Verein 20.03.2018 - 22:00 Uhr
Der gemeinsame Mainzer Weg
Doppel-Interview: Stefan Hofmann und Detlev Höhne stärken die sportliche Führung
Ein Verein steht unter Spannung. Mit Nachdruck wird bei Mainz 05 die Niederlage bei Eintracht Frankfurt vom vergangenen Samstag intern aufgearbeitet. Das betrifft den sportlichen Bereich mit Mannschaft, Trainerteam und Sportvorstand Rouven Schröder einerseits, aber auch die Vereinsgremien. Die Vereinsführung des 1. FSV Mainz 05 stärkt dabei ganz klar die sportliche Leitung. Mit einem Schulterschluss zwischen Vorstand und Aufsichtsrat gehen die 05er in das Finale der Bundesliga-Saison. Im Interview beziehen Vorsitzender Stefan Hofmann und Aufsichtsratsvorsitzender Detlev Höhne Stellung zur aktuellen Situation und zum kommenden Fantreffen am Mittwochabend.
Herr Hofmann, wie haben Sie das Spiel am Samstag erlebt?
Hofmann: Leider nur am Fernseher, ich liege seit einer Woche mit einer Virusgrippe flach. Und die Partie hat natürlich wenig zum Genesungsprozess beigetragen…
Wie stellt sich die aktuelle sportliche Situation für Sie dar?
Hofmann: Wir stecken sportlich in einer schwierigen und komplexen Situation. Die extremen Leistungsschwankungen, insbesondere die Ausschläge nach unten, diese mangelnde Verlässlichkeit des Teams, verursachen bei mir fast schon körperliche Schmerzen. Da geht es mir sicher wie vielen Fans. Es besteht eine große Diskrepanz zwischen den Leistungen in einzelnen Spielen, insbesondere daheim und auswärts. Diese Schwankungen nehmen uns allen das im Abstiegskampf nötige Vertrauen. Deswegen stehen wir aktuell auf dem Relegationsplatz. Allerdings, so schlecht sich das auch anfühlt, wir haben unser Schicksal immer noch selbst in der Hand, das dürfen wir nicht vergessen.
Rouven Schröder hat sich im Nachgang des Spiels in Frankfurt noch einmal klar zu Trainer Sandro Schwarz positioniert. Wie stehen Sie zu dieser Entscheidung?
Hofmann: Rouven Schröder hat unserem Trainer Sandro Schwarz das Vertrauen ausgesprochen. Das ist das richtige Signal. Sandro bringt alle Voraussetzungen für einen Top-Trainer mit, davon bin auch ich nach wie vor überzeugt. Es geht bei dieser Entscheidung auch nicht darum, irgendwelche Positionen zu verteidigen oder Dinge zu rechtfertigen. Es geht einzig und allein darum, was jetzt für die Mannschaft und den Verein richtig und wichtig ist. Rouven ist sehr nah dran an der Mannschaft und dem Trainerteam und kann am besten beurteilen, wie sie zusammen arbeiten. Für mich ist da ganz klar jetzt auch die Mannschaft in der Pflicht zu liefern, das nötige Rüstzeug dafür hat sie.
Herr Höhne, der Aufsichtsrat hat sich mit öffentlichen Äußerungen zur sportlichen Situation in den vergangenen Wochen zurückgehalten. Warum?
Höhne: Unsere Aufgabe ist es nicht, Leistungen oder Ergebnisse der Mannschaft auf dem Platz zu kommentieren. Die Aufgabe des Aufsichtsrates liegt darin, die Gesamtentwicklung des Vereins zu kontrollieren und beratend zu begleiten. In Bezug auf die sportliche Entwicklung pflegt der Aufsichtsrat einen engen Austausch mit unserem Sportvorstand Rouven Schröder, der uns in den gemeinsamen Sitzungen über die aktuellen Themen informiert. Er genießt unser volles Vertrauen. Er hat in der schwierigen vergangenen Saison bereits ein Gespür für die richtigen Entscheidungen bewiesen.
Ein Kicker-Redakteur behauptet in einem Kommentar in der Montagsausgabe, der Aufsichtsrat würde Rouven Schröder im Fall des Abstiegs anzählen. Das habe ein Mitglied des Aufsichtsrates bestätigt. Wie kommt der Kicker zu dieser Einschätzung?
Höhne: Das müssen Sie den Kicker-Redakteur fragen. Diese Aussage ist komplett aus der Luft gegriffen, genau das Gegenteil ist der Fall. Der Aufsichtsrat hat Rouven Schröder immer Rückendeckung gegeben und auch in den vergangenen Wochen keinen Zweifel daran gelassen, dass er an seiner Seite und damit auch zu seinen Entscheidungen steht. Das gilt heute immer noch, sämtliche Aufsichtsratsmitglieder haben mir dies aktuell noch einmal bestätigt.
Die Stimmung bei den Fans ist allerdings in den vergangenen Wochen in den Keller gerauscht. Wie kann diese Stimmung gedreht werden?
Hofmann: Die Mannschaft muss mit Leistung auf dem Platz vorangehen. Ohne Wenn und Aber! Nur so können wir unseren Fans glaubhaft vermitteln, dass wir gemeinsam für das Ziel Klassenerhalt kämpfen.
Welche Rolle spielt dabei, dass die Fans zuletzt auch mit dem Verein an sich gefremdelt haben?
Hofmann: Wir können bestimmte Entwicklungen nicht von heute auf morgen umkehren. Aber wir können versuchen, die Entwicklung in die richtigen Bahnen zu lenken. Daran arbeiten wir schon seit einigen Wochen in vielen Gesprächen. Das Fantreffen am Mittwochabend, bei dem sich Trainer und Vorstand mit den Fans austauschen wollen, ist der nächste Schritt in diese Richtung.
Höhne: Die Geschlossenheit im gesamten Verein ist ein wichtiger Faktor, besonders im Abstiegskampf. Direkt mit den Fans zu kommunizieren ist sicher ein richtiger und wichtiger Schritt, den der Aufsichtsrat sehr befürwortet.
Was können die Fans dort erwarten?
Hofmann: Einen wirklich offenen Dialog. Wir wollen uns der Kritik der Fans stellen und den Abend nutzen, unsere Sicht der Dinge zu erklären. Es ist uns wichtig und ein Bedürfnis, in die direkte Kommunikation mit den Fans zu gehen, unser Denken, die Entscheidungsfindung und das Handeln nachvollziehbar und transparent zu machen. Hierfür ist aus meiner Sicht die direkte Kommunikation der einzige gangbare Weg, da reichen die klassischen Medieninterviews oder Facebook-Posts nicht aus. Deswegen bieten wir gemeinsam mit der Fanabteilung diesen Abend an.
Wie läuft der Abend ab?
Hofmann: Für die Veranstaltung selbst gibt es keinen festen Ablauf. Zwei Vertreter der Fanabteilung werden moderieren, mit dem Ziel, schnell in einen offenen Austausch zu kommen.
Höhne: Ich wünsche mir, dass wir uns anschließend alle in die Augen schauen können und das Gefühl haben, dass wir wieder spürbar enger zusammengerückt sind. Wir wollen den Weg aus dieser kritischen Lage mit Mainzer Grundtugenden bewältigen: mit Vertrauen, Ruhe, Konzentration, Leidenschaft und gemeinsam mit allen, denen Mainz 05 am Herzen liegt. Das soll unser gemeinsamer Mainzer Weg sein.