• Home
  • News
  • Svensson: "Dann hast du ein anderes Spiel"

Profis 09.01.2022 - 16:25 Uhr

Svensson: "Dann hast du ein anderes Spiel"

Rote Karte für Alexander Hack und Elfmeter leiten Niederlage in Leipzig ein

Veränderte das Spiel: Die Rote Karte gegen Alexander Hack, der ein Elfmeter und der Rückstand folgten.

20 Minuten lang deutete vor der Geisterkulisse der Leipziger Arena rein gar nichts darauf hin, dass der 1.  FSV Mainz 05 am Ende dieser Partie mit der höchsten Niederlage seit der Amtsübernahme von Bo Svensson die Heimreise antreten würde müssen. Doch dann kam die Szene, in der Alexander Hack innerhalb weniger Sekunden gleich zwei Missgeschicke unterliefen, die der 05-Coach als "Höchststrafe" bezeichnete. Mit der Folge, dass die Mainzer anschließend mit 0:1 hinten lagen, fortan nur noch zu zehnt auf dem Platz standen und sich plötzlich komplett im falschen Film wähnten. "Mit Rückstand und in Unterzahl hier 70 Minuten zu spielen, ist natürlich schwer. Dann hast du ein anderes Spiel", kommentierte der Mainzer Cheftrainer die 1:4-Niederlage bei RB Leipzig zum Rückrundenauftakt in der Bundesliga.

Der Auftritt des 05-Teams in Leipzig hatte eigentlich sehr vielversprechend begonnen Die Gäste erstickten den Spielaufbau des Gegners anfangs mit aggressivem, hohem Pressing. RB hatte seine liebe Mühe, den Ball überhaupt in die Hälfte der 05er zu transportieren. Vorne liefen Jean-Paul Boëtius, Jonathan Burkardt und Karim Onisiwo die Leipziger Abwehrspier häufig schon an deren Strafraum an, unterbanden Ballbesitzaktionen, hatten immer wieder Ballgewinne mit guter Ordnung und klarem Positionsspiel. "Ich fand, dass wir eigentlich gut reingekommen sind ins Spiel, haben den Gegner unter Druck gesetzt und umgesetzt, was wir vorhatten", befand Svensson nachher. "Wir haben den Gegner vom Tor weggehalten, waren gefühlt fast stärker, ohne dass wir aber was herausgespielt haben", ergänzte Martin Schmidt. "Dann kam jedoch der Elfer, den wir selbst eingeleitet haben, quasi ein doppelter Blackout", so er 05-Sportdirektor. "Elfer und Platzverweis, das war mit Sicherheit spielentscheidend für uns."

09.01.2022

Beim Abspielen dieses Video werden Daten an YouTube weitergegeben. Weitere informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Silva verwandelt Strafstoß sicher

Im Detail war folgendes passiert: Hack, in Abwesenheit des in Quarantäne befindlichen Moussa Niakhaté aus dem Zentrum der Dreierkette mal wieder auf die linke Position gewechselt, vertändelte im Aufbau den Ball gegen den ihn anlaufenden André Silva.  Der RB-Torjäger passte in die Mitte zu Yussuf Poulsen, dessen Schuss Robin Zentner noch abwehrte. Der Abpraller jedoch landete bei Silva, den Hack nur am erfolgreichen Abschluss hinderte, indem er seinen Oberarm in die Schussbahn brachte.  Deniz Aytekin brauchte in diesem Fall keine Unterstützung aus dem Kölner Keller, der Schiedsrichter gab Elfmeter, zeigte Hack die Rote Karte, Silva versetzte beim Strafstoß den 05-Keeper und erzielte das 1:0.

In Überzahl kam das Passspiel der Leipziger, die trotz ihrer diversen Corona-Fälle mit einer Champions-League-tauglichen Anfangsformation aufgelaufen waren, ins Rollen. Das Team von Domenico Tedesco schaffte es jedoch zunächst nicht, aus seiner personellen Überlegenheit Kapital zu schlagen, weil die Mainzer nach der Umstellung auf ein 4-3-2 zwar tiefer standen, aber engagiert und kompakt verteidigten. "Wir haben es auch zu zehnt noch ordentlich gemacht", lobte Zentner seine Vorderleute.

Turbulente Viertelstunde

Doch dann kam diese turbulente Viertelstunde nach der Halbzeit, die der 05-Sportdirektor "wieder so einen Blackout" nannte. Noch keine zwei Minuten waren nach dem Seitenwechsel vergangen, da ließen sich die Mainzer von einem steil geschlagenen Flugball von Tyler Adams überraschen, der beim eingewechselten Christopher Nkunku landete, der wiederum Dominik Szoboszlai bediente. Gegen dessen wuchtigen Schuss unter die Latte war Zentner chancenlos. Die Hoffnung, der Videoassistent werde den Treffer aberkennen, weil Szoboszlai vor Nkunku schon einmal am Ball gewesen sei und dabei im Abseits gestanden habe, erfüllte sich nicht. Der Ungar hatte beim Kopfballversuch den Ball gar nicht berührt.

Und dann schienen die Mainzer urplötzlich wieder zurück im Spiel zu sein. Boëtius schickte Onisiwo in den gegnerischen Strafraum. Der Österreicher ließ Adams ins Leere rutschen, bevor er auf Jae-Sung Lee zurücklegte, der den Ball aus kurzer Distanz unter die Latte hämmerte.  Nur ein Hoffnungsschimmer, der wenig später schon wieder verschwunden war, weil Nkunku nach Szoboszlai-Pass den alten Abstand wieder herstellte und Silva nach einem weiteren Ballverlust der 05er sogar auf 4:1 für die Gastgeber erhöhte.

Nur ein kurzer Hoffnungsschimmer war der Anschlusstreffer von Jae-sung Lee in der zweiten Hälfte.

Drittes Gegentor zieht den Stecker

Es war eine gute Viertelstunde, die der 05-Torhüter nachher als "nervig" bezeichnete, die letztlich die klare Niederlage besiegelte. "Konzentrationsfehler, Stellungsfehler. Sehr unnötig, sehr bitter“, klagte Robin Zentner. "Wir hatten nach dem Platzverweis das Selbstvertrauen, dass wir hier noch was holen können. Das 3:1 direkt nach unserem Anschlusstreffer hat uns aber auf jeden Fall den Stecker gezogen und dann hat man gemerkt, das wird ganz schwer. Nach unserem Tor waren wir uns vielleicht zu sicher, da kam die Euphorie, vielleicht haben wir gedacht, wir können ja doch noch was holen. Dann darfst du aber nicht so schnell das dritte und vierte bekommen. Du musst es weiter offenhalten, so, wie wir es davor gemacht haben, die Chancen, die wir haben, nutzen, aber da kam dann auch keine mehr.“  Der Treffer von Lee war im Grunde die einzige klare 05-Möglichkeit im Spiel.  Zugutehalten muss man der Mannschaft, dass sie sich bis zum Ende wehrte, in ihre Defensivordnung zurückfand und die Niederlage nicht noch höher ausfallen ließ.

"Heute haben wir eine Delle bekommen, die wir wegstecken müssen", erklärte Martin Schmidt nach dem Abpfiff. "Wir müssen positiv bleiben, es wird uns nicht in jedem Spiel die ganze Abwehr fehlen. Mund abputzen und weiter. Nach dem Anschlusstor waren wir wieder dran, sind dann zweimal ausgekontert worden. Das passiert schon mal. Punkt." Und Zentner fügte hinzu: "Es war ein nerviges Spiel. Das müssen wir schnell abhaken und einfach aus den nächsten Spielen wieder Punkte holen."