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Profis 10.01.2024 - 17:30 Uhr

Heidel: "Gemeinsam eine neue Geschichte schreiben“

Der Sportvorstand im Interview über Zuversicht im Abstiegskampf & Voraussetzungen für ein erfolgreiches Bestehen der Mission Klassenerhalt

Christian Heidel Abstiegskampf 2024

Das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am Samstag (15:30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm, Tickets im Online-Shop) naht. Für den FSV ist diese Partie mehr als nur der Pflichtspielauftakt ins Jahr 2024. Das Spiel soll gleichzeitig der Startschuss sein für eine Aufholjagd: Zehn Punkte bisher sind eine magere Ausbeute, werden für die erneute Qualifikation zur Bundesliga doch vielleicht um die 35 Zähler nötig sein. Sportvorstand Christian Heidel sagt, wie das gelingen kann – und schwört alle 05ER auf einen emotionalen, aber auch langwierigen Abstiegskampf ein.

Christian, am Sonntag ist die Mannschaft aus dem Trainingslager in Marbella zurückgekehrt. Welche Argumente hat sie dort geliefert, damit wir an einen positiven Ausgang dieser Saison hoffen können?

Heidel: Die Mannschaft hat bestätigt, was wir in ihr sehen. Sie ist absolut intakt, alle ziehen an einem Strang, die Stimmung ist fokussiert und gut. Sie hat auch die nötige Qualität, um im Abstiegskampf zu bestehen. Die verletzten Spieler, die jetzt ins Team zurückkehren, heben unser fußballerisches Niveau weiter an, auch wenn noch nicht gleich alle wieder verfügbar sein werden. Aber die positive Tendenz, die wir bei den letzten Spielen im vergangenen Jahr gesehen haben, hat sich in Marbella eindeutig bestätigt.

Dennoch war die Punktausbeute vor Weihnachten zu gering. Was muss die Mannschaft bringen, um die Leistung endlich auch häufiger in Zählbares umzumünzen?

Heidel: Klar ist, wir haben gar nicht so häufig verloren, aber eindeutig zu wenig gewonnen. Die Unentschieden sind gut für den Kopf, aber nicht gut genug für die Tabelle. Taktisch, spielerisch und physisch sind wir absolut konkurrenzfähig. Am Ende wird aber auch der Kopf darüber entscheiden, ob wir in diesem Abstiegskampf bestehen können. Wille, Mut, Leidenschaft, Leidensfähigkeit sind wichtige Faktoren. Das trägt die Mannschaft in sich. Den positiven Geist, die Überzeugung, das Ziel auch erreichen zu können, müssen wir uns jetzt einfach erarbeiten, zur Not auch immer wieder und wieder gegen Widerstände. Wir dürfen jetzt nicht mehr nachlassen und vor allem: Wir dürfen niemals aufgeben! Im besten Fall entwickeln wir wieder einen positiven Flow, ein Selbstverständnis in unserem Spiel, das vieles einfacher werden lässt.

Können dabei auch noch neue Spieler helfen?

Heidel: Konkret geplant ist das nicht. Während einer Transferperiode werde ich Transfers aber auch nie ausschließen. Neue Spieler müssten allerdings auch eine neue Qualität in den Kader einbringen und das sofort. Das ist auf dem gesuchten Niveau für uns auch schwer zu finanzieren, aus meiner Sicht aber ohnehin der falsche Ansatz. Wir haben einen guten Kader mit hohem Identifikationspotenzial. Das sind alles gute Jungs, mit denen wir zweieinhalb sehr gute Jahre erlebt haben. Jetzt haben wir eine schwierige Halbserie hinter uns, mit viel Verletzungspech und fehlendem Spielglück, aber auch sehr durchwachsenen Leistungen. Wir dürfen und werden uns da nichts vormachen - die Tabelle lügt nicht. Wir müssen uns da jetzt selbst rausarbeiten. Alle im Verein sind in der Pflicht, alles dafür zu tun, dass Mainz 05 erstklassig bleibt, wie in den letzten 14 Jahren.  

Fans MEWA ARENA Abstiegskampf

Zuversicht beim Sportvorstand: Nicht zuletzt, "...weil unsere Fans trotz der vielen sieglosen Spiele ein sehr gutes Gespür bewiesen haben. Sie haben der Mannschaft massiv den Rücken gestärkt."

Der Verein hat auf der Trainerposition noch vor Weihnachten Klarheit geschaffen und Jan Siewert mit der Mission Klassenerhalt beauftragt. Wie erlebst du ihn in diesen Tagen?

Heidel: Fokussiert, leidenschaftlich. Er brennt für diese Aufgabe. Jan Siewert steht für den Mainzer Weg, den wir bei Spielern und Trainern durchziehen wollen, wann immer es geht. Jan kommt als Cheftrainer im Nachwuchs und Trainer der U23 aus unserem Verein, ihm müssen wir Mainz 05 nicht erst noch erklären. Er hat der Mannschaft seit Anfang November positive Impulse gegeben, sich so bei der Trainerentscheidung in die Pole Position gebracht und sich diese große Aufgabe verdient. Das ist kein Selbstläufer, aber hat für uns eine gewisse Logik. Wir entwickeln unsere Leute selbst und schenken Vertrauen, so dass sie sich bewähren können. Damit haben wir in der Vergangenheit häufig sehr gute Erfahrungen gemacht.

Abstiegskämpfe sind immer auch eine große Herausforderung für einen ganzen Verein. Ist Mainz 05 bereit dafür?

Heidel: Bei diesem Thema bin ich zugegebenermaßen sehr wachsam und sensibel. Ich weiß aus Erfahrung, dass bei uns immer ein Rädchen ins andere greifen muss, damit wir erfolgreich sein können. Im Abstiegskampf gilt das umso mehr, nicht nur für die Mannschaft, für den ganzen Verein, auch für Funktionsträger, Mitarbeiter, Fans. Das bedeutet: Jetzt zählen nur noch der Kampf gegen den Abstieg und keine Nebenkriegsschauplätze. Mainz 05 muss zusammenhalten, sonst haben wir keine Chance gegen Konkurrenten wie beispielsweise den 1. FC Köln, der unglaubliche Fanmassen mobilisieren kann, oder Union Berlin, die sich einen Champions-League-Kader zusammengestellt haben. Und wir brauchen einen langen Atem, dürfen uns von Rückschlägen, die sicher auch kommen werden, nicht aus der Bahn werfen lassen. Der Vorteil von Mainz 05 war immer, dass wir alle als Einheit aufgetreten sind. Wir sind in 30 Jahren einmal abgestiegen. Dabei soll es auch im Sommer bleiben.

Worin liegt diese Zuversicht begründet?

Heidel: Weil die Entwicklung im gesamten Verein über die vergangenen drei Jahre eigentlich positiv ist. Und weil unsere Fans trotz der vielen sieglosen Spiele ein sehr gutes Gespür bewiesen haben. Sie haben der Mannschaft massiv den Rücken gestärkt, sie trotz ausbleibender Ergebnisse angefeuert, auch mal nach schlechten Leistungen kritisiert. Aber alles konstruktiv und unterstützend. Nur so geht es.

Mainz 05 verfügt über eine gewisse Tradition beim Bewältigen von Abstiegskämpfen. Manche Beobachter vergleichen die aktuelle Situation bereits mit jener vor der Aufholjagd mit Bo Svensson aus der Rückrunde der Saison 2020/21. Lässt sich das miteinander vergleichen?

Heidel: Nur schwer. Alle Abstiegskämpfe während meiner Zeit bei Mainz 05 hatten ihre eigene Geschichte. Als wir vor drei Jahren mit Bo die Aufgabe in Angriff genommen haben, war einiges anders als heute. Die sportliche Ausgangssituation damals würde ich als schlechter bezeichnen, vor allem aber haben unsere Fans als positive Verstärkung gefehlt, die Spiele waren aufgrund von Corona ja ohne Zuschauer. Wir brauchen auch nicht zurückschauen. Jeder Abstiegskampf hat seine eigene Note, jetzt ist es für uns alle an der Zeit, gemeinsam eine neue Geschichte zu schreiben über die wir noch in Jahren reden werden. Wir wissen, wie Abstiegskampf geht, aber wir müssen es gemeinsam leben. Dann haben wir eine gute Chance. Lasst uns am Samstag gegen Wolfsburg in einem Hexenkessel MEWA ARENA beginnen.

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