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Profis 14.05.2023 - 17:30 Uhr

"Das Kollektiv hat nicht gepasst"

Die 05ER waren nach der 0:3-Niederlage im Rhein-Main-Duell unzufrieden mit der eigenen Leistung / Bell: "In allen Bereichen ein Stück davon entfernt, gut zu sein."

Enttäuschte Mainzer Gesichter nach der Niederlage in Frankfurt.

Die Bilder glichen sich: Wie schon in Wolfsburg und zu Hause nach der Partie gegen Schalke 04 standen die Spieler des 1. FSV Mainz 05 nun auch in Frankfurt mit hängenden Köpfen vor dem Block ihrer diesmal rund 4.000 mitgereisten Fans und schienen erneut nicht zu verstehen, was ihnen widerfahren war. Die deutliche 0:3-Niederlage im Nachbarschaftsduell bei der Frankfurter Eintracht am 32. Spieltag der Bundesliga, die dritte Niederlage in Folge mit drei Gegentreffern hinterließ eine gewisse Ratlosigkeit bei Spielern und Verantwortlichen. Die 05-Profis selbst, Sportdirektor Martin Schmidt ebenso wie Cheftrainer Bo Svensson versuchten in der Mixed-Zone des Deutsche Bank Parks dennoch, die vorangegangenen 90 Minuten zu analysieren. 

Ein Stück von "gut" entfernt

"Die Leistung war nicht Mainz-like, damit sind wir nicht zufrieden. Das ist nicht das Team, das wir kennen“, sagte Schmidt. "Ich war von uns als Team überrascht, denn so hast du keine Chance, gegen so eine gute Mannschaft etwas zu holen. So chancenlos zu sein und intensitätslos zu agieren, ist schwer zu erklären. Ich spüre das in der Mannschaft eigentlich nicht“, fügte Robin Zentner hinzu. "Es war einfach nicht gut genug und eine schlechte Reaktion auf die beiden Niederlagen zuvor. Von der ersten bis zur letzten Minute waren wir die schlechtere Mannschaft. So sollten wir nicht spielen und das ist auch nicht unsere Identität. Die Intensität war in den letzten drei Spielen nicht die gleiche, wie in den Partien davor“, erklärte Andreas Hanche-Olsen und Stefan Bell ergänzte: "Es war einfach schwach von uns, das ist frustrierend. Es ist eine Phase, in der wir in allen Bereichen ein Stück davon entfernt sind, gut zu sein. Wir sind schon bemüht, aber es funktioniert irgendwie nicht, es läuft wenig zusammen. Das hatten wir lange nicht mehr.“

Was ist passiert beim FSV in den drei Wochen seit jenem 3:1-Erfolg über Bayern München als Höhepunkt einer bis dahin sehr erfolgreichen Mainzer Rückrunde? "Eigentlich ist es unglaublich. Du hast zehn Spiele ohne Niederlage, kriegst vielleicht sieben, acht Gegentore und plötzlich kassierst du neun in drei Begegnungen. Ich habe das Gefühl, dass der Kopf etwas leer ist. Die Automatismen gegen den Ball, die uns über Wochen getragen haben, sind nicht mehr da. Vielleicht ist nach dem Bayern-Spiel etwas passiert, plötzlich waren wir ein Europa-Kandidat. Plötzlich sind wir in einer schönen Situation, aber es gibt eher eine Blockade im Kopf. Das ist schwer zu erklären“, sinnierte Schmidt, der von einer Art Lähmung sprach. Den einen Grund dafür zu finden, sei schwer. "Die Möglichkeiten, die wir uns eröffnet haben, hätten eigentlich motivieren müssen, aber vielleicht hatten wir plötzlich Respekt vor großen Taten “, so der Schweizer weiter.

14.05.2023

Die 05-Stimmen aus der Mixed-Zone

Mentale Frische hat gefehlt

"Frankfurt war in allen Belangen einfach besser. Das ist schon enttäuschend“, erklärte Bo Svensson. "Ich glaube nicht, dass ich meiner Mannschaft vorwerfen kann, nicht gewollt zu haben, aber wir müssen einsehen, dass wir vom Selbstvertrauen her, von mentaler und körperlicher Frische nicht da sind, wo wir vor einiger Zeit waren.“ Der Chefcoach vermutet, dass es dafür mehrere Gründe gibt. "Natürlich gibt es den Anspruch, wenn du in der Tabelle dort bist, auch mitzuhalten. Wir stehen da mit Leverkusen, Wolfsburg und Frankfurt. Das ist schon außergewöhnlich für uns. Um in der Bundesliga zu bestehen als Mainz 05, müssen wir am Anschlag sein. Das ist schwer, immer zu halten. Wir haben viel investiert, um dahinzukommen. Ich nehme wahr, dass es uns schwerfällt, diese mentale Frische hinzukriegen. Wir waren sehr lange am Limit, im Moment tun wir uns aber schwer, dieses zu erreichen“, lautete ein Erklärungsversuch des 05-Trainers.

Tatsächlich agierten die Mainzer scheinbar auf einem niedrigen Energielevel und machten es dem Gegner leicht, sich von Beginn an eine Dominanz zu erarbeiten. "Respektvoll, zu passiv, zu vorsichtig“, beschrieb Martin Schmidt die Anfangsphase. Bis zur Pause änderte sich daran nicht viel und auch nach dem Seitenwechsel gelang über weite Strecken nicht allzu viel. So war gegen die eigentlich kriselnden Gastgeber nichts zu holen. 

"Ein Satz mit X"

Schon der erste Gegentreffer war eine Folge der Unordnung im 05-Spiel, der zu großen Abstände, der zu großen Räume, der schlampigen Ballverarbeitung. Ausgangspunkt war ein Ballverlust von Danny da Costa, "dann haben wir es an der Eckfahne trotz einer Vier-gegen-Zwei-Überzahl nicht geschafft, die Situation zu klären und grätschen unnötig in der Mitte“, kritisierte Svensson. Den Einsatz von Hanche-Olsen bewertete Schiedsrichter Dr. Felix Brych als elfmeterwürdiges Foul, den fälligen Strafstoß verwandelte der Gefoulte Daichi Kamada selbst. Ein Kunstschuss von Aurelio Buto aus spitzem Winkel genau ins Dreieck brachte noch vor der Pause das 2:0.

"Wir können es nennen, wie wir wollen, wir waren nicht richtig im Spiel. Der Elfer war sehr hart, aber man kann ihn wohl geben", sagte der Sportdirektor. "Das machte unser Spiel nicht besser, wir haben versucht, etwas höher rauszugehen, aber jedes Mal, wenn wir uns etwas rausgewagt haben, haben sie uns hinten geschnappt. Wir hatten zu viel Vorsicht und keinen Zugriff im Zentrum.“ Dies wurde auch nach dem Seitenwechsel nicht bedeutend besser. Mit dem zu einfach eingehandelten 0:3 durch Kolo Muani, der einen Ballverlust von Jae-sung Lee zum Konter nutzte und vollstreckte, war die Partie dann bereits nach 60 Minuten entschieden.

14.05.2023

Die PK nach #SGEM05

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Nie die Kontrolle über das Spiel bekommen

"Wir waren auch in der zweiten Halbzeit nicht besser als in der ersten“, so Schmidt. "Klar hat es damit zu tun, dass Dominik Kohr und Leo Barreiro, unsere Aggressiv-Leader, gefehlt haben. Doch es wäre zu einfach, es nur daran festzumachen. Wir hatten dieselbe Kette, dieselbe Defensive, dieselbe Eingespieltheit und waren nicht auf dem Platz, wie wir es gewohnt sind. Das Kollektiv hat nicht gepasst“, kritisierte der Schweizer. "Nach der ersten Halbzeit haben wir gehofft, dass eine Reaktion kommt, vor allen Dingen in der Herangehensweise und in der Körpersprache. Es ging aber leider so weiter“, erklärte Schmidt weiter. "Man hat in der ersten Halbzeit einmal gesehen, wann wir ins Spiel kommen können: Wenn wir den Ball erobern und direkt vertikal spielen, was eigentlich unser Spiel ist. Das haben wir vielleicht dreimal geschafft, das ist viel zu wenig. Das war ein Satz mit X."

Er müsse gar nicht groß ins Detail gehen, betonte auch 05-Trainer Svensson auf der Pressekonferenz nach der Partie. "Weil wir in allem unterlegen waren und in keiner Phase eine Kontrolle hatten. Ob wir tief gestanden haben oder vorne draufgegangen sind, es ist uns nie gelungen. Die Eintracht war uns auf allen Positionen überlegen.“

Gegen Stuttgart gefordert

Am kommenden Sonntag (15:30 Uhr, live auf DAZN & 05ER.fm) folgt nun der vorletzte Spieltag dieser Saison mit dem letzten Heimspiel in der MEWA ARENA. "Da sind wir gefordert, denn in dieser Art und Weise können wir nicht in die Sommerpause gehen. Wir haben eine Woche Zeit, wieder reinzukommen, in das, was wir schon erreicht haben. Stuttgart spielt um den Ligaverbleib kommt mit dem Messer zwischen den Zähnen. Da müssen wir eine ganz andere Leistung zeigen, sonst gibt es das Gefühl, obwohl wir eine solide, gute Saison spielen, etwas hergeschenkt zu haben zum Ausklang“, so Schmidt. "Da müssen wir uns jetzt rausziehen, um dafür zu sorgen, dass die eigentlich gute Saison nicht mit einem schlechten Gefühl zu Ende geht“, ergänzte Bell.

Tickets für das Stuttgart-Spiel gibt es hier.