Profis 22.02.2016 - 16:39 Uhr

Emotionaler Countdown

Christian Heidel wechselt im Sommer, Rouven Schröder soll folgen

Foto: rscp

Das Ende einer Ära naht. Im kommenden Sommer wird Christian Heidel den 1. FSV Mainz 05 verlassen und sich als Manager und Vorstand Sport und Kommunikation dem FC Schalke 04 anschließen. Zu der am Sonntag von beiden Bundesligisten bestätigten Meldung haben sich der Mainzer Manager und Präsident Harald Strutz am Montag in der Coface Arena den Medien gestellt. Strutz kündigte an, dass Rouven Schröder, aktuell noch Sportdirektor beim SV Werder Bremen, Heidel als sportlicher Leiter beerben soll. Der scheidende Manager kämpfte bei seinen Worten zum eigenen Abschied mit den Emotionen.

Christian Heidel hat in den vergangenen Wochen oft öffentlich über seine Zukunftspläne reden müssen. Längst wusste die Öffentlichkeit über seinen Flirt mit dem FC Schalke 04, der Mainzer Manager versuchte das Thema klein zu halten, beließ es bei Andeutungen, welche Motive ihn zu einem Wechsel bewegen könnten. Seit Sonntag hat sich diese Perspektive gewandelt. Heidels Abschied nach 24 Jahren als Führungspersönlichkeit der 05er wird im Sommer Realität, die Trennung von seinem Heimatverein und Lebensinhalt damit für ihn zu einem emotionalen Countdown. Einen Vorgeschmack auf den kommenden Trennungsschmerz erlebte der 52-Jährige bei seinem  Statement im überfüllten Pressekonferenzraum der Coface Arena.

„Ich hätte mir noch vor anderthalb Jahren nicht vorstellen können, einmal eine solche Pressekonferenz in eigener Sache abzuhalten. Aber in mir ist in dieser Zeit ein Gefühl gewachsen, dass ich in meinem Leben noch einmal etwas anderes machen möchte. Ich wollte mir nicht irgendwann einmal vorwerfen, warum ich nichts anderes versucht habe.“, sagte Heidel. Der FC Schalke 04 traf mit seinem Interesse und einer sehr reizvollen Aufgabe bei einer der Top-Fußballadressen in Deutschland den Nerv des Mainzer Managers. „Ich habe für mich gemeinsam mit meiner Familie eine private Entscheidung getroffen. Gegen diese Entscheidung konnte Mainz 05 nicht ankämpfen. Es war eine schwere Entscheidung für mich, die ich nach so langer Zeit auch nicht von heute auf morgen treffen konnte, dafür bitte ich um Verständnis. Am liebsten wäre mir ohnehin gewesen, diese ganze Diskussion wäre nicht öffentlich abgelaufen.“

Beim Verein stieß diese Haltung auf Verständnis. „Uns als Vorstand war von Anfang an klar, dass wir einem verdienten Mann wie Christian Heidel keine Steine in den Weg legen werden. Wir mussten aber natürlich auch dafür Sorge tragen, dass wir einen geeigneten Nachfolger finden“, sagte Präsident Harald Strutz. Die mit Heidel abgestimmte Suche nach einem Nachfolgekandidaten habe aber natürlich auch unter dem Einfluss der schwierigen Entscheidungsfindung des Managers gestanden. „Ich habe mit mehreren Kandidaten Gespräche geführt, bei Rouven Schröder hatte ich sofort das Gefühl, dass dies sehr gut passt“, so Strutz.

Der 40-jährige Direktor Profifußball und Scouting des SV Werder Bremen genießt als wichtigster Mitarbeiter von Geschäftsführer Sport Thomas Eichin einen ausgezeichneten Ruf in der Branche, ist allerdings noch bis 2017 an den Verein gebunden. Der Wechsel als sportlicher Leiter und in die verantwortliche Rolle nach Mainz gilt als sicher, die Vereine setzen sich gerade mit den formalen Rahmenbedingungen auseinander. Harald Strutz kündigte eine zeitnahe Entscheidung an. Zu einem späteren Zeitpunkt werde der Verein dann ebenfalls informieren, wie die verschiedenen Arbeitsbereiche, auch der des ebenfalls nach Gelsenkirchen wechselnden Teammanagers Axel Schuster, neu besetzt werden.

Wann und wie die Übergabe der Geschäfte von Christian Heidel auf seinen direkten Nachfolger vollzogen wird, steht aktuell noch nicht fest. „Ich unterhalte mich wöchentlich mit Trainer Martin Schmidt über die Kaderplanung. Wir sind in der glücklichen Situation, dass fast alle Spieler für die kommende Saison Verträge haben. Wenn Rouven Schröder früher zur Verfügung steht, wird er in die Planungen mit eingebunden. Und wenn wir beide eines Tages das Gefühl haben, dass dies auch ohne mich funktioniert, dann hätte ich überhaupt kein Problem damit, einen Schritt zurückzugehen", erklärte Heidel.

Konflikte mit seiner kommenden Aufgabe bei Schalke 04 sieht Heidel nicht heraufziehen. „Klar ist doch: Wenn ich jetzt behaupten würde, mich interessiert Schalke 04 bis zum letzten Spieltag nicht, dann würde mir das niemand abnehmen", sagt Heidel. „Aber mir kann nach 24 Jahren doch jeder abnehmen, dass ich hier in Mainz meine Aufgabe mit vollem Einsatz erfülle. Ich werde mich jetzt auch nicht zu meinen Zielen bei Schalke 04 äußern, das gebietet auch der Respekt vor meinem Kollegen Horst Heldt auf Schalke.“

Christian Heidels persönlicher Countdown währt nun noch maximal zwölf Bundesligaspiele bis Saisonende. Der Schritt des 1. FSV Mainz 05 in eine neue Zukunft ist schon jetzt eingeläutet. Der Übergang wird einvernehmlich und reibungslos erfolgen, dieses Ziel haben Harald Strutz und Christian Heidel am Montag noch einmal betont. Und sobald der Zeitpunkt kommt, an dem Christian Heidel zum letzten Mal als Funktionsträger der 05er die Coface Arena betritt, wird dann auch der Zeitpunkt für den Abschied sein. Ein emotionaler Moment. Einer, der jetzt greifbarer geworden ist und den der Ur-Mainzer Christian Heidel nun wahrscheinlich noch ein wenig mehr fürchtet.