Profis 06.05.2023 - 15:05 Uhr
Bitteres Ende am Freitagabend: "Müssen wir erstmal verdauen"
Nach der zweiten Niederlage in Folge hadern die 05ER mit der Elfmeterentscheidung des Schiedsrichters und ihrer Leistung in Phasen der Partie gegen Schalke 04
Ihren Gesichtern war das Entsetzen deutlich anzusehen, das die Mainzer Spieler empfanden über diesen Spielausgang, über diese Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck in der zwölften Minute der Nachspielzeit, die dem 1. FSV Mainz 05 im Heimspiel in der ausverkauften MEWA ARENA eine bittere 2:3-Niederlage gegen den FC Schalke 04 einbrachte, die zweite Niederlage hintereinander, die erste Heimniederlage seit Ende Januar. Die 05-Profis saßen nach dem Abpfiff fassungslos auf dem Rasen, die Verantwortlichen versuchten mit ihrem Ärger über diese in ihren Augen klare Fehlentscheidung des Unparteiischen umzugehen. Vor allen Dingen Bo Svensson reagierte sehr emotional und hatte große Probleme damit, die Entscheidung zu respektieren, verdauen und zu verarbeiten.
"Ich kann aus dem Spiel heraus einen Elfmeter geben, wenn ich das so wahrnehme. Aber nicht, wenn ich mir das noch siebenmal ansehe. Das ist eine klare Fehlentscheidung“, sagte der Cheftrainer des FSV. Zum einen, weil es solche Aktionen wie die von Anthony Caci gegen Marius Bülter bei diesem Schalker Freistoß in jedem Spiel nach Standards im Strafraum zigmal gebe, ohne dass sie geahndet würden, zum anderen, weil es Bülter gewesen sei, der als erster gezogen habe. "Davor hält Bülter unseren Spieler am Kragen.“ Es sei ein Fehler von Anthony Caci gewesen, den Schalker von hinten am Trikot zu ziehen, weil Bülter keine Chance gehabt habe, überhaupt an den Ball zu kommen, den 05-Torhüter Robin Zentner längst sicher gefangen hatte. "Dann fällt Bülter um. Für mich ist es eine klare Fehlentscheidung. Das Ziehen von Bülter wird gar nicht berücksichtigt“, so der Däne. "Meine Meinung über diese Szene wird sich nicht verändern“, sagte Svensson, der nicht nachvollziehen konnte, dass die vorangegangene Halteaktion des Schalkers überhaupt nicht relevant für den Schiedsrichter gewesen war. "Welches Ziehen ist relevant. Wann ist es genug, wann ist es nicht genug?“, lautete die Frage des 05-Trainers, der das Ganze als eine "große Entscheidung im Abstiegskampf“ bezeichnete. "Wir sind enttäuscht in Mainz, aber ich möchte gerne sehen, was die in Bochum sagen, in Augsburg und bei Hertha. Ich würde als Verein, der mit im Abstiegskampf steht, einen bitteren Beigeschmack haben, wenn ich die Bilder sehe."
Schiri hat nichts wahrgenommen
Sein Sportdirektor empfand ähnlich. "Der Schiedsrichter hat am Ende in einen engen Abstiegskampf eingegriffen. Ich finde es sehr mutig von ihm, denn der Ball war weit weg. Dann kannst du bei jeder zweiten oder dritten Ecke einen Elfmeter pfeifen. Das kann, muss man aber nicht pfeifen, insofern ist es eine bittere Niederlage für uns“, erklärte Martin Schmidt.
Was war überhaupt geschehen? Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck hatte in dieser fraglichen Szene zunächst keine strafbare Handlung wahrgenommen. "Die Augen des Schiris gehen meistens zum Ball, also Richtung Torwart“, erläuterte er in der Mixed Zone. "Aber ich habe relativ bald vom Videoschiri die Info bekommen: Da war ein klares Halten, das du dir anschauen musst.‘“ Den Unparteiischen sei schon häufiger vorgehalten worden, sie sollten solche Szenen nicht einfach durchwinken, sondern zu ihrem Monitor gehen, um sich ein genaues Bild zu machen. Der Schiri sah, dass Bülter wirklich zuerst hielt. "Verglichen mit Cacis Halten sind es aber zwei Welten und relevant für mich war, dass er gehalten hat, bevor der Keeper den Ball fing. Damit hat er Bülter die Chance genommen, in den Zweikampf mit Zentner zu gehen“, erklärte Jöllenbeck
Schmidt: Fühlt sich nicht gut an
"Ich finde das sehr hart. Da fehlt dem Schiedsrichter aufgrund der Wichtigkeit das Fingerspitzengefühl. Der Ball war weit weg, der Spieler kommt da nie hin. Den Elfer kann man vielleicht pfeifen, aber ob man den in dem Moment drei Spiele vor Schluss im Abstiegskampf so pfeifen darf, finde ich schon sehr mutig vom Schiri“, sagte der 05-Sportdirektor und ergänzte: "Ohne den Elfer wäre es ein guter, wenn auch glücklicher Punkt für uns gewesen. Es war nicht unser bestes Heimspiel, aber es hat nach einem Punkt ausgesehen.“ So aber erhielt Bülter die späte Chance, das Spiel zu entscheiden und aus dem Unentschieden drei Zähler für die Schalker zu machen. Jetzt müssen wir die Niederlage hinnehmen und aufarbeiten. Das fühlt sich im Moment nicht gut an“, betonte Schmidt.
Hausaufgaben nicht gemacht
Von Beginn an war es nicht das Heimspiel, dass sich die Mainzer erhofft hatten, die Reaktion auf die Niederlage von Wolfsburg. Wir haben sehr viele Chancen weggegeben an den Gegner. Wir kamen nicht gut mit den langen Bällen auf Bülter, Terodde und später Polter klar, haben oft uns nicht gut gesichert, nicht gut durchgeschoben, oft nicht die zweiten Bälle bekommen, sowohl defensiv als auch offensiv. Man hat gemerkt, dass es für Schalke um alles geht, und wir haben uns erste Halbzeit nicht gut gewehrt.“, erklärte Robin Zentner, der sein Team mit starken Paraden in der zweiten Halbzeit so lange auf Kurs Unentschieden gehalten und mehrfach eine vorzeitige Entscheidung zugunsten der Gäste verhindert hatte. "Die erste Halbzeit von uns war nicht gut, wir waren nicht präsent, die Schalker wollten es mehr, war besser. In der ersten Halbzeit hat uns etwas gefehlt, Schalke war griffiger“, merkte Svensson an. "Wir haben unsere Hausaufgaben daheim nicht gemacht“, sagte Schmidt.
"In der zweiten Halbzeit waren wir besser, machen den Ausgleich und laden die Schalker dann in einer Phase, in der wir am Drücker waren, zum 2:1 ein", kritisierte der 05-Trainer, der in der Pause umgestellt hatte auf Viererkette mit Raute. "Heute war es klar, dass wir was in der Halbzeit machen mussten“, sagte Svensson. "Die Umstellung auf Viererkette mit Doppelspitze und einem Zehner hinten dran hat gefruchtet. Da kamen wir ins Spiel rein, hatten Chancen, aber man hat gesehen, dass sich der Gegner nicht niederringen ließ. Sie haben das Quäntchen mehr als wir reingelegt, um das Spiel zu gewinnen. Wir hatten in der zweiten Halbzeit mehr Präsenz in der Box, waren auch im Spiel, der Gegner hat uns aber sehr beschäftigt und immer wieder gut gekontert“, so Martin Schmidt.
Gegentor in bester Phase
Nach dem 1:1 durch Leandro Barreiro waren die Gastgeber eigentlich dran, das Spiel für sich zu entscheiden. Die größte Gelegenheit zur 2:1-Führung vergab dann Dominik Kohr nach Vorlage von Jae-Sung Lee frei vor dem Tor. "Im Training funktioniert das immer. Ich wollte über den Torwart chippen, treffe den Ball aber überhaupt nicht. Ganz schlecht von mir, das kreide ich mir an. Gehen wir da in Führung, können wir ganz anders spielen vor heimischer Kulisse“, sagte der Mittelfeldspieler zerknirscht. Ein weiterer unnötiger Ballverlust brachte stattdessen erneut die Schalker Führung. "Ein sehr ärgerliches Gegentor. Wir waren am Drücker, der Gegner am Wackeln. In der Phase, in der wir am besten waren, schenken wir Schalke ein Tor“, klagte der 05-Trainer. Aarón war es, der mit einem überragend verwandelten Freistoß noch das 2:2 erzielte. "Es ist sehr bitter, was wir heute erlebt haben. Das müssen wir erstmal verdauen. Und dann geht das Fußballerleben auch weiter“, sagte Bo Svensson abschließend.