Profis 23.12.2019 - 16:00 Uhr

Punkt nicht wertgeschätzt

Robin Zentner war bedient nach dem unnötigen 0:1 zum Jahresabschluss - Öztunali: "Wir hätten cleverer sein müssen"

Die 05ER wollten zuviel und bekamen gegen Leverkusen am Ende statt einem gar keine Punkte.

Schon kurz nach der Halbzeitpause begannen sich die Fans auf Weihnachten einzustimmen, brachten ihre Handy-Taschenlampen zum Leuchten, stimmten ihre erstmals im Jahr zuvor beim 1:1 in Hoffenheim eingeübte Version des Weihnachtsklassikers "Last Christmas" an. Bis ein Konter  in der Nachspielzeit die Lichter ausknipste, dem Team des 1. FSV Mainz 05, das auf dem Weg gewesen war, mit seinen Anhängern einen stimmungsvollen Jahresausklang zu feiern, die unnötige 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen bescherte. "Extrem ärgerlich, bitter, dumm. Mir fallen dazu viele Worte ein", sagte ein bedienter Robin Zentner.

Der 05-Torhüter war nach diesem Spielausklang alles andere als festlich gestimmt. "Es ist eine Niederlage, die lange im Gedächtnis bleibt, aber wir haben ja jetzt auch Zeit genug, das 0:1 zu verarbeiten", so der 25-Jährige mit einem Anflug von Sarkasmus. Am Freitag, den 3. Januar (15 Uhr) beginnt für die 05ER dann die Rückrundenvorbereitung. Die Mainzer beenden die Halbserie durch diese Niederlage mit 18 Zählern auf Platz 14, punktgleich mit Eintracht Frankfurt.

Zu viel gewollt

Robin Zentner wäre in der entscheidenden Situation in der OPEL ARENA fast noch zum Retter in der Not geworden nach dem missglückten Chip-Ball von Moussa Niakhaté, der den Leverkusener Konter über Kai Havertz einleitete. Der Nationalspieler passte auf den halblinks gen Tor sprintenden Kevin Volland, der im Eins-gegen-eins-Duell mit dem sich entgegenwerfenden 05-Keeper scheiterte. Volland erwischte jedoch den Abpraller und legte den Ball quer, wo Alario locker einschob.

Alle Highlights & weitere Stimmen seht ihr in den 05ER.News am Dienstagmorgen bei 05ER.tv.

"Wir müssen es einfacher spielen im Aufbau. Wir müssen über außen spielen. Wir haben ohne Not schlechte Entscheidungen getroffen. Es war ja nicht nur dieser eine Konter, sondern mehrere in der Schlussphase. Und das darf uns im eigenen Stadion, in der Nachspielzeit, in Überzahl - wir hatten das Spiel klar im Griff - einfach nicht passieren. Das müssen wir erkennen", sagte der Torhüter genervt. "Es war ein extrem gutes Spiel von uns, wie ich fand, ohne etwas Zählbares. Wenn der Ball nicht reingehen will, wenn wir kein Tor machen, dann musst du irgendwie den Punkt mitnehmen. Das ist uns nicht gelungen, weil wir zu viel wollten. Es ist so ärgerlich, weil wir es in der eigenen Hand hatten. Wir haben gesehen, dass wir auch gegen solche Gegner was holen können“, sagte Zentner, dessen Fazit deutlich ausfiel: "Wir müssen noch lernen, den Punkt wertzuschätzen."

Genügend Chancen für einen Sieg

Die 05ER hatten genügend Chancen, um dreifach zu punkten gegen die spielstarken Leverkusener. Ádám Szalai hätte in der 17. Minute nach einer gut getimten Aarón-Flanke am langen Pfosten vollstrecken können, geriet jedoch beim Heransprinten zu stark in Rücklage und schoss übers Tor. Oder Robin Quaison, dessen Kopfball nach Flanke von Ridle Baku eigentlich ein fertiges Tor war, jedoch um ein paar Zentimeter am Pfosten vorbeistrich. Und dann die Gelegenheiten in der Phase nach der Gelb-Roten Karte für den Leverkusener Wendell, der Levin Öztunalis Konter abrupt unterbrochen hatte: Jener 18-Meter-Schlenzer von Kunde Malong ganz knapp neben das Tor.

Jean-Philippe Matetas Chance, die ein Leverkusener abfälschte. Der Mittelstürmer hätte besser zum freistehenden Robin Quaison gepasst. "JP hat gesagt, er habe ihn nicht gesehen", verriet der 05-Trainer nachher. Jean-Paul Boëtius sah kurz darauf im Überzahlangriff den besser postierten Öztunali, spielte jedoch so ungenau ab, dass die Chance damit quasi dahin war. Das 05-Team vergab mit diesen Szenen den möglichen und verdienten Sieg.

"Wir müssen es einfach klarmachen", sagte Öztunali nach dem Spiel. "Wir wollten das Tor machen, aber dafür hätten wir es im Abschluss besser machen, hätten cleverer sein müssen. Und dieser Konter darf uns nicht passieren." Das 0:1 im letzten Spiel des Jahres hat die Stimmung gedämpft, doch Rouven Schröder betonte nachher dennoch die positiven Aspekte. "Man kann ganz klar erkennen, die Mannschaft ist auf einem richtig guten Weg. Da steckt so viel drin, das hat man wieder gesehen", sagte der Sportvorstand. "Das gibt Mut für die Rückrunde, um mit einer konzentrierten Vorbereitung neu anzugreifen."