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Profis 03.09.2019 - 17:30 Uhr

Endlich einzahlen aufs "Belohnungskonto"

Schwarz: Es geht um "innere Haltung, um das Überwinden von Widerständen sowie den Umgang mit Nackenschlägen"

Konzentrierter Start in die neue Trainingswoche am Dienstagvormittag am Bruchweg.

Eine gute Leistung, so Sandro Schwarz im Vorfeld der Partie beim FC Bayern München, werde nicht reichen, um Zählbares mitzunehmen aus der Allianz Arena. Perfekt müsse der Auftritt über 90 Minuten sein. Der Perfektion nahe kam der Auftritt seiner Elf beim Rekordmeister anschließend am Wochenende auch, zumindest 35 Minuten lang. Wie schon zuvor in Kaiserslautern, Freiburg und gegen Gladbach waren es erste Nackenschläge, die "Stresssituationen" auslösten und den FSV auf die Verliererstraße schickten.

Es war beeindruckend, wie die 05ER am Samstagnachmittag in die Partie starteten, mit einer blitzsauber zu Ende gespielten Umschaltaktion durch Jean-Paul Boëtius in Führung gingen und die Münchner in der Anfangsphase überhaupt nicht zur Entfaltung kommen ließen. Die Offensive stresste den Gegner mit ihrem Anlaufverhalten, dahinter verschoben die Ketten mit den richtigen Abständen und störten den Gegner hoch, noch weit vor dem eigenen Tor, häufig unmittelbar nach der Ballannahme. Spielverlagerungen der Bayern blieben so lange Zeit wenig effizient, die ausgestrahlte von den Gastgebern ausgestrahlte Torgefahr tendierte gegen Null. So weit, so gut, der Matchplan war aufgegangen - bis hierher. Die erste Druckphase der Bayern gegen anschließend tiefer stehende Mainzer überstanden die Gäste zwar noch. Anschließend nutzte der Rekordmeister erste Unkonzentriertheiten auf Seiten der 05ER jedoch genauso konsequent wie gnadenlos aus, führte zur Pause plötzlich mit 2:1 und ließ kurz nach Wiederanpfiff Treffer Nummer drei folgen.

"Form und Leistung brechen weg"

Was dem Cheftrainer allerdings noch vielmehr frustrierte, als gegen einen ohne Zweifel weltklasse verkörpernden Gegner in Rückstand zu geraten, war die nun folgende Phase gewesen, als der FSV den eigenen Plan zunehmend aus den Augen verlor. "Wir hatten dann nochmal die Chance aufs 2:3. Stattdessen kassieren wir das 4:1, danach war es zu wenig von Einzelnen wie auch von der Gruppe", so Schwarz am Dienstag am Bruchweg. Es spiegelte sich hier letztendlich ein Muster wider, dass an die ersten Pflichtspielauftritte der noch jungen Saison erinnerte. Einem guten Beginn folgten Gegentore, die, so der Trainer, dazu führten, "dass wir Dinge über uns ergehen lassen. Form und Leistung brechen weg", brachte Schwarz seine Analyse auf den Punkt. Mit der Folge, dass der Lohn komplett ausgeblieben ist im bisherigen Saisonverlauf.

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Kein Problem der, in der Tat noch einmal sichtbar weiterentwickelten, Spielprinzipien hat das Trainerteam hier als maßgeblich für den "beschissenen" Saisonstart ausgemacht, vielmehr gehe es um die "innere Haltung (nach Gegentoren), um das Überwinden von Widerständen sowie den Umgang mit Nackenschlägen". Angetreten hat der FSV den Nachweis, neben fußballerischen Glanzpunkten auch durch mentale Höchstleistungen überzeugen zu können, gerade zum Ende der vergangenen Saison, wie auch Schwarz zu Beginn der Länderspielpause anmerkte.

Stressituationen simulieren

Sein Auftrag als Trainer sei nun, zum einen daran zu erinnern, zum anderen aber auch den Finger offen in die Wunde zu legen und "Dinge in aller Deutlichkeit anzusprechen". Das Positive: "Hätten wir ein Einstellungsproblem, würden wir anders in die Spiele gehen", nahm der 05-Trainer Bezug auf die teilweise dominant gestalteten Auftritte der ersten Partien. Sich von, immer möglichen, Rückschlägen nicht beeindrucken zu lassen, muss der nächste Schritt sein. "Wir müssen auf dem Platz einfach mehr miteinander sprechen und uns an den klaren Plan des Trainers halten", hatte auch Rückkehrer Ádám Szalai in München angemahnt, dass gute Phasen allein eben nicht der Anspruch sein dürften und keinesfalls ausreichten, um sich nach 90 Minuten Bundesliga-Fußball auch entsprechend zu belohnen.

"Gelassenheit und Ruhe", sagte Schwarz dennoch, "haben uns immer ausgezeichnet." Natürlich müsse man die gemachten Fehler nun klar benennen und aufzeigen. Mit ersten Maßnahmen hatte das Trainerteam bereits in München begonnen und das gesamte Team unmittelbar nach Abpfiff zur Ansprache in die Kabine beordert. Bereits am Sonntag folgte dann die erste Videoanalyse noch im Beisein der Nationalspieler, die erst anschließend abreisten. In der zweiwöchigen Länderspielpause sollen nun u.a. regelmäßig Stressituationen in kleinen Spielformen simuliert und "unsere Vorstellungen von Fußball, losgelöst von inhaltlichen Themen" nochmals aufgezeigt werden, thematisierte Schwarz abschließend noch einemal den gewünschten Umgang der Gruppe mit sportlichen Nackenschlägen. Einen Fehler aber, so der Trainer mit Blick auf das Duell mit Hertha BSC (14. September, 15.30 Uhr in der OPEL ARENA), werde man jetzt nicht begehen. "Wir werden daraus kein Endspiel machen, dürfen Dinge nicht überhöhen. Das ist ganz wichtig und entscheidend. Uns ist bewusst, wie wichtig die nächsten Spiele sind, weil wir auf unser Belohnungskonto einzahlen wollen. Aber wir fangen jetzt ganz sicher nicht damit an zu sagen: 'Wir müssen', denn 'wir wollen'!" Gezeigt, dass sie können, haben die 05ER längst.