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Verein 23.05.2019 - 10:30 Uhr

"Die Verwirklichung eines Lebenstraumes"

Vor genau 15 Jahren schafften die 05er erstmals den Aufstieg in die Bundesliga: Erinnerungen an ein spannendes Finale im dritten Anlauf

Platzsturm nach Abpfiff: Nach dem Sieg gegen Trier brachen am Bruchweg alle Dämme.

Der 23. Mai 2004 wird für jeden 05er für immer das Datum sein, an dem unser Traum in Erfüllung gegangen ist. An jenem Sonntag um 16.48 Uhr durfte der 1. FSV Mainz 05 erstmals in seiner Vereinsgeschichte den Aufstieg in die Bundesliga feiern. Nach 14 Jahren Zweitklassigkeit in Folge mit vielen Auf und Abs, nach den zwei so dramatisch gescheiterten Versuchen der beiden Jahre zuvor, führte Jürgen Klopp seine Mannschaft nun ans Ziel. Mit einem 3:0-Erfolg vor 18.700 Zuschauern am Bruchweg gegen Eintracht Trier am letzten Spieltag der Saison 2003/2004.

Die Jahrestage der beiden Bundesliga-Aufstiege vom 23. Mai 2004 & dem 24. Mai 2009 möchte der FSV mit euch am Freitagabend im Rahmen einer Jubiläumsfeier würdigen und dabei Emotionen und Erinnerungen hochleben lassen

Wir erinnern uns heute an das spannende Aufstiegsrennen vor 15 Jahren und blicken zurück in die entscheidende Phase.

Rot-weiße Trauer in Berlin & Braunschweig

2002 das Drama bei Union Berlin mit der fürchterlichen 1:3-Niederlage und dem ersten Scheitern trotz 64 erzielten Punkten. Das Folge-Drama von Braunschweig ein Jahr später, als der eigene 4:1-Erfolg erneut nicht reichte, weil Eintracht Frankfurt in der Nachspielzeit noch das 6:3 gegen Reutlingen erzielte. Schlimmer geht es kaum. "Wir stehen wieder auf", versprach 05-Legende Klopp den am Boden zerstörten Anhängern. "Wir werden nicht an diesem Spiel zerbrechen. Diesen Gefallen werden wir niemandem tun."

Spieltag 28: "Es reicht nicht"

Nach 28 Spielen der neuen Zweitligarunde sah es jedoch danach aus, als sei auch der dritte Versuch in Folge gescheitert. 1:1 gegen Aue. Das 14. Unentschieden der Saison. Am Bruchweg herrschte Trostlosigkeit, eine Stimmung wie nach einem Abstieg. "Der Traum ist zerplatzt", lautete der erste Kommentar von Harald Strutz, dem damaligen Vorsitzenden. "Es reicht nicht. Wir haben nicht die Klasse, oben dabei zu sein."

Das schien sich eine Woche später zu bestätigen. Beim grausamen 1:3 in Fürth wandten sich die eigenen Fans ab, die Mannschaft war am Tiefpunkt. Nur noch Platz acht mit 41 Punkten, sechs weniger als Cottbus auf Platz drei, zehn weniger als Bielefeld, elf weniger als Nürnberg ganz vorne. Doch Klopp und sein Team berappelten sich wieder, die Konkurrenz ließ Federn. Vor allem die Cottbuser. Das auf den ersten Blick enttäuschende 0:0 am vorletzten Spieltag in Regensburg eröffnete plötzlich wieder die Aufstiegschance.

Die Situation vor dem Finale: Nürnberg und Bielefeld waren aufgestiegen, Alemannia Aachen war Dritter mit 53 Punkten und einer Tordifferenz von plus eins. Die 05er belegten Platz vier (51/plus 12), Cottbus war Fünfter (51/plus 5), RW Oberhausen Sechster (50/plus 3). Sollte Aachen also zum Abschluss beim Karlsruher SC gewinnen, wären sie durch. Schon bei einem Remis könnten aber die 05er und Cottbus mit einem Sieg vorbeiziehen. 

Reicht der Pflichtsieg gegen Trier?

Zweimal Thurk, Friedrich und einmal Casey

Die 05er hatten am Bruchweg keinerlei Probleme gegen die Eintracht. Das 1:0 von Michael Thurk (23.) war bereits der vierte Treffer, drei davon waren wegen Abseits nicht anerkannt worden. Manuel Friedrich und erneut Thurk machten bis zur 67. Minute alles klar. Danach ging es nur noch darum, was in Karlsruhe passiert. Dort hatte Connor Casey, den die 05er anschließend quasi als Belohnung verpflichteten, das 1:0 für den KSC erzielt. Damit wären die 05er aufgestiegen. Doch der KSC geriet in Unterzahl.

Im Video: Glücksmomente

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Smartphones gab es noch nicht zu dieser Zeit. Die 05er mussten nach dem Abpfiff noch mehrere Minuten auf das Ergebnis aus Karlsruhe warten. Spieler und Verantwortliche bildeten einen Kreis an der Mittellinie. Die Erlösung kam dann aus dem benachbarten King-Park, wo viele Fans die Live-Übertragung auf der Groß-Leinwand verfolgten. Ihr Jubel verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die Straße ins Stadion. Der KSC hatte das 1:0 verteidigt. Die 05er, punktgleich, aber mit besserer Tordifferenz gegenüber Cottbus, waren aufgestiegen. Und dann brachen alle Dämme.

Die Erlösung am Bruchweg

Tumulte ohne Sinn und Verstand

Ganz Mainz feierte seine Aufstiegshelden. Später erwarteten 30.000 Menschen die Aufsteiger am Staatstheater. Und Jürgen Klopp hielt diesmal keine lange Rede: Sein "wir sind in der Bundesligaaaaaa", ist jedoch ebenso unvergessen, wie der grenzenlose Jubel und die Feierlichkeiten, die drei Tage lang andauerten.

"Ich war ein paar Minuten lang wie in Trance. Danach ist alles explodiert", erzählte 05-Chef Strutz nach dem Abpfiff. "Es ist ein sensationeller Tag. Die Verwirklichung eines Lebenstraumes, die Früchte jahrelanger harter Arbeit." Das Ganze grenze irgendwie an ein Wunder, "vor sechs Wochen waren wir weg vom Fenster", sagte Mittelstürmer Benni Auer. "Eine halbe Stunde lang haben wir uns nur umarmt und angesprungen in der Kabine", berichtete Dennis Weiland acnhließend, "das waren Tumulte ohne Sinn und Verstand. Das Gefühl, an einem langersehnten Ziel angekommen zu sein, an das zu Saisonbeginn außer unserem Trainer kaum einer richtig geglaubt hat, war überwältigend für uns alle." Und Dimo Wache, der Kapitän des Aufstiegsteams betonte, ihm fehlten die Worte um seine Gefühle zu beschreiben. "Ich kann das alles gar nicht fassen. Ich habe neun Jahre in Mainz auf diesen Tag hin gearbeitet."