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Profis 13.04.2021 - 18:30 Uhr

"Wir haben gesagt: 'Hoffentlich arbeiten wir nochmal zusammen'"

Leandro Barreiro sprach am Dienstag über sein besonderes Verhältnis zum Cheftrainer, seinen festen Glauben an den Klassenerhalt sowie seine Rolle als Repräsentant Luxemburgs

Gefragter Mann: In der Rückrunde ist Barreiro unumstrittener Stammspieler beim FSV und defensiv wie offensiv ein wichtiger Faktor im Mainzer Spiel.

Zu Wochenbeginn hatte der Cheftrainer eine Lanze gebrochen für Eigengewächs Leandro Barreiro, den er im Anschluss an ein Testspiel (Barreiro: "So gut war ich in dem Spiel gar nicht") einst selbst zum FSV gelotst hatte. Einen Tag später bat der Spieler selbst zum Mediengespräch und wusste gleichfalls nur Gutes zu berichten über seinen Chef, mit dem er auch ganz ohne regelmäßigen Austausch bestens harmoniere. "Wir wissen beide, wie wir ticken. Dafür muss ich nicht jeden Tag beim Trainer im Büro sitzen. Wir verstehen uns gut, da muss man nicht so viel reden. Bo will aus der ganzen Mannschaft jeden Tag das Maximale herauskitzeln, das war schon in den U-Mannschaften so", erläuterte der Luxemburger einen der Vorzüge des Dänen.

Zunächst einmal blickte der 21-jährige Mittelfeldmann der 05ER zurück. Im Frühsommer 2019 hatte er - schon damals mit Profi-Erfahrung ausgestattet - unter Svensson soeben sein letztes Spiel für die Mainzer U19 absolviert. Da galt es Abschied zu nehmen von seinem Förderer – vorerst. "Ich weiß es noch genau. Wir haben gesagt: 'Hoffentlich arbeiten wir nochmal zusammen, vielleicht sogar in Mainz', und haben gelacht. Wir waren ja beide ziemlich sicher, dass es dazu so schnell nicht kommen würde." Gute anderthalb Jahre und vier Cheftrainer später wurde dieser hehr anmutende Wunsch unverhofft Realität. Denn Anfang Januar kehrte Svensson bekanntlich aus Liefering zurück an den Bruchweg, übernahm das Team nach 14 Partien mit sechs Zählern auf dem Konto. Was viele als fließendes Übergangshalbjahr und Vorbereitung auf das drohende Zweitliga-Jahr verstanden, begriffen Barreiro und seine Teamkollegen als Chance. Des Trainers Worte, um den Klassenerhalt kämpfen zu wollen, schenkten sie Glauben, folgten seinem Plan. Und sind bislang belohnt worden mit nunmehr 22 Zählern aus 14 Partien unter dem 41-Jährigen. Zwischenfazit: Aktuell Tabellenplatz 14 und die berechtigte Aussicht auf Bundesliga-Jahr 13 in Serie. Den letzten Aufstieg 2009 hatte der heutige Cheftrainer im Übrigen selbst als 05-Profi mitfeiern dürfen.

Die erste Sommervorbereitung mit den 05-Profis absolvierte Barreiro 2018 (re. Gerrit Holtmann).

Immer ans Maximum gehen

Völlig überraschend sei die bislang so furiose Aufholjagd für ihn nicht gekommen, berichtet Barreiro zwei Tage nach seinem Siegtor von Köln: "Ich war sehr glücklich, als feststand, dass er als Trainer zurückkommt, weil wir schon gut zusammengearbeitet hatten. Ich war sicher, dass er uns in die richtige Spur bringen würde. Er erdet jeden Spieler und vermittelt das Gefühl, dass wir eine Mannschaft sind und es nur zusammen schaffen können. Jeder muss Gas geben, um zu zeigen, dass er spielen möchte. Die Intensität ist hoch, er lässt nur das Maximum gelten, greift im Training sofort ein, wenn das nicht der Fall ist. Ich habe einfach gehofft, dass er es wie in der Jugend auch bei den Profis macht."

Dem Team geholfen, die Entwicklung der vergangenen Monate zu nehmen, haben laut dem Profi letztlich aber auch schlicht und ergreifend die eingefahrenen Punkte. "Was wir abliefern, ist auch dem geschuldet. Es war in der Hinrunde sicher nicht so, dass wir kein Team waren. Aber es war eine wilde, chaotische Phase ohne viele positive Momente", sagt Barreiro rückblickend. "Es braucht Erlebnisse und Ergebnisse", hatte der Cheftrainer selbst bereits Anfang Februar im 05-Newsletter prognostiziert, worauf es unter anderem ankommen werde auf der langen Reise bis zum 34. Spieltag. Gesagt, getan: Die 05ER haben die Abstiegsplätze mittlerweile mit einem gemeinschaftlichen Kraftakt verlassen, wohlwissend, dass das Glas nun zwar (mindestens) halb voll, der Sack aber längst noch nicht zu ist.

Nach dem Köln-Spiel gelang Barreiro der erneute Sprung in die SPORTSCHAU-Elf des Spieltags.

Stolzer Repräsentant Luxemburgs

Die Zuversicht jedenfalls ist ungebrochen: "Ich glaube seit dem ersten Spieltag an den Klassenerhalt, das gilt nach wie vor", sagt der seit Sonntag zweifache Bundesliga-Torschütze, der nicht zuletzt auch von der offensiveren Rolle unter Svensson profitiert und die offensiven Freiheiten genießt, ohne Druck zu verspüren. "Ich will natürlich Tore schießen, dafür spielt man Fußball, auch wenn ich weiß, dass es nicht meine primäre Aufgabe ist. Da mache ich mir keinen Druck. Ich habe regelmäßig meine Chancen, das ist angenehm."

Gegen weitere spielentscheidende und richtungsweisende Treffer auf dem Weg zum Klassenerhalt hätte er aber selbstredend nichts einzuwenden. Und würde damit sicher auch die Landsleute stolz über die Landesgrenze blicken lassen, wie Barreiro weiß: "Ich repräsentiere hier auch mein Land und freue mich über die Wahrnehmung. Die Luxemburger verfolgen meinen Weg natürlich, verfolgen die Bundesliga aber ohnehin unabhängig von mir, weil es eine der besten Ligen der Welt ist." Das Eigengewächs - laut seinem Trainer ein "exemplarischer Mainz-05-Spieler" - der 05ER ist mittendrin und gleichzeitig auf dem besten Weg dahin, zu einem der prägenden Gesichter rund um den Bruchweg zu werden.