Profis 08.05.2017 - 12:00 Uhr

Dem Druck standgehalten

05er bestehen im Volkspark & halten den HSV auf Distanz - ein Ex-Mainzer steht dem Auswärtssieg im Weg

Das letzte Hemd für den Klassenerhalt: Die 05-Profis dankten den mitgereisten Anhängern nach dem Schlusspfiff für die Unterstützung. ©rscp

Die Ausgangssituation war klar gewesen vor der Partie der 05er beim Hamburger SV am 32. Spieltag. Eine Niederlage, und die Mainzer würden sich in eine prekäre Lage manövrieren zwei Spieltage vor Saisonende. Ein Sieg, und ein Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt wäre vollzogen. Nach 90 packenden Minuten im Volksparkstadion war am Sonntagnachmittag keines der beiden Szenarien eingetreten. Zwar waren die Gäste dem Sieg näher gewesen beim Tabellennachbarn aus dem Norden. In der Tabelle allerdings hatte sich nach dem torlosen Remis nicht allzu viel getan. Immerhin hatten die Mainzer der hitzigen Atmosphäre im Volkspark getrotzt, ein deutliches Chancenplus verzeichnet und den hauchdünnen Vorsprung auf den Relegationsplatz gewahrt. 

Es war ein 0:0 der anstrengenden Sorte im hohen Norden, gespickt mit vielen Zweikämpfen, Nickligkeiten und unzähligen Luftduellen. "Kein fußballerischer Leckerbissen", wie auch 05-Trainer Martin Schmidt im Anschluss zu Protokoll gab. Aber: Der FSV hatte die Siegchancen, ließ kaum Torgelegenheiten der Gastgeber zu und hielt so dem Druck der 53.000 Zuschauer, der emotional aufgeladenen Atmosphäre stand, in der jeder Zweikampf bejubelt wurde, jede Aktion Proteste von Fans und der HSV-Bank nach sich zog. Mehr noch, der FSV hatte kaum Druck des Gegners zugelassen und sich erfolgreich gewehrt. Wie also ist sie einzuordnen, diese Punkteteilung kurz vor der Ziellinie der 54. Bundesliga-Saison? 

Ex-Mainzer Mathenia steht Führung im Weg

"Freude" über das Erreichen des Minimalziels, so Schmidt, empfinde er nicht. "Das wäre der falsche Ausdruck. Aber wir sind zufrieden mit dem Punkt und in erster Linie mit der Defensivleistung." Durch das Remis bleibe der Druck auf alle bedrohten Teams im Tabellenkeller zwei Spieltag vor Saisonende schließlich weiterhin hoch. "Schließlich können wir mit einem Sieg gegen Eintracht Frankfurt einen großen Sprung machen. Dafür haben wir uns in Hamburg eine gute Ausgangsposition geschaffen", urteilte Schmidt. Eine Ausgangsposition, die mit etwas mehr Fortüne und Ruhe im Abschluss sogar noch besser hätte sein können. 13 zu 6 Torschüsse und 52 Prozent Ballbesitz sprachen eine deutliche Sprache nach Ablauf der 90 Minuten. "Vor dem Tor hat ein bisschen die Genauigkeit gefehlt. Wichtig ist aber, dass wir uns die Chancen erarbeiten", so Schmidt zuversichtlich. Schließlich hatte der HSV es nicht zuletzt dem in Mainz ausgebildeten Christian Mathenia zwischen den Pfosten zu verdanken gehabt, dass die Null unter dem Strich auf beiden Seiten bestand hatte. Der Ex-05er hatte sowohl gegen Jhon Córdoba (7., 49.) wie auch gegen Yoshinori Muto (7.) und den eingewechselten Jairo (78.) die Oberhand behalten und so gleich mehrfach eine FSV-Führung zu verhindern gewusst. Die größte Chance der Gastgeber vereiteilte Jannik Huth im Kasten der 05er gegen Filip Kostic (15.).

Nach zuvor fünf Niederlagen in Serie haben die 05er sich in den letzten Wochen gefangen, fünf Zähler aus vier Partien eingefahren und so das erstmalige Abrutschen auf den Relegationsplatz im Saisonverlauf vermieden. Die 05-Profis haben unter Beweis gestellt, dass sie dem Druck im Kampf um den Klassenerhalt stand halten können, gegen Berlin einen alternativlosen Sieg eingefahren, einen Bonuspunkt bei Rekordmeister Bayern München erkämpft und den HSV im direkten Duell auf Distanz gehalten. Folgt nun im Derby gegen Eintracht Frankfurt am Samstagnachmittag in der OPEL ARENA (Anpfiff: 15:30 Uhr) der nächste Schritt in Form des siebten Heimsieges der Saison, die Mainzer würden einen Riesenschritt machen und dem Ziel näher kommen, sich auch das neunte Jahr Bundesliga in Serie zu sichern. Die Marschroute jedenfalls ist klar. Einen "mutigen" Auftritt seines Teams kündigte Schmidt noch in Hamburg für die kommende Begegnung an. "Jetzt gilt es ganz klar, das Derby zu gewinnen", schob Sportdirektor Rouven Schröder hinterher. Ginge der Hamburger SV zeitgleich bei Schalke 04 leer aus, wäre der Druck einen Spieltag vor Saisonende fast schon vom Kessel am Rhein. Zunächst aber gilt es für die Mainzer, die eigenen Hausaufgaben zu erledigen, das Derby für sich zu entscheiden und dem Druck notfalls auch noch bis zum 34. Spieltag standhalten. Dank des Punktgewinns in Hamburg haben sie alles weiter in ihren eigenen Händen.