U23 18.06.2015 - 15:38 Uhr
Die Herausforderung Spagat
U23-Koordinator Manfred Lorenz über die Kaderplanung und Perspektiven der neuen Saison.
Die Sommerpause wird für Manfred Lorenz ihrem Namen kaum gerecht: Der U23-Koordinator bastelt gemeinsam mit Trainer Sandro Schwarz am Kader der höchsten Mainzer Ausbildungsmannschaft für die zweite Saison im Profifußball. Erst rund drei Wochen liegt der letzte Spieltag der Saison 2014/15 zurück und damit auch die Klarheit über die Ligazugehörigkeit der Nullfünfer, die seit Montag schon wieder voll im Training sind. Gleich zum Auftakt präsentieren sich insgesamt neun neue Kadermitglieder ihrem Trainer, zehn Abgänge hat die Mannschaft zu verzeichnen.
In einer Ausbildungsmannschaft der ganz normale Lauf der Dinge. „Natürlich bedauert man das, vor allem persönlich, wenn man Stützen einer erfolgreichen Mannschaft abgibt“, so Lorenz. „Aber einerseits verlangt das immer auch die Altersstruktur einer U-Mannschaft, andererseits sind wir auch stolz darauf, dass die Jungs ihren Weg in den Profifußball bei Traditionsvereinen gefunden haben.“ Dazu zählen beispielsweise Damian Roßbach, der beim SV Sandhausen in der zweiten Liga angeheuert hat oder Mounir Bouziane (Cottbus) und Felix Müller (Preußen Münster). „Daran sieht man: Die Ausbildung bei uns stimmt.“ Das belegen auch die „Neuzugänge“ aus der U19 – wobei die Bezeichnung Neuzugang kaum unpassender sein könnte: Mit Malte Moos (seit 2003) und Aaron Seydel (2005) rückten die dienstältesten 05-Spieler gemeinsam mit sechs Mannschaftskameraden in die nächste Altersklasse auf. „Wenn man aus einer U19-Mannschaft, die Dritter in der Bundesliga wurde, nicht so viele Spieler wie möglich hochzieht, hat man wohl kaum alles richtig gemacht“, schmunzelt Lorenz. „Und das zeigen auch die ersten Trainingseindrücke wieder: Die Jungs aus unserem Nachwuchs sind fußballerisch wie auch athletisch unheimlich gut ausgebildet. Unser Ansatz war es, die Mannschaft nochmal zu verjüngen und mehr in Richtung einer U21 aufzustellen“ – mit aktuell nur einem 23-Jährigen (Tobias Schilk) und Michael Falkenmayer (32, in der Reha) ist das definitiv gelungen.
Maximilian Wagener als bislang einziger externer Zugang „wird voraussichtlich nicht der letzte bleiben. Wir wollen in der Offensive und auf der Linksverteidigerposition noch etwas machen“, verrät Lorenz. „Aber auch da hat sich in den letzten Jahren einiges getan: In welchen finanziellen Bereichen sich da manche Jugendlichen bewegen, ist kaum zu glauben. Klar, mit einem Zweitligisten können wir als U23-Mannschaft kaum konkurrieren, trotz der Ausbildungsperspektiven. Nicht zuletzt verdient der Berater bei einem Transfer in die 2. Liga immer mehr.“ Und mit unseriösen Versprechungen „arbeiten wir nicht. Für uns steht die Ehrlichkeit im Umgang im Vordergrund. Wenn die Forderung eines Beraters ‚Training bei den Profis‘ heißt, und zwei Wochen nach Vertragsunterschrift wird der Spieler wieder in die zweite Mannschaft abkommandiert, hat doch niemand etwas davon. Den Sprung in den Profikader muss sich bei uns jeder gleichermaßen mit seiner täglichen Arbeit verdienen.“
Diese tägliche Arbeit heißt, „den Spagat zwischen Ausbildung und Klassenerhalt in einer Profiliga zu schaffen. Das ist eine Riesenherausforderung. Aber die Jungs haben im letzten Jahr unglaublich viel gelernt, haben sich auch menschlich enorm weiterentwickelt, sodass wir nicht umsonst sagen: Führungsspieler ist bei uns keine Frage des Alters. Ich bin mir ganz sicher, dass wir auch aus dieser Mannschaft im nächsten Jahr wieder einige Jungs in den Profifußball bringen werden – am liebsten natürlich bei Mainz 05.“ Denn die U23 soll alles andere als Selbstzweck bleiben: „Die vergangenen mehr als 20 Jahre haben uns über ganz viele Spieler immer wieder gezeigt, dass sich eine U23 für Mainz 05 genauso wie für die Spieler selbst lohnt. Auch Sandro Schwarz ist ja ein Beispiel davon“, lacht Lorenz.