Vorberichte 19.08.2021 - 14:30 Uhr
Svensson: "Eine Saison definiert sich nicht über ein Spiel"
"Gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind": Mit Respekt & Teamgeist wollen die 05ER dem VfL Bochum begegnen - Aufsteiger empfängt den FSV vor 13.500 Fans
Dem gelungenen Kraftakt zum Saisonauftakt gegen Leipzig folgt am Wochenende die Reise zum letztjährigen Zweitliga-Meister und Aufsteiger VfL Bochum, der vor seinem ersten Bundesliga-Heimspiel seit mehr als elf Jahren steht. Über die Schwere dieser Herausforderung besteht für Bo Svensson vor dem Duell am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm) insofern auch keinerlei Zweifel: "Man kann sich vorstellen, was dort los sein wird", sagte der 05-Cheftrainer mit Verweis auf die erwarteten 13.500 Bochumer Anhänger im Ruhrstadion - Gästefans sind in der Bundesliga erst ab dem dritten Spieltag zugelassen. "Wir haben sehr viel Respekt, denn ich traue ihnen in dieser Saison eine gute Rolle zu."
Reichlich Selbstvertrauen nehmen die 05ER nach dem Erfolg über den Vizemeister mit in den Ruhrpott. Zwar muss Svensson wohl auch beim Aufsteiger, der zum Auftakt dem VfL Wolfsburg mit 0:1 unterlegen war, weitestgehend auf den Kader des vergangenen Wochenendes vertrauen - die Spieler in Quarantäne dürfen diese, einen negativen PCR-Test vorausgesetzt, am Freitagabend verlassen. Gleichzeitig haben die Nachrücker gegen Leipzig den Beweis angetreten, dass Vertrauen in sie und ihre Fähigkeiten auch künftig gerechtfertigt sein dürfte, wie auch der Trainer findet.
"Die Woche vor dem Spiel war nicht einfach, die Umstände waren nicht einfach. Dennoch war die Mannschaft in der Lage, über sich selbst hinaus zu wachsen. Einige Spieler, die nicht so oft gespielt haben, haben gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist", lobte der 05-Chefcoach seine Profis auf der Pressekonferenz vor dem zweiten Spieltag am frühen Donnerstagnachmittag. Nicht nur die drei Punkte seien wichtig gewesen, sondern viel mehr auch das gemeinsame Erlebnis als Team und mit den Fans. "Es war eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind, aber es war nur Spieltag eins und eine Saison definiert sich nicht über ein Spiel", erinnerte der Däne. In Sachen Intensität, Bereitschaft und Teamgeist dürfen die Mainzer nun auch in Bochum kein Prozent nachlassen, wie der 42-Jährige weiß.
Alternativloser Teamgeist
"Es ist eine neue Aufgabe gegen eine Mannschaft, die es letztes Jahr sehr gut gemacht hat und das beste Team in der zweiten Liga war. Sie stehen vor ihrem ersten Heimspiel in der Bundesliga nach vielen Jahren, haben eine starke Mannschaft mit erfahrenen Spielern. Uns erwartet eine sehr intensive Aufgabe, ich rechne mit einem engen Spiel." Zwar ist Svensson sich über die Signalwirkung des Auftritts gegen Leipzig im Klaren, sieht sein Team aber am Wochenende nicht in der Favoritenrolle. Vielmehr geht es weiter darum, Woche für Woche verlässlich Mainzer Tugenden auf den Platz zu bringen und anzuknüpfen an die Rückrunde der abgelaufenen Saison:
"Wir sind abhängig von diesem Teamgeist, er ist bei uns eine entscheidende Tugend. Das war, so wie ich Mainz erlebt habe, immer das Grundprinzip hier. Das gilt für Trainer, Spieler und Fans. Man muss in der Lage sein, sich nicht übers Ego zu definieren, sondern die Mitmenschen besser machen wollen", erinnert der Cheftrainer. Zu den Spielern, die dieses Mainzer Selbstverständnis längst verinnerlicht haben, gehören laut Svensson nicht zuletzt die beiden Neuzugänge Silvan Widmer und Jae-sung Lee, die im Rahmen ihrer Bundesliga-Debüts durchweg überzeugt hatten. "Beide verkörpern das, was in den Gesprächen mit Spielern für uns immer an erster Stelle steht: dass sie sich mit Mainz 05 identifizieren."
Identifikation indes steht auch bei weiteren Akteuren, die gegen Leipzig eine zentrale Rolle einnehmen durften, hoch im Kurs und ist längst Teil ihrer DNA. Gleich sieben Spieler aus der ersten 05-Startelf der Saison waren schließlich einst den Weg übers Nachwuchsleistungszentrum am Bruchweg gegangen und tragen die rot-weißen Farben seit vielen Jahren mit Stolz. Zu Robin Zentner, Stefan Bell, Alexander Hack, Leandro Barreiro, Paul Nebel, Niklas Tauer und Jonny Burkardt kamen zudem die beiden nichteingesetzten Talente Ben Bobzien und Timothé Rupil. Dies sei kein Zufall, wie Christian Heidel im Rahmen der Pressekonferenz betonte.
"Unser NLZ hat mit Volker Kersting und seinem Team ein hervorragendes Management. Wir achten dort zudem seit Jahren nicht nur auf gute Spieler, sondern auch auf gute Trainer. Dazu kommt eine Infrastruktur, die sogar noch besser werden kann. Wir werden weiter darauf setzen und in diesen Bereich investieren. Junge Spieler in Deutschland nehmen wahr, dass Mainz eine super Adresse ist. Ein besseres Marketing als das Spiel gegen Leipzig kann es für uns eigentlich nicht geben", so der Sportvorstand. "Das ist ein wichtiger Teil unser Strategie und Philosophie", ergänzte Svensson. Die nächste Stufe in Sachen Eigenwerbung können die jungen Wilden nun in Bochum zünden.