Profis 11.12.2024 - 17:30 Uhr
Kohr: "Ich werde mein Spiel nicht umstellen"
Der 30-Jährige ist in dieser Saison die Konstante in der Innenverteidigung. Er spricht über das anstehende Heimspiel gegen den Rekordmeister aus München, warum die erste Auswärtsniederlage in Wolfsburg das Team nicht umwerfen wird und Kritik an seiner Spielweise
Es ist wieder ruhiger geworden um Dominik Kohr. Rund um das Auswärtsspiel beim FC St. Pauli Anfang Oktober hatte der Defensivspezialist aufgrund eines Fouls an Elias Saad noch deutschlandweit die Schlagzeilen bestimmt und musste einiges an Kritik einstecken. Nach seiner abgesessenen Gelbsperre kassierte Kohr in den vergangenen sechs Partien nur noch zwei Verwarnungen und machte - wie das ganze Team der 05ER - mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Spuren hat die Zeit bei dem 30-Jährigen jedenfalls nicht hinterlassen: "Ich versuche alles für das Team zu geben – auf meine Art und Weise. Und ich werde mein Spiel nicht umstellen, nur weil viel Kritik an meiner Persönlichkeit oder Spielweise aufgekommen ist. Wenn man mal dazwischenhauen muss, mache ich das." Auch am Samstag (15:30 Uhr in der ausverkauften MEWA ARENA, live auf SKY & 05ER.fm) gegen den in dieser Bundesliga-Saison noch ungeschlagenen Rekordmeister FC Bayern München will Kohr mit dafür sorgen, dass die 05ER eine Überraschung feiern können.
Bayern München? Da war doch was! Erst Ende Oktober war das Team von Vincent Kompany im DFB-Pokal in Mainz zu Gast und überrannte die FSV-Defensive bei der 0:4-Niederlage vor allem in der ersten Halbzeit. Schon im zweiten Durchgang zeigte die Henriksen-Elf damals erste Fortschritte. Die Leistungssteigerung in den Wochen danach führte die Rheinhessen sogar bis in die obere Tabellenhälfte. "Wir wollen es besser lösen und vor allem in der Offensive mehr Nadelstiche setzen als im Pokal", betont Kohr und stellt die hypothetische Frage: "Warum sollte die Bayern nicht am Samstag ihre erste Niederlage in dieser Saison kassieren?" Die Entwicklung der vergangenen Wochen stimmt den Innenverteidiger optimistisch, dass die 05ER den Bayern ein deutlich unbequemerer Gegner sein können und werden. "Diese Positivität und das Selbstvertrauen im Team geben mir ein gutes Gefühl."
"Dann muss man wieder aufstehen. Wir können das"
Auch die bittere Niederlage in Wolfsburg macht für Kohr dabei keinen Unterschied. "Wir waren nur verärgert, weil wir uns nicht für ein gutes Spiel belohnt haben." Bei den Gegentoren verhielten sich die 05ER nicht clever genug, in der Nachspielzeit setzte Jonas Wind nach einem Freistoß per Kopf den 'Lucky punch'. "Ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, dass Wolfsburg noch ein viertes Tor schießen wird, weil wir in den letzten Wochen auch als Team immer gut verteidigt haben. Sie haben uns auch nicht hinten reingedrückt. Aber wir können es fußballerisch besser lösen in dieser Phase, um das Spiel konstant in die gegnerische Hälfte zu verlagern. Es ist bitter, wenn man in der letzten Minute noch ein Tor bekommt." Aber so sei es eben manchmal im Fußball, sieht Kohr die Sache mehr pragmatisch als dramatisch und richtet den Blick nach vorne: "Dann muss man wieder aufstehen. Wir sind eine Mannschaft, die das kann und werden uns die verloren gegangenen Punkte wieder zurückholen."
"Es kann auch in einer anderen Formation funktionieren"
Kohr selbst wird dabei in den zwei Spielen vor der Winterpause wohl wieder einen wichtigen Part spielen. In der laufenden Saison stand er in zwölf von 13 Partien als Konstante der Innenverteidigung in der Startelf - mit immer wieder wechselnden Nebenmännern. Bis sich vor ein paar Wochen eine feste Formation fand, die so vor Saisonbeginn wohl niemand auf dem Schirm hatte. Die eingespielte Konstellation der letzten Spiele mit Stefan Bell und Danny da Costa musste in Wolfsburg schon nach rund 90 Sekunden aufgrund da Costas Verletzung aufgelöst werden. Große Sorgen macht sich Kohr deswegen aber nicht. "Es hat mit Bello und Danny in den letzten Wochen gut funktioniert, aber das kann es auch wieder in einer anderen Formation." Andreas Hanche-Olsen, der in Wolfsburg den Part als rechter Innenverteidiger übernahm, Moritz Jenz oder Maxim Leitsch stehen als Alternativen zur Verfügung. "In vielen Spielen in dieser Saison mussten wir in der Dreierkette schon wechseln. Jeder, der reinkam, hat seine Aufgabe erledigt, wie es sein sollte und seine Stärken eingebracht."
Kohr lebt die Positivität und das Selbstvertrauen, das sich die 05ER im Verlauf der Saison erarbeitet haben, vor. Das soll in den verbleibenden zwei Spielen bis zur Winterpause gegen die aktuell besten Mannschaften der Bundesliga - nach dem Heimspiel gegen die Bayern ist der FSV zum Jahresabschluss am Samstag, 21. Dezember (15:30 Uhr) beim momentanen Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt zu Gast - nochmal einen Schub geben. Genauso wie knapp 6.000 05-Fans, die mit nach Hessen reisen werden. "Wir werden alles raushauen bis zum Jahresende und wollen so viele Punkte wie möglich holen, um mit einem guten Gefühl in die Pause zu gehen." Kohr wird auf seine ganz eigene Art und Weise alles dafür geben.