Profis 23.12.2019 - 11:30 Uhr

"Das ist völlig paradox"

Last-Minute-Niederlage gegen Bayer Leverkusen nach zahlreichen verpassten Chancen - 05-Trainer lobt sein Team trotzdem: "Ich habe eine tolle Leistung der Mannschaft gesehen"

Stinksauer über die soeben Niederlage war nicht nur Torhüter Robin Zentner.

Man könnte es Übermut nennen. Rouven Schröder sprach nachher von einer eigentlich "löblichen und wünschenswerten Gier nach dem Sieg". In der dritten Minute der Nachspielzeit, beim Stand von 0:0, mündete dieser Drang jedoch in einen folgenschweren Konter, der schlagartig die bis dahin großartige Stimmung in der OPEL ARENA zerstörte und die vorweihnachtliche Atmosphäre trübte. Die 05ER verloren durch den Last-Minute-Treffer von Lucas Alario eine Bundesligapartie gegen Bayer Leverkusen mit 0:1, die sie längst gewonnen haben mussten. "Es ist sehr, sehr ärgerlich, dass du ein solch hervorragendes Spiel mit null Punkten beendest. Es ist mehr als unglücklich und auch nicht verdient für Leverkusen."

Der Sportvorstand des 1. FSV Mainz 05 mochte es ebenso wie das Publikum zunächst gar nicht wahrhaben, dass die Mannschaft nach dieser Vorstellung mit einer Niederlage in die kurze Weihnachtspause gehen muss. Und das, obwohl sie ab der 72. Minute mit einem Mann mehr auf dem Platz stand, nachdem der Leverkusener Wendell die Gelb-Rote Karte gesehen hatte. Und nachdem die 05ER eine Vielzahl bester Möglichkeiten herausgespielt, aber nicht genutzt hatten. "Unsere Jungs wollten es unbedingt. Wir hatten unglaublich große Möglichkeiten im Sechzehner. Am Ende hätten wir aber wenigstens den Punkt mitnehmen müssen", sagte Schröder, fügte aber hinzu: "Das ist von außen sicher einfach gesagt. Der Spieler auf dem Platz hat aber Adrenalin ohne Ende." Da sei es manchmal schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen.

Verhängnisvoller Chip-Ball

Der Chip-Ball von Moussa Niakhaté im Spielaufbau vor die Leverkusener Abwehr war sicher keine gute Entscheidung und leitete diesen Konter ein, an dessen Ende Alario den Gästen den Sieg zum Vorrundenabschluss bescherte. Umso ärgerlicher aus Mainzer Sicht, dass der Innenverteidiger mit dieser Aktion nicht der ansonsten bis in die Nachspielzeit praktizierten Aufbaumethode folgte. "Wir haben eine klare Marschroute vorgebeben", erklärte Achim Beierlorzer nach dem Schlusspfiff: "Ganz einfach flach nach außen spielen. Wenn nix geht, spiele ich noch mal hinten rum, spiele noch mal auf die andere Seite. Ich quäle den Gegner, der ja in Unterzahl ist, ein bisschen. So muss er ständig komplett verschieben. Und so haben wir ja auch unsere ganzen Chancen erzeugt. Irgendwann kriege ich die Situation, dass ich außen eine saubere Flanke bringen kann oder den Ball nochmal vor die Kette spiele. Ich weiß nicht", so der 05-Trainer kopfschüttelnd, "was das für eine Idee war, den Chip vor die wuchtigen Innenverteidiger zu spielen.“

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Dennoch gab es keine Vorwürfe vom 52-Jährigen. "Ich habe eine tolle Leistung der Mannschaft gesehen. Wir haben absolut auf Augenhöhe mit Leverkusen gespielt, ein sehr gutes Spiel über die ganze Distanz gemacht. In der ersten Hälfte hatten wir schon richtig gute Möglichkeiten. Man kann da auch von hundertprozentigen sprechen, wie bei diesem Kopfball von Robin Quaison. Da hätte uns die Führung geholfen gegen diesen Gegner", so der Coach.

"Die Mannschaft hat das richtig gut gemacht gegen den Ball und immer Umschaltmomente erzwungen. Mit der Gelb-Roten Karte sind wir noch besser ins Spiel gekommen, hatten weitere Großchancen. Die zweite Hälfte war sicher etwas offener und hart umkämpft. Man kann es so sehen, dass Leverkusen da auch besser stattgefunden hat. Aber was war es an klaren Chancen für sie? Den einen oder anderen geblockten Schuss. Wenn man dagegen unsere Chancen auflistet, dann ist das doch Wahnsinn", betonte Beierlorzer, der sich in den fraglichen Strafraumszenen mehr Entschlossenheit gewünscht hätte von seinen Angreifern. Von Jean-Philippe Mateta, der im Strafraum den besser positionierten Robin Quaison übersehen hatte, von Jean-Paul Boëtius, der versuchte, Levin Öztunali einzusetzen, anstatt selbst den Torabschluss zu suchen und auch in diversen anderen Situationen, in denen die Mainzer beste Chancen vergaben.

"Dann spielt man halt 0:0"

"Dann spielt man halt 0:0 und sagt, wir haben ein super Spiel gemacht, hatten Leverkusen an der Grenze der Niederlage. So verlieren wir, das ist völlig paradox", erklärte der 05-Trainer, der dennoch seine Mannschaft lobte für ihren unbedingten Siegeswillen. "Ich fand die Motivation, dieses Spiel gewinnen zu wollen, enorm wichtig. Wir hätten nur clever und klar im Kopf das Ganze zu Ende spielen müssen. Das hat uns gefehlt. Alle waren engagiert, aber wir brauchen den Tick Cleverness. So zu verlieren ist bitter, die Leistung hat mir aber sehr gut gefallen. Darauf können wir aufbauen. Das war konzentriert. Bis auf das Ende."