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Profis 19.07.2022 - 14:00 Uhr

Durchgezogen bis zum Schluss

Bo Svensson zufrieden mit Einstellung & Mentalität gegen Newcastle - "Wichtig für die Gruppe, so ein Erlebnis zusammen zu haben"

Bo Svensson war insgesamt zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft in beiden Halbzeiten gegen Newcastle.

Fast schien es so, als sei Bo Svensson noch immer nicht ganz im Reinen mit seiner Mannschaft, die der Cheftrainer im Laufe des Trainingslagers in Grassau zweimal hatte ermahnen und an die persönliche und professionelle Einstellung eines jeden Einzelnen appellieren müssen.

Nach dem 1:0-Erfolg über Newcastle United aus der englischen Premier League vor 500 Zuschauern im Grenzland-Stadion von Kufstein, wo die 05ER drei Tage zuvor noch dem türkischen Spitzenklub Besiktas Istanbul mit 0:1 unterlegen waren, begann Svensson sein Statement zum Spiel mit den Worten: "Insgesamt sind wir ohne Verletzte durchgekommen und haben gewonnen", was so klang, als sollte danach das große Aber folgen. Dieser Eindruck täuschte allerdings. "Ihr kennt mich doch, ich wünsche mir immer mehr", sagte der 05-Trainer schmunzelnd in der Medienrunde nach dem zweiten Testspiel-Auftritt, "aber man muss auch gucken, wie wir am Sonntag trainiert haben".

19.07.2022

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Als Reaktion auf die wenig zufriedenstellende Vormittagseinheit auf dem Sportgelände des ASV Grassau hatte der Däne seine Profis im zweiten Tagesabschnitt durch zwei harte Übungsblöcke geschickt mit den berüchtigten Eins-gegen-Eins-Intensiv-Duellen auf dem Kleinfeld als Zugabe. Am Ende sei er selbst etwas erschrocken darüber gewesen, als er gehört und registriert habe, welches Pensum er seiner Mannschaft da abverlangt hatte. "Und dann zu erwarten bei diesen Temperaturen, dass heute alles funktioniert, wäre doch zu viel verlangt", betonte er in Kufstein.

Nein, Svensson war sehr zufrieden mit der Vorstellung seines Teams "gegen einen Gegner, der nicht so schlecht ist". Eddie Howe, Svenssons Pendant beim Klub aus Yorkshire, präsentierte gegen die 05ER schon zwei ausgesprochen gut besetzte Formationen, in denen Leute spielten, wie der niederländische 37-Millionen-Neuzugang Sven Botman, der ehemalige Hoffenheimer Joelinton, Bruno Guimaraes  (ehemals Olympique Lyon), der Nationalspieler Manuel Almitón aus Paraguay, das neuseeländische Angriffs-Kraftpaket Chris Wood, der Kapitän Jamaal Lascelles, Mittelstürmer Callum Wilson oder der englische National-Verteidiger Kieran Trippier, der im Winter von Atlético Madrid auf die Insel zurückgekehrt war.

Widerstands-Prüfung bestanden

"Defensiv haben wir es gut verteidigt, vor allem, wenn wir tief gestanden haben. Wir hatten auch Umschaltaktionen, aber da hat man gemerkt, dass uns die Frische gefehlt hat, um enge Situationen zu lösen. Aber gegen so einen Widerstand zu bestehen, das ist sehr gut. In einigen Phasen des Spiels müssen wir noch zulegen. Mich freut aber vor allem, dass wir zusammengehalten, es durchgezogen haben mit zwei unterschiedlichen Mannschaften, mit Spielern auf für sie ungewohnten Positionen", sagte der Däne zufrieden und lobte die Vorstellung in der zweiten Halbzeit und besonders Merveille Papela, der Innenverteidiger spielen musste und seine Aufgabe sehr gut erfüllt habe. Auch Edimilson Fernandes habe überzeugt auf der rechten Außenbahn, nachdem er am Tag zuvor vom Trainer kritisiert worden war nach einer eher unglücklichen Einheit. "Edi hat die richtige Antwort gegeben."

Mit etwas mehr Konzentration und Eingespieltheit hätten die Rheinhessen in der ersten Halbzeit wohl seltener den sich frei anbietenden Neuzugang Angelo Fulgini übersehen. "Er selbst hatte aber auch nicht die Frische, um die Räume zu nutzen", sagte Svensson. Nach dem Seitenwechsel kam der Bundesligist zu mehr Abschlüssen. Die beste Chance vergab Ben Bobzien aus kurzer Distanz. Je einmal ernsthaft gefordert wurden die Mainzer Torhüter. Robin Zentner lenkte einen mächtigen Distanzschuss von Joelinton um den Pfosten, Finn Dahmen parierte gegen Wilson, der aus wenigen Metern aufs kurze Eck abgezogen hatte, mit dem Kopf.

Silvan Widmer führte die 05ER gegen Newcastle als Kapitän auf den Platz.

Burgzorg mit dem Siegtreffer: "Sehr darüber gefreut"

Sein erstes Tor nach seiner langen, krankheitsbedingten Abwesenheit erzielte schließlich Delano Burgzorg, den die Mainzer inzwischen nur noch "Dela" nennen. "Wir haben uns sehr gefreut darüber", sagte Svensson. Burgzorg hatte zuvor selbst einen Freistoß der Briten zu Jonny Burkardt abgewehrt und war sofort los gesprintet, genau in den Tiefenpass hinein, den der Sturmkollege perfekt mit Druck spielte. Der Niederländer lief allein Richtung Tor und traf mit links ins lange Eck zum Tor des Tages.

"Er hat dem Verteidiger fünf Meter abgenommen", sagte Svensson, der zudem Burgzorgs Fleiß lobte. "Dela war überall, da war richtig was zu sehen. Er hat heute eine Antwort auf die Frage gegeben, ob er eine zusätzliche Lösung sein kann. Die Waffen, die er hat, sind für jede Mannschaft schwer zu verteidigen. Der Torschütze selbst sagte, hinten raus sei alle Power weg gewesen nach der langen Pause. Die Sprechchöre der mitgereisten FSV-Fans, die den schnellen Stürmer feierten, dürften ihm gutgetan haben.

Wichtiges Erlebnis für die Gruppe

"Wir haben gegen Newcastle auch als Mannschaft bestanden und das Ding unter Druck nach Hause gebracht. Das ist auch wichtig für die Gruppe, so ein Erlebnis zusammen zu haben. Wenn wir frischer sind, können wir das natürlich noch besser spielen. Der 05-Trainer bedauerte, dass Anthony Caci und Aymen Barkok angeschlagen fehlten. "Die Minuten wären sehr wichtig für sie gewesen, aber wir können es nicht ändern. Sie haben im Training trotzdem schon beide gezeigt, dass sie uns in dieser Saison sehr viel helfen werden."

Silvan Widmer hatte die Mainzer Mannschaft im Übrigen als Kapitän mit einer Binde in Regenbogen-Farben auf den Platz geführt. Eine Idee der Mannschaft, die beim Trainer gut ankam. "Ich finde das sehr gut", sagte Svensson. "Das passt immer gut, heute hat es vielleicht noch besser gepasst."