Profis 05.03.2020 - 11:50 Uhr
"Die kriegen es ja nicht geschenkt"
Bundesliga-Novum bei Mainz 05: NLZ-Duo Baku und Barreiro auf der Doppelsechs
Diese Konstellation hat es beim 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga noch nicht gegeben: Beim 2:0-Heimsieg gegen den SC Paderborn bildeten erstmals zwei Eigengewächse aus dem Nachwuchsleistungszentrum am Bruchweg das Kernstück der Mannschaft im Mittelfeld: Ridle Baku (21) und Leandro Barreiro (20) hatten mit ihrer starken Leistung auf der Doppelsechs in Achim Beierlorzers 4-4-2-Grundordnung maßgeblichen Anteil am Erfolg der Mannschaft.
Dieser Aspekt sei ihm bei seiner Aufstellung gar nicht in den Sinn gekommen, sagte der 05-Trainer: "Das sind Dinge, die sich aus dem Training und aus der Situation heraus ergeben." Die Leistungen der beiden 05-Talente in den zurückliegenden Spielen seien ausschlaggebend für die Besetzung dieser Positionen gewesen. "Für den Verein ist das natürlich ein wichtiger Fakt. Wir brauchen die jungen Spieler und es ist wichtig, dass wir immer wieder Talente aus den eigenen Reihen nach oben ziehen. Besser geht's ja nicht. Damit ist auch die Arbeit des NLZ gewürdigt. Doch klar ist auch, die Jungs selbst müssen den Schritt gehen, die kriegen es ja nicht geschenkt", erklärte Beierlorzer.
Von der acht bis zur sechs
Baku (Jahrgang 98) ist Stammspieler im 05-Team und ein Wanderer auf den einzelnen Positionen. Unter Sandro Schwarz spielte der gebürtige Mainzer meist in der Raute auf der acht. Beierlorzer setzte Baku zunächst im Mittelfeld ein, dann einige Male als Rechtsverteidiger, nun auf der Doppelsechs. Der U21-Nationalspieler hatte einst bei seinem Bundesligadebüt im April 2018 mit seinem Treffer zum 3:0-Sieg gegen RB Leipzig einen prächtigen Einstand, legte eine Woche später mit seinem Führungstor beim 2:1-Erfolg in Dortmund den Grundstein zum vorzeitigen Ligaverbleib der Mannschaft und ist seitdem deren fester Bestandteil.
Gemeinsamer Traum: Baku & Barreiro beim Einlaufen in die OPEL ARENA
Barreiro (Jahrgang 2000) gehört seit Beginn der vergangenen Saison zum Profikader, gab sein Bundesligadebüt Anfang Februar 2019 beim bitteren 1:5 zu Hause gegen Leverkusen, spielte in der Saison ansonsten überwiegend im U19-Team. In der laufenden Spielzeit musste der Nationalspieler Luxemburgs lange mit der Ersatzbank Vorlieb nehmen, arbeitete sich über Einwechslungen heran und ist seit dem 1:3 gegen Bayern München fest in der Mannschaft.
Beide Spieler eint die Einsatzbereitschaft, ihr Tempo, ihre Spielkultur. Barreiro ist der giftige Zweikämpfer, der sich unentwegt in Zweikämpfe stürzt, ein Balleroberer, der die Räume verdichtet. "Im Ausdauerbereich ist er einer unserer absoluten Top-Spieler", so sein Trainer. Baku, ebenfalls zweikampfstark und gut in der Balleroberung, mit gutem Raumverständnis ausgestattet, ist technisch sehr stark in der Ballführung, hat Tempo, Passqualität und einen guten Abschluss.
Gegen die Bayern war es Barreiro, der trotz der Niederlage imponierte. "Wir hatten ihn ja schon mal in Augsburg gebracht, da hat es noch nicht funktioniert. In den Trainingseinheiten haben wir dann aber immer wieder gesehen, wie gut er das macht. Da erarbeitet sich ein Spieler wieder das Vertrauen", sagte Beierlorzer anschließend und fügte hinzu: "Ich hoffe, dass es ein konstantes Verhalten ist." War es, wie sich herausstellte.
In den Fokus des Trainers spielen
Gegen Paderborn harmonierte das Duo nun so gut, dass die beiden ehemaligen NLZ-Spieler auch am Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf erste Wahl sein könnten. "Vorstellbar ist das auf jeden Fall", sagte Beierlorzer, verwies aber auf den harten Konkurrenzkampf im Training. "Ich kann ja nicht schon am Mittwoch die Aufstellung hinhängen. Dann fragen die anderen, ob sie sich freinehmen sollen." Leistungssport bedeute, dauerhaft Leistung zu zeigen. "Diejenigen, die es jetzt gut gemacht haben, müssen es bestätigen in der Woche. Diejenigen, die hinten dran sind, müssen schauen, dass sie sich in den Vordergrund spielen und anschieben. Das wurde ja jetzt oft genug aufgezeigt, dass es immer möglich ist", erklärte der 52-Jährige.
Der Sieg spreche auf jeden Fall für die, die auf dem Platz waren. Baku und Barreiro hatten überzeugende Zweikampfwerte, lagen bei den Balleroberungen vorne, beide hatten eine Gesamtlaufleistung von knapp zwölf Kilometern. Baku lag zudem mit 31 Sprints nur knapp hinter den beiden besten Karim Onisiwo und dem Paderborner Kai Pröger mit jeweils 32 Sprints. "Sich in den Fokus des Trainers spielen. Das ist immer wieder die Aufgabe für alle im Kader. Dann haben wir hier eine Leistungsgesellschaft und die nötige Energie", betonte Beierlorzer.