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Profis 18.12.2017 - 10:30 Uhr

"…dann musst du das Ding auch reinhauen"

Fabian Frei gelingt beim 2:2 in Bremen der erste Bundesliga-Treffer

Sekunden nach dem Ausgleichtreffer von Fabian Frei war die Partie im Weserstadion beendet. ©rscp

Die ganz späten Momente im Weserstadion hat Pablo De Blasis offenbar abonniert. Vor einem Jahr sicherte der Argentinier mit seinem Last-Minute Kopfball auf Flanke von Gerrit Holtmann in der zweiten Minute der Nachspielzeit den 2:1-Sieg beim SV Werder Bremen. Beim 2:2 am Samstag im letzten Spiel der Bundesliga-Vorrunde fand der Publikumsliebling mit seiner Diagonalflanke den vollkommen blank stehenden Fabian Frei, der dem Team noch das lange Zeit nicht mehr für möglich gehaltene 2:2 bescherte, das dem Klub das Überwintern auf dem Relegationsplatz ersparte. Da waren es schon drei Minuten über die reguläre Zeit.

Die Aktion, die bei der Mannschaft von Sandro Schwarz alle Dämme brechen ließ, zu einem Platzsturm von Trainercrew, Funktionsteam und Ersatzspielern führte und am Ende zu einer Menschen-Pyramide, die den Torschützen unter sich begrub, begann mit einem Einwurf auf dem linken Flügel. Daniel Brosinski warf den Ball bis in den Bremer Strafraum, Milos Veljkovic klärte per Kopf auf De Blasis, der sofort eine weite Flanke diagonal vors Tor abfeuerte. Hinten stand Frei und vollstreckte. Zu einem Punktgewinn im letzten Bundesligaspiel des Jahres, der so wichtig für die Moral, für die Tabelle, für alles war. "Vor dem Einwurf habe ich schon Richtung zweiten Pfosten geschaut und gesehen, dass wir dort in Überzahl waren. Als der Ball abgewehrt wurde, habe ich ihn direkt dahin geschlagen", schilderte De Blasis die Situation. Der 29-Jährige mag eine Menge roter Trikots am langen Pfosten gesehen haben, den Torschützen allerdings nicht.

Schlusspunkt einer starken zweiten Halbzeit

Fabian Frei entschloss sich spontan, den Weg nach vorne zu suchen. "Ich stand da in der 93. Minute relativ alleine ganz hinten und habe gedacht, wenn die Bremer keinen Spieler vorne lassen, dann kann ich ja mit nach vorne gehen", sagte der Schweizer nach seinem ersten Bundesligator. "Ich bin nach vorne gerannt, die haben mich vielleicht nicht ernst genommen, der Ball ist gekommen, dann musst du das Ding auch reinhauen." Der Nationalspieler setzte damit für sich selbst den Schlusspunkt auf eine starke zweite Halbzeit. Schwarz hatte Frei nach der Pause als Innenverteidiger ins Rennen geschickt, den angeschlagenen Leon Balogun rausgenommen und mit Emil Berggreen einen Mittelstürmer in die Partie geworfen, um sich gegen die Niederlage zu stemmen. "In der ersten Halbzeit habe ich mich der Mannschaftsleistung angeschlossen, da waren wir richtig schlecht. Wir haben das 15 Minuten lang angesprochen in der Kabine, dass es so nicht geht, dass jetzt eine Reaktion kommen muss. In der zweiten Hälfte - ich will nicht sagen, dass es eine sehr gute Halbzeit war - haben wir zwei Tore geschossen und hinten nur noch wenig zugelassen." Frei überzeugte dabei mit kompromissloser Zweikampfführung und gutem Spielaufbau von hinten heraus. Schon das 1:2, das Robin Quaison erzielte, bereitete der Schweizer mit vor.

De Blasis in ungewohnter Rolle

De Blasis wechselte im zweiten Durchgang von der Zehnerposition auf die Doppelsechs. Mit dieser Rolle des Argentiniers kamen die Bremer nicht zurecht, wussten den 05-Profi, der ungewohnte Wege ging und unermüdlich überall Zweikämpfe führte, nicht zu greifen.  "Wir wollten ihn zunächst im Zehnerbereich haben, weil er läuferisch stark ist auch gegen den Ball. Er sollte Räume suchen, Bälle abholen", erklärte der Coach. Das gelang wie vieles vor der Pause nicht. Trotzdem hatte De Blasis die große Chance zum Anschlusstreffer, scheiterte aber aus kurzer Distanz am Torhüter. Nach dem Wechsel setzte sich der Not-Sechser besser in Szene. "Pablo sollte viel laufen und die Bälle verteilen", sagte Schwarz. Der entscheidende Ball kam dann perfekt.

"Ich glaube, aus solchen Spielen muss man das Negative ansprechen und das Positive mitnehmen. Am Dienstag beginnt es von null. Wir haben ein Heimspiel gegen einen Gegner, der absolut in unserer Reichweite ist", sagte Frei nach seinem Premieren-Treffer. "Da brauchen wir den Fight von Anfang an." Vielleicht sollte der 05-Trainer dann die emotionale Pausenpredigt schon vor dem Beginn des Pokal-Achtelfinales gegen den VfB Stuttgart (18.30 Uhr) in der OPEL ARENA halten. "Wenn der Trainer vor dem Spiel die gleiche Anspräche hält wie diesmal in der Halbzeit, wird jeder wach sein von Anfang an. Vielleicht müssen wir da den Hebel ansetzen", so Frei.