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Profis 22.02.2022 - 17:00 Uhr

Svensson: "...nicht der Grund, weshalb ich auf die Arbeit komme"

Zufrieden blickte Bo Svensson am Dienstag auf einen emotionalen Freitagabend zurück, betonte aber gleichzeitig, dass der jüngste Aufwärtstrend und die Tabellensituation rein gar nichts an seiner Einstellung ändern würden. Zumal sein Team "auswärts etwas zu beweisen" habe.

Die Mannschaft besser machen, die Fans begeistern: Die Ideale des 05-Cheftrainers bleiben unverändert.

"Weitestgehend sehr positiv", erklärte Bo Svensson am Dienstagnachmittag im Rahmen einer Medienrunde, sei die Nachbetrachtung des fulminanten achten Heimsiegs der Saison über Bayer 04 Leverkusen ausgefallen. Trotz kleinerer Mankos im Spiel bezeichnete der 05-Cheftrainer den reifen Auftritt seines Teams, das gleich zwei Rückstände hatte verdauen müssen, als "bemerkenswert. Wir waren in der Lage, mit den Widerständen umzugehen und die Mannschaft hat an sich geglaubt. Ich denke, das hat auch jeder wahrgenommen." Neue Ziele wolle er nun aber angesichts von 34 Zählern aus 23 Partien keine ausrufen. Entscheidend bleibe vielmehr auch künftig, "dass man herkommt und versteht, dass die Mannschaft und harte Arbeit am wichtigsten sind", so der Däne über sein Selbstverständnis und die Erwartungshaltung an sein Team.

Mit nunmehr 27 Punkten aus zwölf Begegnungen in der MEWA ARENA hat der FSV Rang vier in der Heimtabelle weiter gefestigt und der Reihe furioser Auftritte vor heimischem Publikum im Fastnachtsheimspiel ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Während der Vorsprung auf die Abstiegsregion dank des zehnten Dreiers der Saison auf mittlerweile zwölf Zähler angewachsen ist, möchte sich der Cheftrainer weder mit dem Blick nach oben noch nach unten auseinandersetzen. Ihm seien andere Aspekte seiner Arbeit wichtiger, wie er knapp 14 Monate nach seinem Amtsantritt erneut betonte:

"Ich habe weder den Klassenerhalt noch den Europapokal mit einem Wort erwähnt", entgegnete der 42-Jährige auf eine Frage hinsichtlich möglicher, neuer Zielsetzungen. "Das ist nicht entscheidend und nicht der Grund, weshalb ich auf die Arbeit komme. Ich komme her, um meine Mannschaft besser zu machen und die Fans zu begeistern, indem wir Leistungen abrufen wie am Freitag."

Erfolgreiche Profis...

Das reize ihn in allererster Linie: "Ich möchte eine geile Gruppe haben, die bereit ist, füreinander durchs Feuer zu gehen, das Trainingsniveau hochhalten, Dinge im Verein verbessern. Ob wir 44, 34 oder 24 Punkten haben: Ich komme mit der gleichen Motivation. Das mag man für utopisch halten, ist aber wirklich so. So denke ich. Das Ergebnis am Freitag hat daran nichts geändert. Es hat nur bestätigt, was diese Mannschaft und dieser Verein zu leisten im Stande sind. Nämlich, gemeinsam solche besonderen Abende zu erleben. Daran, sie noch öfter zu haben, arbeiten wir."

...begeisterte Mainzer. Das Erlebnis rund um das Duell mit Bayer 04 kommt der Idealvorstellung Svenssons sehr nahe.

Und darüber hinaus daran, die Wahrscheinlichkeit auf gleichfalls emotionale wie erfolgreiche Partien künftig auch auf fremden Plätze wieder zu erhöhen. Schließlich wartet schon am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm) die nächste Herausforderung bei Union Berlin: "Wir haben in Freiburg einen ersten Schritt gemacht und gezeigt, wie man Auswärtsspiele in der Bundesliga bestreiten muss. Sie sind genau so wichtig, weil gleich viele Punkte vergeben werden." Die aktuelle Bilanz (auswärts 7 Punkte aus 11 Spielen) sei "eine interessante Entwicklung und eine Herausforderung. Wir haben auswärts etwas zu beweisen", so Svensson. Den letzten Sieg abseits der MEWA ARENA haben die 05ER Ende Oktober bei Arminia Bielefeld eingefahren.

Als einzige Mankos im Duell mit Bayer 04 hat der Trainer indes zum einen Defizite im Umschalten nach Ballgewinnen ausgemacht ("Da waren wir nicht so sauber") - besser habe es sein Team im "organisierten Ballbesitz" geregelt. Zum anderen hatte der FSV es erneut verpasst, aus seiner frühen Überlegenheit Kapital zu schlagen und vor der Pause in Führung zu gehen. Eine Beobachtung, die auch das Spiel in Freiburg zutage gefördert hatte. "In unseren guten Phasen, vor allem vor dem 0:1, hätten wir natürlich in Führung gehen müssen", gab Svensson zu, wollte mit seiner Elf aber nachvollziehbarerweise nicht allzu hart ins Gericht gehen: "Das sind aber Kleinigkeiten. Im Großen und Ganzen war es ein positiver Abend, weil wir unserem Spiel treu geblieben sind. Hinzu kamen die Standard- und Joker-Tore. Zudem haben zum zweiten Mal in Folge in einem Heimspiel Spieler von der Bank das Spiel für uns entschieden."

Kaderzusammenstellung als gewinnbringender Faktor

Gerade letzterer Punkt könnte sich in den kommenden Wochen und Monaten noch als Faustpfand erweisen. Wo es den Mainzern zu Jahresbeginn noch sichtbar an Alternativen gefehlt hatte, um dem Offensivspiel neue Impulse zu verleihen, spielen dem Trainer nun nicht zuletzt die Genesung Marcus Ingvartsens (Siegtor gegen Bayer) sowie Neuzugang Delano Burgzorg in die Karten. Zudem stach mit Jean-Paul Boëtius am Freitag ein weiterer Joker, nachdem Jae-sung Lee es ihm beim späten Heimsieg über Hoffenheim gleichgetan hatte. Zumal auch die Rückkehr des zweikampfstarken Verbindungsspielers Dominik Kohr nach drei Monaten Verletzungspause sich stabilisierend auf die Auftritte des FSV auswirkt.

Hatte Svensson die Zusammenstellung eines kleinen Kaders im Januar noch regelmäßig verteidigen müssen und dabei auf Vor- und Nachteile dieser Philosophie verwiesen, dürfen sich die sportlich Verantwortlichen nun erneut bestätigt sehen. Woche für Woche brennen die Profis, wollen und müssen sich im Training anbieten und halten das Niveau so stets hoch. Diese Leistungen in den Einheiten am Bruchweg sowie in Partien wie gegen Leverkusen will Svensson auch künftig als Messlatte nehmen, die Entwicklung bestätigen und weiter vorantreiben.

"Das wird nicht immer klappen, aber es zu versuchen, darum geht’s", so Svensson, dem insbesondere ein Thema auch in den kommenden Tagen wieder Kopfzerbrechen bereiten dürfte. "Es ist nicht einfach für mich, den Kader zu benennen", gesteht der Ex-Profi. Letztlich ein Luxusproblem, um das Svensson viele Amtskollegen beneiden dürften.