenige Torchancen hervorbrachte. Der Führungstreffer, ein typisches Quaison-Tor, ebnete den Weg. Der Schwede nahm bei seinem zwölften Saisontreffer genau Maß und legte nur acht Minuten später für Karim Onisiwo auf, der nicht nur wegen seines 2:0 als Sinnbild für die gesamte 05-Vorstellung diente. "Karim verdient ein absolutes Sonderlob", sagte Beierlorzer. "Was der sogar am Schluss noch gelaufen ist und gekämpft hat. Damit zieht er einfach die Mannschaft mit. Das ist eine Mentalität, die müssen wir in solchen Spielen auf den Platz bringen. Das ist die Grundvoraussetzung. Dass man zeigt, man setzt hier alles dran zu gewinnen, man will es unbedingt. Dann kann man in den Spiegel schauen und sagen: 'Ich kann mir nicht vorwerfen, nicht alles getan zu haben.'"