Profis 01.09.2019 - 14:30 Uhr
Den Plan aus den Augen verloren
Der 05-Trainer lehnt nach dem missratenen Saisonstart Brandreden und Negativ-Szenarien ab - Szalai: Miteinander sprechen und an den Plan halten
"Die Lage ist nicht gut, ganz klar", sagte Adam Szalai nach der 1:6-Niederlage des 1. FSV Mainz beim FC Bayern München. In einer Partie, in der die Mannschaft von Sandro Schwarz zunächst eine starke Leistung gezeigt und sogar geführt hatte, dann aber den eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht und von der Klasse des Rekordmeisters überrollt worden war. "Das werden wir auf jeden Fall wieder hinkriegen", betonte der 05-Neuzugang. "Jetzt kommt die Länderspielpause, danach können wir im Heimspiel anfangen zu punkten und es wieder so hinbiegen, wie es sich für Mainz gehört", so Szalai.
Dass es nach dem 0:6 der Vorsaison erneut so bitter kommen würde, danach hatte es lange Zeit nicht ausgesehen in der Allianz Arena. Die 05ER setzten die taktischen Vorgaben ihres Trainers zu Beginn nahezu perfekt um, brachten ein mutiges Spiel auf den Platz und spielten den Führungstreffer schön heraus: Balleroberung, Pass nach vorne, Verlagerung auf die rechte Seite, perfekte Flanke von Ronaël Pierre-Gabriel vors Tor, wo Jean-Paul Boëtius heransprintete und per Kopf das 1:0 erzielte. "In den ersten 30, 35 Minuten ist das Spiel ganz nach unseren Vorstellungen verlaufen. Wir waren aggressiv, haben mutig verteidigt, waren in den Zweikämpfen drin", sagte Schwarz, der sich für ein flaches 4-4-2 mit Danny Latza und Edimilson Fernandes als Doppelsechs entschieden hatte.
Debüt von Pierre-Gabriel
Der Plan sei gewesen, mit engen Abständen zwischen den Ketten und doppelt besetzten Flügeln den Spielfluss des Rekordmeisters zu bremsen. Und den "schwimmenden Zehner" Coutinho aus dem Spiel zu nehmen. "Wir wollten dazu sauber und aggressiv anlaufen", so der 05-Trainer. Mit Jonathan Burkardt und Boëtius, die als fleißige Anläufer die Wege machen, nach hinten arbeiten, trotzdem aber Geschwindigkeit in die Umschaltbewegung bekommen. Schwarz gab Pierre-Gabriel den Vorzug vor Daniel Brosinski, wegen der defensiven Wucht, Geschwindigkeit und Körperlichkeit des Franzosen.
Das sah zunächst gut aus und bereitete den Bayern Probleme. Das Team von Niko Kovac musste sich den Spielverlauf hart erarbeiten, und tat dies auch dank seiner überragenden Qualität. "Das war für uns auch vom Kopf her schwierig", betonte Schwarz. "Du hast gar nicht viele Torchancen zugelassen und gerätst trotzdem in Rückstand." Beim 1:1 schafften es die Münchner erstmals Lücken in die 05-Abwehr zu reißen. Beim Freistoß von David Alaba mit dem Halbzeitpfiff drehten sie das Spiel.
"Die Qualität der Bayern war schon in der ersten Hälfte immer spürbar. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass das Spiel etwas vor sich hingeplätschert ist, aber München hat mit der ersten Aktion zugeschlagen", erklärte der 05-Trainer. Anschließend hätte ein Schuss von Kunde Malong, den Thiago noch aufs Netz abfälschte, den Anschlusstreffer bringen können, doch die Geschichte nahm ihren Lauf. "Ab dem 1:4 war es dann natürlich zu einfach, wie wir die Tore bekommen haben. Da haben wir nur noch Geleitschutz geleistet. Es ist sehr ärgerlich, wie die letzten 20, 25 Minuten gelaufen sind."
Mehr Eigencoaching der Spieler
Denn trotz dieser enormen Bayern-Qualität, "haben diese einfachen Gegentore dann im hohen Maße etwas mit uns selbst zu tun. Das muss man so sagen. Auch wenn die Ergebnischance weg ist, musst du klar bleiben. Du darfst dann nicht so einfache Fehler machen wie wir. Wir müssen sehr kritisch sein mit dem Muster, was unsere Gegentore angeht", sagte der 05-Trainer. Szalai forderte nach seinem 05-Comeback mehr Eigencoaching der Spieler. "Da muss man einfach mehr miteinander sprechen und sich an den klaren Plan halten." Diesen Plan verloren die 05er hinten raus völlig aus den Augen. "Wenn solche Widerstände kommen, musst du trotzdem klar bleiben und darfst nicht die Dinge vergessen, die uns eigentlich auszeichnen. Nach dem 1:4 sah es bei uns nur noch wild aus. Das ist nicht das, was wir wollen", erklärte Schwarz.
Die Situation ist natürlich angespannt. Doch es helfe nichts, sich nun irgendwelche Szenarien auszumalen und täglich Brandreden zu halten. Dass am Bruchweg derzeit keiner mit guter Laune rumlaufe, dessen könne man sicher sein. "Wir haben Erfahrung, wie man mit solchen Situationen umgeht", sagte Schwarz. "Ruhe bewahren, kritisch analysieren, um wieder ein anderes Gesicht zu zeigen. Wir müssen uns schleunigst strecken über die gesamte Spielzeit, aber wir dürfen jetzt nicht nach drei Spielen schon Endspiele ausrufen. Denn nach Endspielen kommt nichts mehr. Wir müssen uns Stück für Stück, Schritt für Schritt, die Dinge erarbeiten."