Eine schöne Momentaufnahme

Bei der Bewertung der eigenen Spiele legt Trainer Thomas Tuchel seit Saisonbeginn veränderte Maßstäbe an. Die Konsequenz der Leistung, sprich das Ergebnis, hat jetzt mehr Gewicht. Bislang stand die Leistung selbst im Mittelpunkt des Interesses. Das Ergebnis blieb da bei der Spielbewertung schon mal außen vor. Gegen den VfL Wolfsburg zeigte sich das Mainzer Team geduldig wie lange nicht. Mit vereinten Kräften wehrten sich die Nullfünfer gegen die Offensivbemühungen der individuell klasse besetzten Gäste. 30 Flanken und schnelle Dribblings hatte Tuchels Mannschaft zu verteidigen. Über den Schlüssel „gegenseitige Unterstützung“ gelang es, ohne Gegentor zu bleiben.

Über eine Standardsituation bog die Tuchel-Elf dann auf die Siegerstraße ein, hatte aber auch nach der Ampelkarte für Luiz Gustavo noch ein paar Schrecksekunden zu überstehen. Nicolai Müller machte dann mit seinem vierten Saisontor den Sack zu. Vor Selbstvertrauen strotzend jagte der Mainzer Flügelflitzer das Leder in die Maschen. Die „Wölfe“ fügten sich in den letzten Spielminuten ihrem Schicksal, VfL-Trainer Hecking opferte gar seine einzige Spitze, um nicht noch höher zu verlieren.

Eine reife Leistung der Nullfünfer, die gemeinsam mit Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen das verlustpunktfreie Führungs-Quartett der Fußball-Bundesliga bilden. Eine schöne Momentaufnahme und Anlass für die Fans bereits am 3. Spieltag in Europapokal-Gesänge einzustimmen. Trainer und Spieler genossen den Moment, ließen sich von der Euphorie aber nicht anstecken. „Wir wissen diesen außergewöhnlichen Saisonstart zu schätzen“, gab der 05-Coach nach dem 2:0-Sieg zu Protokoll. „Wir werden das jetzt genießen, aber nicht abheben.“ Mit dem positiven Ergebnis stellte die Partie den Trainer auch nach seinen veränderten Bewertungsmaßstäben voll und ganz zufrieden. Bei den heimstarken Hannoveranern wartet am Samstag aber schon die nächste schwere Aufgabe.