Profis 07.01.2017 - 08:59 Uhr

Endlich Licht

Emil Berggreens Leidenszeit ist vorüber

Wenn es einen Preis geben würde für den größten Pechvogel in den Reihen der 05er, Emil Berggreen hätte ihn gewonnen, völlig außer Konkurrenz. Ein Jahr ist der Angreifer nun schon beim 1. FSV Mainz 05 und wünscht sich nichts sehnlicher als, nun ja, anzugreifen. Endlich wieder auf Torejagd zu gehen, seinen Instinkt in der Box zu nutzen und das Stadion jubeln zu lassen. Nun ist das Licht am Ende des Tunnels ist nicht mehr fern – acht Wochen noch, dann kann der erste Spieleinsatz winken. Die Geschichte des Emil Berggreen ist die eines Mannes, der nie aufgibt. Und trotz aller Rückschläge sein Lächeln nicht verliert.

März, der dritte Monat im Jahr 2017, keine Fastnacht, keine hohen Feiertage – und trotzdem ist dieser schnöde Termin der, auf den Emil Berggreen am meisten hinfiebert. Von einem „Acht-Wochen-Plan“ hat 05-Trainer Martin Schmidt gesprochen. Acht Wochen noch, dann sei Emil Berggreen bereit für einen Spieleinsatz. Endlich. Denn spielen, das konnte der dänische Mittelstürmer in seiner seit Januar 2016 neuen sportlichen Heimat Mainz noch nicht. Als physisch präsenter Zentrumsangreifer kam Berggreen da vom Zweitligisten Eintracht Braunschweig an den Bruchweg, vom Profil her passgenau für das System von Martin Schmidt ausgewählt. „Von der zweiten in die erste Bundesliga zu kommen, davon träumt man. Und die Gespräche mit dem Trainer waren sehr gut, ich habe mich direkt wohl gefühlt“, berichtet Berggreen. Doch die Chance, sich auf dem Rasen beweisen zu können, wurde zum schmerzhaften Geduldspiel.

Eine Knieverletzung brach direkt nach dem Transfer auf, der 1,94 große Hüne aus dem dänischen Helsingør musste operiert werden und verpasste die komplette Rückrunde. Als er in der Vorbereitung auf die laufende Saison endlich die Reha abgeschlossen hatte, nur wenige Tage vor der Rückkehr ins Mannschaftstraining stand, folgte der neuerliche Rückschlag, und was für einer. Kreuzbandriss, zugezogen im Aufbautraining. „Ich war am Boden zerstört“, so Berggreen, „es hätte kaum schlechter sein können.“ Es kostete Kraft, sich zu motivieren, nicht den Glauben zu verlieren. Aber Berggreen räumte alle negativen Gedanken schnell aus dem Kopf. „Diese Verletzung hatten schon viele vor mir. Und auch sie sind wieder zurückgekommen. Ich habe nie daran gedacht, dass dies das Ende meiner Karriere bedeuten könnte. Dafür bin ich zu jung und ich will noch zu viel erreichen.“

Er biss die Zähne zusammen. Und ging wieder in die Reha, alles wieder von vorne, wieder von Null. Ein Geduldspiel, aber auch eine Schule fürs Leben. „Ich bin eigentlich ein sehr ungeduldiger Mensch, aber das lernt man in einem Jahr wie dem vergangenen. Das war eine neue Situation für mich, mit der ich umgehen lernen musste“, erklärt Berggreen, der insbesondere Reha-Trainer Axel Busenkell dankbar ist. „Axel hat jeden Tag hart und gut mit mir gearbeitet. Aber insgesamt hat der ganze Verein in dieser harten Zeit hinter mir gestanden und mich unterstützt. Ich habe mich nicht allein gelassen gefühlt.

„Ich kann sprinten, schießen, springen und warte nur noch auf das letzte Go – Zweikämpfe sind zwar noch nicht erlaubt, aber den Rest kann ich mitmachen. Ich habe mittlerweile wieder ein gutes Gefühl am Ball, keine Schmerzen. Klar muss ich jetzt Geduld haben, aber in ein paar Wochen kann ich wieder Vollgas trainieren.“

„Auf dem Platz bin ich somit sicherlich ein Neuzugang. Aber in der Gruppe nicht – ich fühle mich sehr wohl in der Mannschaft“, sagt Berggreen, der das Interview in Deutsch gegeben hat. „In der Reha haben wir nur Deutsch miteinander gesprochen, ich habe da richtig gut Deutsch gelernt. Als ich damals nach Braunschweig kam, konnte ich kein Wort, ich hatte in der Schule Französisch als zweite Fremdsprache. Doch jetzt klappt es mit der Verständigung auf Deutsch super“, lächelt Berggreen. Ein Positivum, das sich der Reha-Zeit abgewinnen lässt.

Jetzt heißt es noch ein ganz klein wenig geduldig sein, acht Wochen. Und seine Ziele für den Wiedereinstieg sind bescheiden wie Berggreen selbst. „Ich möchte in der Rückrunde erst einmal spielen, Praxis sammeln, vielleicht auch in der zweiten Mannschaft aufbauen. Und ich möchte ein Tor machen. Immerhin habe ich in meinem letzten Pflichtspiel vor der Verletzung getroffen, damals für Braunschweig gegen Sandhausen. Daran möchte ich wieder anknüpfen.“ Es wäre ein passendes Happy End für das Ende eines Dramas in zu vielen Akten.