Spielbericht 22.12.2014 - 00:00 Uhr
Die Niederlage weist den Weg
Das war mehr, als die allermeisten Fußballexperten den Nullfünfern nach acht Spielen ohne Sieg zugetraut hatten: Gegen den in der Liga übermächtigen und ungeschlagenen Tabellenführer FC Bayern bot der 1. FSV Mainz 05 in der Coface Arena eine Partie auf Augenhöhe und schnupperte bis in die letzte Minute der regulären Spielzeit am Punktgewinn. Bis Arjen Robben die Mainzer aus allen Träumen riss.
Dieses späte 1:2 tat richtig weh. Es entriss den Mainzern den Lohn für ein bärenstarkes Spiel. Dieser eine Zähler hätte in Mainz mehr bedeutet als einen Zuwachs auf dem Punktekonto. Es wäre Balsam gewesen für die geschundene Fußballseele nach acht Spielen ohne Sieg. „Schade, dass die Jungs keine Belohnung für die gute Leistung bekommen haben, sie hätten das verdient gehabt“, sagte Kasper Hjulmand und sprach damit den Fans aus der Seele.
Der Mainzer Trainer hatte arg improvisieren müssen, weil neben den Langzeitverletzten Julian Baumgartlinger, Christoph Moritz und Jonas Hofmann auch Niko Bungert, Stefan Bell, Nikolce Noveski und Jairo wegen Verletzungen ausfielen. Dem Mainzer Team merkte man diesen Aderlass allerdings gar nicht an. Im Gegenteil, die Mannschaft lieferte in komplett neuer Formation eine ausgesprochen homogene Leistung ab, die beste der Saison. Elkin Soto gab ein starkes Comeback auf der Doppel-Sechs und erzielte sogar den Mainzer Führungstreffer, der wuselige Pablo De Blasis bereitete der FCB-Abwehr bei seinem Startelfdebüt einige Sorgen. Die Nullfünfer hatten natürlich seltener die Kugel als die Gäste, aber im eigenen Ballbesitzt zeigten sie dennoch starke Umschaltsituationen und mutige Ballpassagen. Und die komplett umgebaute Abwehrkette mit Philipp Wollscheid und Gonzalo Jara lieferte eine hoch Konzentrierte Vorstellung ab. Die Mainzer Defensive gestattete dem Tabellenführer nur zwölf Torschüsse. Leider am Ende einen zuviel.
Und dennoch steckte in dieser Niederlage auch Grund für Optimismus. Punkt verloren, aber vielleicht einen Weg für erfolgreichere Spiele gefunden? So präsent, griffig und leidenschaftlich hatte sich die Mannschaft in dieser Hinrunde selten präsentiert. Insbesondere in den Heimspielen mit viel Ballbesitz wie zuletzt gegen Werder Bremen, den SC Freiburg und den VfB Stuttgart taten sich die Nullfünfer deutlich schwerer als gegen den selbstredend um die Qualität im eigenen Spielaufbau bemühten Rekordmeister. „Diese Spiele gegen tief stehende Gegner sind viel schwieriger, wenn du selbst immer das Tempo machen musst. Aber ich habe das Gefühl, dass wir uns da gut entwickeln“, sagt Hjulmand. „Und trotzdem war das Spiel gegen Bayern für uns ein wichtiges Signal, ein Spiel mit Vollgas und Herz. Das Gefühl können wir gebrauchen und mitnehmen.“
Das ist auch dringend nötig. Die Tabellensituation hat sich für Mainz 05 in den vergangenen Wochen deutlich verschlechtert, auch wenn mit 18 Zählern und Rang zwölf der Sturz auf einen Abstiegsrang bisher vermieden werden konnte. Die Liga ist in der unteren Tabellenhälfte kuschelig eng zusammengerückt. Den Tabellenletzten SC Freiburg trennen nur vier Punkte vom Tabellenzehnten SC Paderborn, den ersten Mainzer Rückrundengegner Ende Januar. Die Nullfünfer stehen in der Rückrunde vor einer echten Belastungsprobe, Trotz der Niederlage gegen die Bayern sendeten die Nullfünfer am Freitagabend dafür jene Signale, welche die Hoffnung auf eine Wende zum Guten nähren.