Profis 15.12.2019 - 14:20 Uhr
"Die rechte Gerade direkt ins Gesicht bekommen"
Gegen Borussia Dortmund chancenlose 05ER müssen bereits am Dienstag beim mit 1:6 gebeutelten SV Werder antreten - Schröder: 0:4 abschütteln, sammeln und dagegenstemmen
In der Anfangsphase und kurz nach der Pause sah es eine Weile danach aus, als könnten es den 05ERN gelingen, vielleicht doch einen Punkt zu ergattern gegen Borussia Dortmund. Am Ende aber war der Champions-League-Achtelfinalist zu stark. "Das war heute nicht unsere Kragenweite", sagte Rouven Schröder nach der 0:4-Niederlage in der ausverkauften OPEL ARENA. "Es gibt Tage, an denen kann man sie schlagen. Heute war nicht so ein Tag", fügte der 05-Trainer hinzu.
Am Ende waren es vielleicht zwei Dinge, die diese klare und deutliche Niederlage im "Spiel der Herzen" etwas erträglicher machten aus Sicht der 05-Fans: Das Comeback von Torjäger Jean-Philippe Mateta, der nach monatelanger Verletzungspause einen ersten Zehn-Minuten-Einsatz bekam und bei seiner Einwechslung begeistert empfangen wurde. Sowie das Ergebnis aus München, wo Werder Bremen eine 1:6-Niederlage kassierte. Am Dienstagabend kommt es im zweiten Spiel dieser Englischen Woche nun zum spannenden Duell mit dem Tabellennachbarn im Bremer Weserstadion. "Beide haben die rechte Gerade direkt ins Gesicht bekommen", beschrieb der 05-Sportvorstand drastisch die Situation. "Wir müssen alles abschütteln, uns sammeln und uns gut vorbereiten. Wir spielen gegen eine Mannschaft, die einen Punkt weniger hat als wir, die uns zu Hause schlagen will, da müssen wir uns mit aller Macht dagegenstemmen."
Gute Anfangsphase
Dies gelang dem Team von Achim Beierlorzer zunächst auch gegen den BVB. Die 05ER liefen den Gegner aggressiv an, waren in den Zweikämpfen präsent. "In den ersten Minuten hat die Mannschaft ein bisschen das Gefühl vermittelt, heute könnte so ein Tag werden", sagte Schröder nachher. Der taktische Plan des Trainers ging anfangs auf. "Wir wollten aggressiv an den Gegenspielern dran sein, das ist uns gelungen. Wir hatten Balleroberungen, konnten nach vorne spielen. Wir waren dabei zwar nicht torgefährlich, haben aber Dortmund weg von unserem Tor halten können", erklärte Beierlorzer.
Doch die Dortmunder reagierten schnell. "Als sie gemerkt haben, dass wir Druck erzeugen gegen ihr System, haben sie Flexibilität ins Spiel gebracht. Man könnte fast sagen, die laufen dann mit ihren vielen guten Offensiven kreuz und quer, aber immer mit Sinn und Verstand in die Räume rein. Wir haben mehr und mehr Probleme bekommen, ihnen zu folgen. Mit der Konsequenz, dass wir im Raum gestanden sind. Dann spielen sie mit ihrer Passsicherheit und Dynamik ihr Ding und setzen sich auch in den Eins-gegen-eins-Duellen durch. Damit sind wir dann nicht richtig zurechtgekommen, haben die Spieler bisweilen aus dem Blick verloren und einen enormen Druck erlebt", erläuterte der 05-Trainer.
Konter zum 0:2 war der Knackpunkt
Kurioserweise waren es aber nicht die herausgespielten Möglichkeiten, die der BVB zur Führung nutzte, sondern ein abgewehrter Eckball, den Marco Reus aus dem Rückraum verwandelte. Und bei aller Überlegenheit des Gegners war es das Ergebnis mit nur einem Treffer Rückstand, das die Mainzer im Spiel hielt und Möglichkeiten eröffnete. Sie fanden nach dem Seitenwechsel wieder besser ins Spiel, produzierten selbst eine Art Druckphase. "Wir wollten hinter die Kette kommen. Das ist nach hinten losgegangen, weil wir den Ball vor der Kette verloren haben", sagte Beierlorzer. Jeremiah St. Juste legte sich nach gutem Spielaufbau, im Versuch den Abschluss zu finden, den Ball etwas zu weit vor. Dan-Axel Zagadou schnappte sich die Kugel, leitete den Konter ein, den Jadon Sancho zum 2:0 abschloss. "Das war dann schon der Knackpunkt für uns. Wir konnten danach die Konter nicht mehr verhindern", sagte der 05-Coach.
"Wenn die Dortmunder ihr Spiel mit einem, maximal zwei Kontakten, mit hoher Schnelligkeit nach vorne bringen und Selbstvertrauen bekommen, dann sieht es immer so aus, dass du hinterherhinkst", erklärte der Sportvorstand. "Wir hätten heute das Glück haben müssen, dass Dortmund das Ganze zu leicht nimmt, und sie hätten einen schlechten Tag haben müssen. Das war nicht der Fall", so der 05-Trainer. Am Dienstag in Bremen jedoch werden die Karten neu gemischt. "Das wird ein komplett anderes Spiel." Eine Partie, in der es darum geht, einen Kontrahenten mit aller Macht auf Abstand zu halten.