Profis 16.11.2019 - 18:30 Uhr
"Das wird jeder neue Cheftrainer in Ordnung finden"
Jan-Moritz Lichte arbeitet mit den 05-Profis an den Problemen der vergangenen Wochen - 2:1-Testspielerfolg gegen Darmstadt 98 ein Schritt nach vorne
Unter normalen Umständen ist ein Testspielsieg in der Länderspielpause gegen einen Zweitligisten kein großes Thema. Für die Profis des 1. FSV Mainz 05 hatte das 2:1 gegen den SV Darmstadt 98 am Bruchweg jedoch eine andere Bedeutung. Das von Interimscoach Jan-Moritz Lichte betreute Team holte sich ein dringend notwendiges Erfolgserlebnis in einer Partie, die die Problematik der vergangenen Wochen ziemlich genau widerspiegelte.
Lichte, seit der einvernehmlichen Trennung von Sandro Schwarz mit der Leitung der Mannschaft beauftragt, war in der aktuellen Situation zufrieden mit diesem Test. "Erst einmal damit, dass wir einen Rückstand gedreht haben", sagte der 39-Jährige. "Ich glaube, man hat es bei allen gesehen: Nach dem Rückstand sind die Köpfe wieder runter gegangen. Das ist der Mechanismus der letzten Wochen, der für mich absolut zu sehen war. Das Entscheidende heute war, dass die Mannschaft das in der zweiten Halbzeit gebogen hat. Und man hat gesehen, dass sie es biegen wollte. Sie hat eine andere Intensität gespielt als vor der Pause." Alles andere, das rein Taktische, werde man in der Videoanalyse sehen. "Ich glaube, wir haben ein paar Sachen gut und einige Dinge nicht so gut gemacht."
Außer einigen Distanzschüssen und eines von Levin Öztunali mit der Hacke vorbereiteten und von Jean-Paul Boëtius flach abgeschlossenen Angriffs hatten die 05ER in der ersten Halbzeit offensiv keine groß zwingenden Momente. Sie mühten sich ab, den Darmstädter Riegel mit zwei Viererketten zu überwinden. Der Zweitligist setzte auf Umschaltspiel und hatte vor der Pause Vorteile. Florian Müller im 05-Tor musste einige Male seine Klasse unter Beweis stellen, um einen Rückstand zu verhindern. Die Gäste gingen dennoch in Führung mit einem Treffer von Ognjen Ozegovic, der von Ahmet Gürleyen im Strafraum zu Fall gebracht, den Elfmeter selbst zum 1:0 verwandelte.
Aarón erstmals im Mittelfeld
Lichte hatte sein Team im 5-4-1 gegen den Ball und im offensiven 3-4-3 aufs Feld. "Die Aufstellung hat sich daraus ergeben, wer zur Verfügung stand. Wir hatten wenig echte Stürmer. Lucas Hermes von der U23 haben wir nachher gebracht, ansonsten hatten wir keinen auf dem Platz. Da mussten wir uns eine Grundordnung ausdenken, die für unsere Jungs passte. Mit der Intensität der zweiten Hälfte hat man gesehen, dass wir es so spielen können", erklärte der Coach. Dabei wechselte Aarón von der linken Abwehrseite ins zentrale Mittelfeld. "Er hat das gut gemacht", sagte Lichte. "Es gab da ein, zwei Sachen, die hätten schneller gehen können mit mehr Roiutine auf der Sechs. Die Position ist aber für ihn absolut bespielbar."
Intensives Coaching
Unmittelbar nach dem Wiederanpfiff zeigte Boëtius mit einer Großchance den Weg für die zweiten 45 Minuten auf. Die 05ER übernahmen das Kommando, ihr Spiel bekam mehr Zug zum Tor. Sie erspielten sich Chancen, die Öztunali nach prächtigem Pass von Ronaël Pierre-Gabriel zum Ausgleich und Aarón mit einem genauen Flachschuss zum Siegtreffer nutzten.
"Wir versuchen Tag für Tag, Schritt für Schritt ein bisschen nach vorne zu kommen und zu tun, was wir gegen Darmstadt gemacht haben", so Lichte. Denn die Muster, die sich in den vergangen Wochen in den Köpfen der Spieler festgesetzt haben, müssen raus. "Das ist eine sehr junge Mannschaft, die herbe Rückschläge erlitten hat, und der du ansiehst, dass ein Rückstand im Spiel, dem Einzelnen ein Problem bringt. Daran können wir arbeiten. Das wird jeder neue Cheftrainer in Ordnung finden, wenn wir das tun." Die Gruppe agiere aufrecht, bis ein Nackenschlag erfolge. "Das ist das Problem. Es passiert etwas, was wir uns nicht vorgestellt haben. Die Frage lautet dann: 'Wie gehen wir jetzt damit um?' Dieses Thema können wir bearbeiten, unabhängig von der Situation", erklärte der 05-Interimstrainer, der das nun freie Wochenende nutzen kann, um seine Stimmbänder zu pflegen. "Ich habe die zweite Halbzeit relativ intensiv verfolgt. Das geht auf die Stimme, wenn man's nicht gewohnt ist."