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Profis 15.04.2021 - 17:30 Uhr

Wichtige Rolle, besondere Fähigkeiten & Führungsanspruch

Die Formkurve von Jean-Paul Boëtius zeigte zuletzt steil nach oben, nicht zuletzt wegen des von größter gegenseitiger Wertschätzung geprägten Verhältnisses zu Bo Svensson: Der Niederländer erkennt bei seinem Chef Parallelen zu einem seiner Vorgänger

Beim 3:2-Auswärtssieg in Köln steuerte Boëtius (2.v.r.) zwei Scorer-Punkte bei.

Lief es in den ersten Wochen unter FSV-Cheftrainer Bo Svensson noch eher schleppend, blühte Mittelfeldspieler Jean-Paul Boëtius in den vergangenen Wochen regelrecht auf und hat zu alter Stärke zurückgefunden. Mit bislang fünf Torvorlagen ist der 27-Jährige bester Vorlagengeber bei den Rheinhessen, beim 3:2-Erfolg in Köln sorgte er mit einem sehenswerten Treffer zudem für die Mainzer Führung und stellte seinen Wert für die Mannschaft unter Beweis. "Wenn ich das Vertrauen bekomme von meinem Trainer, bekommt er das auch wieder zurück", unterstreicht der Niederländer.

Fünfter der Rückrundentabelle, den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz fürs Erste vollzogen und ein leidenschaftliches Auftreten auf dem Platz: In den vergangenen Wochen und Monaten erlebten die 05ER einen regelrechten Aufschwung und kämpften sich seit der Rückkehr von Svensson aus einer scheinbar aussichtslosen Situation zurück auf den 14. Tabellenplatz und zu neuer Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt. Für Mittelfeldspieler Boëtius sind diese Entwicklungen Folge der akribischen Arbeit, die Trainerteam und Mannschaft Woche für Woche leisten: "Wir trainieren sehr intensiv, Bo steckt sehr viel Energie in seine Arbeit – das sieht man jetzt auch auf dem Platz", bemerkt der Niederländer, der in Svenssons Anfangszeit in Mainz zunächst nur sporadisch zum Einsatz kam und sich erst einmal hinten anstellen musste.

"Das war schwer für mich, das muss ich ehrlich sagen. Ich habe an mich selbst den Anspruch, ein Führungsspieler zu sein", verdeutlicht Boëtius, dessen Part zu Jahresbeginn häufig vom nominell etwas defensiveren Danny Latza übernommen wurde. Umso erfolgreicher lief es für den Kreativkopf in den vergangenen Wochen, in denen er zuletzt viermal in Folge von Anfang an startete. "Ich habe selbst nicht viel verändert, ich versuche immer, mein Ding durchzuziehen, Torchancen zu kreieren, viel zu laufen, Zweikämpfe zu gewinnen, für die Mannschaft und für mich zu arbeiten. Ich muss meine Quote weiter verbessern. Wenn es immer so läuft, wie gegen Köln, dann bin ich zufrieden."

05-Cheftrainer Svensson über Boëtius: "Er hat diese besonderen Fähigkeiten und kann Sachen, die nicht viele andere Spieler können."

Vergleiche mit Sandro Schwarz

In Köln verbuchte der 27-Jährige einen Treffer und eine Vorlage und ebnete so den Weg zum wichtigen, wenngleich glücklichen, 3:2. "Das war kein gutes Spiel. Wir hatten nicht so viel Ballbesitz, Köln hat das Spiel gemacht, aber wurde auch nicht so oft gefährlich. Wir waren sehr effizient, haben aus fünf Möglichkeiten drei Tore gemacht. Das war vorher auch schonmal anders, dass wir sehr viele Torchancen kreieren und keine Tore erzielen, wie gegen Schalke. Dahingehend haben wir uns verbessert", so Boëtius, der unter Svensson wieder zu alter Stärke zurückzufinden scheint.

"Er hat mir gesagt, dass ich einfach mein Ding machen, meine fußballerische Intelligenz und mein Gefühl nutzen soll, um Räume zu finden und den letzten Pass zu spielen. Auch, wenn ich mal einen Fehler mache, soll ich einfach weiter mutig spielen", erzählt der Niederländer und zieht einen Vergleich zum ehemaligen 05-Trainer Sandro Schwarz, der heute bei Dynamo Moskau unter Vertrag steht: "Man kann beide gut vergleichen. Bo ist auch immer sehr aktiv dabei und versucht Energie und Spannung in die Mannschaft zu bringen. Wenn wir in einer Trainingseinheit nicht alles aus uns rausgeholt haben, kann er auch mal lauter werden – dann sind wir sofort wieder wach."

Freude nach dem Schlusspfiff: Boëtius beim Jubel mit Kumpel Jeremiah St. Juste.

Gegenseitige Wertschätzung

Auch Svensson schätzt den variablen Mittelfeldspieler und wolle ihm auch in Zukunft künstlerische Freiheiten im Offensivspiel geben, wie der Däne eingangs der Woche berichtete: "Er spielt eine sehr wichtige Rolle bei uns, ihm muss man nicht erzählen, wie er Fußball spielen soll. Er hat diese besonderen Fähigkeiten und kann Sachen, die nicht viele andere Spieler können. Wichtig ist, dass er kontinuierlich auf diesem Niveau spielt." Wertschätzende Worte des Trainers, die Boëtius auf dem Platz mit Leistung zurückzahlen möchte: "Wenn mir ein Trainer so etwas sagt, ist das für mich enorm wichtig, das ist nicht in jeder Mannschaft so. Wenn ich das Vertrauen bekomme von meinem Trainer, bekommt er das auch wieder zurück."

Am liebsten würde der 27-Jährige damit gleich am Sonntag (18 Uhr, live auf Sky und bei 05ER.fm) gegen Hertha BSC weitermachen: "Wir wollen die drei Punkte natürlich wieder in Mainz behalten – das steht über allem. Dass man mit einer Leistung, wie wir sie in Köln gezeigt haben, gewinnt, passiert auch nicht immer. Deswegen wollen wir es dieses Mal wieder besser machen, das Spiel aggressiv angehen und versuchen, die Partie, so früh wie möglich, zu entscheiden."

Dabei könnte auch Verteidiger Jeremiah St. Juste wieder eine wichtige Rolle spielen. Der zweite Niederländer im Team der Rheinhessen befindet sich seit Wochen im Formhoch und wurde dafür im März mit der Nominierung in den vorläufigen Kader der Nationalmannschaft belohnt. Kumpel Boëtius freut sich für seinen Landsmann: "Das war natürlich schön. Man sieht, dass man auch in der Bundesliga seine Chance bekommt, sich für die Nationalmannschaft zu empfehlen, egal ob man für die Bayern spielt oder bei Mainz. Es ist einfach wichtig für ihn, dabei gewesen zu sein. Die Erfahrungen, die er da sammeln konnte, bringt er jetzt auch in Mainz wieder ein. Diesen Weg muss er weitergehen, ich kenne ihn und sein Potenzial schon lange. Jetzt ist er 24 Jahre alt und macht die richtigen Schritte. Ich hoffe für ihn von ganzem Herzen, dass er diesen Weg weitergeht. Dann gibt es keine Limits."