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Profis 09.01.2014 - 19:46 Uhr

„Er spielt so lange, wie er möchte“

Thomas Tuchel adelt Nikolce Noveski/Kapitän ist ein Muster an Konstanz

Zehn Jahre Mainz 05: Nikolce Noveski

Manche werthaltigen Momente geschehen so nebenbei. Gerade hatte Nikolce Noveski den Journalisten in der gemütlichen Medienrunde als Dolmetscher für Zugang Todor Nedelev ausgeholfen und über seine eigenen Perspektiven angefangen zu reden. Da kam der ebenfalls von den Journalisten angefragte Thomas Tuchel um die Ecke, setzte sich neben den 34-Jährigen auf die Couch und sprengte ungewollt den Plausch, als er auf seinen Kapitän angesprochen wurde:

„Nikolce kann so lange spielen, wie er möchte. Er ist ein Muster an Verlässlichkeit, ein top top Profi. Er hat jeden Tag so eine gute Einstellung auf dem Platz, es ist ein Glück für mich, mit so einem Spieler zusammenzuarbeiten. Wenn es über fünf Jahre so gut laufen soll, wie es für uns gelaufen ist, dann brauchst du solche Typen in der Mannschaft“, sagte Tuchel.

Ein Statement wie in Stein gemeißelt. Was mehr kann ein Trainer über einen Spieler sagen? Danke, keine weiteren Fragen mehr. Zumal Thomas Tuchel seine öffentlichen  Schmuseattacken in der Regel sehr wohl dosiert. Nicht aus fehlender Wertschätzung, eines seiner Lieblingswörter, sondern aus taktischem Kalkül, bisweilen auch Aberglauben. Nicht jeder Spieler kann mit einer Überdosis Lob angemessen umgehen. Der Trainer muss aber nicht fürchten, dass er den einer eitlen Selbstdarstellung sehr unverdächtigen Mazedonier mit Komplimenten vom Kurs abbringt.

Nikolce Noveski ist auf Kurs. In Mazedonien ist er unlängst zum Spieler des Jahres 2013 gewählt worden. 64 Einsätze zählt seine Bilanz als Nationalspieler. Beim 1. FSV Mainz 05 absolviert er gerade seine zehnte Saison, die achte davon in der Bundesliga. 291 Ligaspiele hat er seit 2004 für die Nullfünfer absolviert, von 323 möglichen. Darunter natürlich alle 17 Bundesligapartien in dieser Saison. Noveski hat sich in den vergangenen Jahren, auch im Herbst seiner Karriere fußballerisch stets weiterentwickelt, seine Beidfüßigkeit optimiert und seine Spieleröffnung. Seine harte, aber faire Zweikampfführung ist legendär. Noveski ist topfit, fast nie verletzt. Er ist immer da, wenn man ihn braucht. Er hat andere Innenverteidiger wie Manuel Friedrich und Neven Subotic im Mainzer Trikot groß werden lassen. Er hat die jungen Spieler wie Niko Bungert, Stefan Bell oder Jan Kirchhoff angeleitet. Und er hat manchen Versuchungen anderer Klubs widerstanden, ist den Weg mit dem Verein über die Zweite Bundesliga gegangen. Noveski ist die Konstante der Nullfünfer in den vergangenen Jahren.

Vielleicht ist es eben weil er immer zuverlässig, aber ohne große Worte seine Leistung abliefert, manchmal notwendig Dinge auszusprechen, die längst zur gelebten Wirklichkeit gehören, jedoch in der Wahrnehmung bisweilen zur Selbstverständlichkeit degenerieren. Das mag Thomas Tuchel in diesem Moment auf der Coach des Hotels Gran Melia Don Pepe spontan veranlasst haben, seinen Kapitän verbal zu adeln. Der so Gelobte selbst lächelte ob der warmen Worte seines Coaches beinahe verlegen. Es passte irgendwie zu seiner Gemütslage. Denn dass er mit sich und seiner Situation im Reinen ist, hatte er bereits wenige Minuten zuvor demonstriert.

Natürlich lautete eine Frage an den mit einem Vertrag bis Saisonende ausgestatteten Mainzer Kapitän, wie es denn dann mit ihm weitergehen könnte. Manager Christian Heidel hatte bereits Tage zuvor angedeutet, dass sich beim Verteidiger der Vertrag nach einer gewissen Anzahl absolvierter Pflichtspiele verlängern könne. „Ist das so? Der Manager wird den Vertrag kennen“, sagte Noveski und lächelte. „Daran denke ich im Moment nicht. Ich konzentriere mich auf meine Leistung. Ich will die Spiele genießen, Spaß und Erfolg haben. Ich fühle mich sehr gut, auch von der Fitness her. Ich sehe keine Probleme, die andeuten könnten, dass es nicht weiter geht.“  Das reichte dem Verteidiger auch schon an philosophischen Ausschweifungen, der Transfer zurück ins Hier und Heute und die anstehenden Aufgaben folgte prompt. „Es war gut, dass wir in die Erfolgsspur zurückgefunden haben. Es waren paar tolle Spiele dabei für uns und unsere Fans. Wenn wir diese Form jetzt schnell wieder finden, sehe ich eine gute Chance, eine bessere Rückrunde zu spielen als in der vergangenen Saison“, so Noveski.

Ist es vermessen anzunehmen, dass er seiner persönlichen Bilanz in der Rückrunde weitere 17 Pflichtspiele hinzufügt? Eher nicht. Und wahrscheinlich wird auch noch Zeit bleiben einen jungen Spieler wie Todor Nedelev auf dem Weg in die Bundesliga zu begleiten. Auch wenn dieser ausnahmsweise mal ein Angreifer ist.