Verein 18.05.2019 - 10:30 Uhr
"Dicker, du machst am Sonntag den Stadionsprecher"
Klaus Hafner dankt ab, und blickt zurück auf mehr als 30 Jahre als Stimme seiner 05er
Es ist eine von vielen lustigen Episoden, die das Verhältnis zu den Bundesliga-Spielern beschreiben, das Klaus Hafner in all den Jahren als Stadionsprecher des 1. FSV Mainz 05 aufgebaut hat: Heimspiel gegen den FC Bayern München. Philipp Lahm und Thomas Müller kommen nach der Pause zurück auf den Platz. "Jetzt macht mal ein bisschen langsam", habe er den beiden Kameraden augenzwinkernd zugerufen. "Sag' das lieber mal deiner Mannschaft", konterte Müller, "die rennen doch wie die Bekloppten". Solche Szenen gab es häufig im Innenraum der OPEL ARENA oder früher im Bruchwegstadion. Der Ton ist kernig, oft frotzelnd, aber immer getragen von Respekt und Sympathie. "Ich glaube, die Spieler merken, dass ich es mit Leidenschaft mache und hinter den Spielern stehe", sagt Hafner rückblickend.
Und so wird es auch an diesem 34. Spieltag sein, wenn die Stimme von Mainz 05 Abschied nimmt und das Mikrofon sinnbildlich an den Nagel hängt. Die Partie der 05er gegen die TSG Hoffenheim ist die letzte Begegnung seiner 05er, die Klaus Hafner als Stadionsprecher präsentiert. Wie seit Beginn der Rückrunde zusammen mit seinem designierten Nachfolger Andreas Bockius.
Nach 30 Jahren sagt der 65-Jährige Servus, wahrscheinlich nicht sonderlich leise, sondern so wie immer. Das Publikum auf der Haupttribüne, dem seit je her Hafners besondere Aufmerksamkeit galt, wird noch einmal zu hören kriegen: "losst de Hunger nit so spüre", alle Fans in der Arena werden noch einmal aufgefordert "in die emotionale Fettverbrennung" zu gehen. Wie üblich.
Eine Ära in Bildern
Geplant habe er nichts für seinen letzten Auftritt. Er könne sich auch nicht groß auf diesen Tag vorbereiten. Weil er nicht wisse, was passieren werde. Dass es emotional wird und der Stadionsprecher vor großem Publikum verabschiedet wird, "das lässt sich wohl nicht verhindern", sagt Hafner. "Aber ich bin nicht wichtig. Da werden Leute wie Niko Bungert und René Adler verabschiedet. Das sind wichtige Leute für den Verein, die haben die Knochen hingehalten. Ich kann nur sagen, wenn auch dieses Spiel ordentlich über die Bühne gegangen ist, dann habe ich in 30 Jahren sehr viel richtig gemacht." Ansonsten sei am Samstag der Ablauf wie auch sonst. "Ich mache die Gästeaufstellung. Und Andreas macht wieder die 05er. Es ist wichtig, dass unser Publikum merkt, er ist jetzt der Macher. Deshalb war ich auch so da hinterher, dass wir das in der Rückrunde zusammen machen. Damit sich die Leute an die Stimme und an den Typ Mensch gewöhnen können."
Hafner macht in diesem Frühjahr Tabula rasa. Er quittiert den Dienst als Sprecher in der Arena und geht am 1. Juni in Rente. Der Event-Manager bei der LBS in Mainz macht sich jedoch keine Gedanken darüber, dass er in ein Loch fallen könnte, weil ihm die Aufgaben fehlen. "Ich werde genug zu tun haben. Ich brauche es aber nicht mehr, dass mein Terminkalender den Tagesablauf bestimmt." Er hoffe, am 26. Mai wieder in den Stadtrat gewählt zu werden. Sein Ehrenamt als Vorsitzender der Fastnachts EG, einem Zusammenschluss von 25 Fastnachtsvereinen, wird er weiter führen. Ebenso die Moderation beim Marathon, "genauso wie meine Dinge im sozialen Bereich". Und als 05-Fan wird er künftig auf der Tribüne sitzen. "Ich hänge schließlich an diesem Verein, der mir unheimlich viel gegeben hat."
Irgendwann im Jahr 1989 war es gewesen, als der damalige 05-Vorsitzende Harald Strutz unter der Woche am Telefon gewesen sei und gesagt habe: "Dicker, du machst am Sonntag den Stadionsprecher. Warum er Dicker gesagt hat, weiß ich gar nicht", sagt Hafner lachend. Zwei Tage später habe Strutz erneut angerufen und ihn an den Termin erinnert. "Der meinte das wirklich ernst. Dann habe ich es halt gemacht. Wir haben vereinbart, dass ich es bis zum Ende der Saison weitermache und wir dann noch einmal darüber reden. So haben wir geredet bis heute."
Die gesamte Geschichte zum letzten Spiel von und mit Klaus Hafner findet ihr am Spieltag im "Nullfünfer" zur Partie gegen die TSG 1899 Hoffenheim