Profis 03.01.2024 - 17:35 Uhr
Burkardt: "Froh, dass diese Zeit hinter mir liegt"
Der 05-Angreifer ist dankbar, gesund und im Trainingslager in Marbella dabei zu sein / 23-Jähriger sieht noch einen langen Weg bis zur vollständigen Fitness
Im Abstiegskampf ist die Sehnsucht nach hoffnungsstiftenden Momenten und Personen, die diese verkörpern, oftmals groß. Jonathan Burkardt hat dem 1. FSV Mainz 05 und seinen Fans seit Ende November zwei dieser für die Stimmungslage nicht zu unterschätzenden Momente beschert. Zunächst das emotionale Comeback des Angreifers nach über einjähriger Verletzungspause in Hoffenheim und am Neujahrstag die Vertragsverlängerung bis 2027. Im Trainingslager in Marbella präsentiert sich Burkardt auch deshalb bestens gelaunt und vor allem eines: "dankbar, hier dabei und gesund zu sein." Aber er bremst die Euphorie: "Ich brauche nicht von mir zu denken, dass ich derjenige bin, der alles dreht und unser ganzes Spiel verändert." Dennoch ist er sich seines positiven Einflusses auf die generelle Stimmung bewusst. "Da sehe ich meine Aufgabe, nicht als Hoffnungsträger."
Im vergangenen Jahr konzentrierte sich der 23-Jährige voll und ganz auf seinen Genesungsprozess, bekundete aber schon damals dem Verein gegenüber sein großes Interesse, den Vertrag zu verlängern. Es sei für ihn schon ziemlich früh klar gewesen, länger zu bleiben. Als wieder "Land in Sicht" war, also Burkardt wieder nah an der Schwelle zur Rückkehr in den Trainingsbetrieb stand, setzten sich beide Parteien zusammen - und einigten sich schnell auf eine Verlängerung bei dem Klub, für den das Eigengewächs bereits seit der U14 aufläuft. "Es hat jetzt einfach gepasst", so Burkardt, dem die Verlängerung nach seiner Verletzung auch Sicherheit gibt. "Wir haben so ein gutes, vertrautes Verhältnis zueinander. Auch die Unterstützung der Fans, die ich in dieser Zeit erfahren habe, war einmalig. Ich bin sehr glücklich, fühle mich richtig wohl und bin hier zuhause."
Trainingslager als wichtiger Teil auf dem langen Weg zur vollständigen Fitness
Die Wertschätzung der Mainzer Verantwortlichen sei immer da gewesen, vor allem in der sich immer länger ziehenden Verletzungspause. Vielleicht zweifelte Burkardt auch deshalb nie daran, wieder auf den Platz zurückkehren zu können. Aber nicht alle Tage waren leicht. "Man fragt sich dann, wo das noch alles hinführen soll und ob es noch Sinn macht, was ich gerade tue. Aber ich wusste immer, dass ich alles dafür tun will. Ich bin froh, dass diese Zeit hinter mir liegt." Ein ganzes Jahr zu verpassen, sei nicht ohne. Im Alter von 16 Jahren war Burkardt schon mal für acht, neun Monate raus. "Deswegen kannte ich das schon, aber ein Jahr Pause ist nicht ohne."
Das merkt der Offensivspieler auch in Marbella noch deutlich. Zwar sammelte Burkardt in allen Partien bis zur Winterpause Einsatzminuten und trainierte mit. Doch vollständig auf dem alten Leistungsniveau sieht er sich deshalb noch lange nicht - auch nach dem Trainingslager. "Ich habe im vergangenen Jahr eine einzige vollständige Trainingswoche mit der Mannschaft machen können. Es ging alles sehr schnell und die Pause zwischen den Jahren war kurz. Ich glaube, es ist auch nicht normal, nach einem Jahr direkt 20, 30 Minuten und Startelfeinsätze zu bekommen. Ich habe mich dafür bereit gefühlt. Komplett fit war ich noch nicht, das muss ich zugeben. Aber ich werde wieder dahinkommen."
Ansprechpartner für jungen Teamkollegen
Burkardt will gemeinsam mit seinen Teamkollegen dafür sorgen, dass sich die 05ER im Abstiegskampf belohnen und wichtige Punkte sammeln, um aus dem Tabellenkeller zu kommen. "Wir haben gerade unter Jan Siewert ein paar gute Spiele gemacht, aber zu wenig aus unseren Chancen rausgeholt." Der Ansatz des neuen Cheftrainers sei etwas "fußballerischer und mehr am Gegner orientiert". In seiner persönlichen Rolle auf dem Platz gebe es aber keinen Unterschied. Mit allzu hohen Erwartungen möchte Siewert seinen Spieler aber auch nicht aufladen. In der Zeit, die er auf dem Platz stehe, solle er mit seiner Art und Weise vorangehen: "Mit vielen Tempoläufen, Anlaufen, Räumen, die ich schaffe und auch mal selbst treffen, so Burkardt.
Aufgrund seiner gemachten Erfahrungen kann Burkardt momentan einem jungen Teamkollegen Hilfe und Unterstützung geben, der ebenfalls schon längere Zeit ausfällt und gerade einen kleinen Rückschlag erlitten hat. Nelson Weiper fehlt dem FSV verletzungsbedingt seit Mitte September. "Wir sehen uns ab und zu am Bruchweg. Ich habe schon ein paar mal mit ihm gesprochen." Vor allem im Umgang mit den Problemen, den ein so langer Ausfall mit sich bringe, steht er dem 18-Jährigen gerne zur Seite. Denn er weiß selbst am besten, dass man die Hoffnung niemals aufgeben darf.