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Profis 08.12.2017 - 10:00 Uhr

Defensiv­organisation als Überschrift

05er müssen sich auf Gegner mit Qualität, Tempo und Torgefahr einstellen

Defensiv zusammenhalten, nach vorne gemeinsam Nadelstiche setzen!

Dass der 1. FSV Mainz 05 an diesem 15. Spieltag die eindeutige Außenseiterrolle einnimmt, ergibt sich aus der Situation. Und auch dass die Mannschaft von Sandro Schwarz, selbst wenn es ihr gelingen sollte, eine außerordentlich starke Auswärtsleistung auf den Platz zu bringen, nicht logischerweise drei Punkte ergattert beim aktuellen Tabellenzweiten der Bundesliga, ist vorstellbar. Nur eines soll und darf am Samstag (Anpfiff: 15.30 Uhr) in der Partie bei RB Leipzig keinesfalls passieren: ein Auftritt, wie in der ersten Hälfte bei der 1:3-Niederlage in der vergangenen Saison.

An diesem 10. Spieltag der vergangenen Saison musste die Mannschaft zu Pause froh sein, kein Debakel erlebt und nur drei Gegentore gefangen zu haben. Die Mainzer bemühten sich um eigene Offensivaktionen, standen dabei aber zu hoch im Feld, hatten vor allem im zentralen Mittelfeld zu große Abstände, liefen fast nur hinterher und leisteten sich gegen das aggressive, schnelle und technisch hochwertige Spiel des Spitzenteams eine Menge Ballverluste. Schon nach drei Minuten eroberten die Leipziger nach einem Mainzer Einwurf den Ball, spielten schnell in die Tiefe. Über Emil Forsberg auf Timo Werner, der zum 1:0 vollstreckte. Nach diesem Muster fielen die weiteren Gegentreffer. Beim 0:2 war es Werner, der nicht zu halten war und für Forsberg auflegte. Dann war es wieder der Schwede, der den Passweg zum deutschen Nationalstürmer vor dem 3:0 fand. Auf diese Art erarbeiteten sich die Gastgeber etliche weitere Möglichkeiten. Immer wieder über Forsberg und Werner, über Marcel Sabitzer, Naby Keita im Zentrum oder über die Außenverteidiger Stefan Ilsanker und Marcel Halstenberg, die über die Flügel die Kugel nach vorne trieben. Das 05-Team zeigten massive strukturelle Mängel, hatte in der Defensivordnung keine Absicherung, gab dem Gegner zu viele offene Räume.

Heimstarker Tabellenzweiter

An der Leipziger Spielweise hat sich in dieser Runde wenig geändert. Intensive, konsequente Arbeit gegen den Ball, hohes Anlaufen des gegnerischen Aufbaus. Angriffspressing, Gegenpressing, Balleroberung und ab die Post mit schnellen Offensiv-Kombinationen. So hat die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl ihre 26 Punkte erzielt, 16 davon im eigenen Stadion. Das 1:2 am Donnerstagabend in der Champions League gegen Besiktas Istanbul war die erste Heimniederlage des letztjährigen Vizemeisters in dieser Saison in einem Pflichtspiel.

"Sie bringen alle Dinge mit, die eine Spitzenmannschaft auszeichnen", so 05-Trainer Sandro Schwarz im Vorfeld. Er erwartet den Gegner in gewohnter 4-4-2-Grundordnung, hat RB intensiv beobachtet und weiß, dass Leipzig viel durchs Zentrum spielt, mit vertikalen Tiefenläufen. "Sie haben ein überragendes Gegenpressing nach Ballverlusten, viele Tiefenläufe ins letzte Drittel. Dazu kommt die enorme Torgefahr. Sie suchen immer die Schnittstellen mit ihrer sehr hohen individuellen Qualität. Es wird eine sehr schwierige Aufgabe für uns, aber das ist ja nicht überraschend."

Räume verdichten

Was lässt sich dagegen tun? "Wir wissen, dass es für uns darauf ankommen wird, das Zentrum zu verdichten, die Struktur sehr eng zu gestalten, die Tiefenläufe anzunehmen", sagt der 05-Trainer. "Es gibt mehrere Ansätze dagegen. Du kannst tiefer verteidigen, dass du den Raum möglichst gering hältst. Im Zentrum ist es wichtig, eine gute Spieleranzahl zu haben, um die Gegenpressing-Situation aufzulösen, wenn du selbst den Ball hast. Du brauchst selbst gute Balleroberungen und musst mutig sein", so Schwarz. "Die komplette Überschrift heißt aber Defensivorganisation."

Klar ist, die Mainzer brauchen viel Leidenschaft und Leidensfähigkeit gegen das druckvolle Spiel. Sie müssen selbst Qualität entwickeln, dazu Tempo, sowohl gedanklich als auch im Handeln nach Balleroberungen, um Räume zu erkennen und zu bespielen im eigenen Umschaltspiel. "Du brauchst alle Facetten. Geschwindigkeit, aber auch eine gewisse Strategie, Zweikampfschärfe und was elementar wichtig ist, du brauchst eine Mentalität als geschlossene Gemeinschaft auf dem Platz zu stehen", betont der Coach. "Wir stellen uns auf die bestmögliche Art ein, dem RB-Stil entgegenzutreten, uns zu wehren und versuchen selbst Möglichkeiten zu kreieren."

Trotz der Niederlage vergangene Saison in Leipzig, haben die 05er dort nicht kapituliert. Als Stefan Bell mit einem Kopfball nach einer Ecke das 1:3 erzielte, waren die 05er auf einmal deutlich besser und drin im Spiel, hatten in der Offensive plötzlich klare Aktionen und waren mehrfach sogar dran am Torabschluss. Das Glück fehlte letztlich, doch die Schlussphase zeigte, was mit einer beherzten Leistung, mit Widerstandskraft und Mentalität auch dort möglich sein kann.