Profis 11.06.2021 - 16:45 Uhr
Busenkell: "Ich muss mich manchmal zwicken"
Seit 21 Jahren Teil der Athletiktrainer des FSV, seit 14 Jahren Fitnesscoach bei der DFB-U21: An eine Saison wie die letzte kann sich selbst Axel Busenkell nicht erinnern
Axel Busenkell ist eine unverzichtbare Konstante bei den Profis des 1. FSV Mainz 05. Seit 21 Jahren kümmert er sich als Teil des Athletik-Trainerteams um die Fitness, Kondition und das Aufbautraining der Spieler. Auch beim DFB ist der 49-Jährige schon 14 Jahre als Fitnesscoach der U21-Nationalmannschaft tätig. Busenkell hat viel erlebt in diesen Jahren, doch an eine Zeit wie die zurückliegenden Monate, mit dem geschichtsträchtigen Klassenerhalt und dem sensationellen Gewinn der U21-EM, kann selbst der langjährige 05ER sich nicht erinnern.
Zum Durchatmen bleibt ihm nur eine Woche, in der er "mal gar nichts machen will". Nach dem letzten Spieltag mit dem FSV beim VfL Wolfsburg reiste Busenkell mit der DFB-U21 nur einen Tag später schon in ein Kurz-Trainingslager vor der EM-Endrunde, wo die deutsche Elf, gespickt mit aktuellen und ehemaligen Mainzern, am Ende überraschend den Titel feiern konnte. "Ich muss mich manchmal zwicken und mir selbst sagen: 'Komm mal wieder runter'. Es wird auch noch ein bisschen dauern, bis man alles realisiert hat. Aber es ist wichtig, dass zu realisieren, weil es außergewöhnlich war, was passiert ist", sagt Busenkell.
Zunächst die Saison mit dem FSV, seine mittlerweile 21. als Teil des Teams um das Team. Als der gebürtige Andernacher in der Saison 2000/01 am Bruchweg ankam, war Jürgen Klopp noch Spieler, René Vandereycken Trainer und die 05ER ein abstiegsgefährdeter Zweitligist. Klopp wurde am Rosenmontag 2001 zum Chefcoach befördert, der Rest ist Geschichte. Viele Spieler und Übungsleiter hat er seitdem kommen und gehen sehen, Aufstiege verpasst und geschafft, zahlreiche Abstiegskämpfe bestritten, Qualifikationen für den europäischen Wettbewerb gefeiert. Doch "nein, so eine Saison wie die letzte habe ich noch nicht erlebt", sagt Busenkell.
"Alle sind gleich"
"Im letzten halben Jahr war es super harmonisch“, erzählt er von den vergangenen Monaten als Teil des Teams um Cheftrainer Bo Svensson, in der die 05ER ihre sensationelle Aufholjagd starteten und erfolgreich abschlossen mit dem Klassenerhalt. "Es macht Spaß, Teil des Teams zu sein. Bo hat es geschafft zu vermitteln: alle sind wichtig im Staff, alle sind gleich und die Mannschaft steht im Fokus. Um die geht’s und für die sind wir da", so Busenkell. "Es ist eine sehr positive Atmosphäre entstanden und das war mit Sicherheit auch ein Aspekt, der zum Erfolg beigetragen hat."
In seiner Funktion als Leiter Rehabilitation arbeitet er meist individuell mit den Spielern zusammen. So entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen Busenkell und seinen Schützlingen, auch über persönliche Dinge wird gesprochen. Auch Svensson kennt er aus dieser Perspektive. „Ich habe ihn mal ein Jahr betreut, als er noch Spieler war, in dem wir sehr viel Zeit verbracht haben. Er weiß, wie wichtig es ist, dass es im Team Vertrauenspersonen für die Spieler gibt“, so der 49-Jährige, der diese Rolle auch schon lange bei der U21 des DFB einnimmt.
"Man hatte immer das Gefühl, eine große Familie zu sein"
Eine besondere Stimmung herrscht dort, seit Stefan Kuntz das Zepter als Trainer übernommen hat, findet Busenkell. "Die letzten drei Turniere waren dahingehend besonders, weil das Trainerteam und der Staff es immer geschafft haben, eine Einheit zu bilden. Man hatte immer das Gefühl, eine große Familie zu sein und das alle miteinander können", schildert er und zieht Vergleiche zur Rückrunde der 05ER: "Es war mindestens genauso gut, wie das, was bei uns in Mainz passiert ist. Man kann das schon vergleichen. Die Mannschaft hat an sich geglaubt und sich gegenseitig gepusht, so dass dann diese Leistung zustande kam."
Am Ende kam der U21-EM-Titel dabei raus, den Busenkell zusammen mit den beiden FSV-Profis Finn Dahmen ("Für Finn war es eine sensationelle Geschichte, praktisch ohne große Spielerfahrung die Spiele machen zu dürfen. Er hat im Training so überzeugt, dass man gar nicht an ihm vorbeikonnte."), Jonny Burkardt ("Für Jonny ist es nochmal eine andere Möglichkeit, sich zu beweisen, wie gut er ist.") sowie dem ehemaligen 05ER Ridle Baku ("Ridle wird mit Sicherheit seinen Weg gehen und hat großen Anteil an dem Erfolg, weil viele ihn auch ein bisschen als Vorbild sehen und er es geschafft hat, als U21-Spieler schon bei der A-Mannschaft dabei zu sein.") feiern durfte. "Die Stimmung war ausgelassen und es war auf jeden Fall schon hell, als die Party langsam zu Ende ging", berichtet er.
Nach seiner kurzen Pause geht es für Busenkell und seine Kollegen beim FSV nahtlos weiter mit der Planung der Vorbeitung auf die kommende Saison. Und das Jahr könnte für den 49-Jährigen noch ein weiteres Highlight bereithalten: Die Teilnahme mit dem DFB-Team an den Olympischen Spielen in Tokio.