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Engagement 26.01.2022 - 16:30 Uhr

Euthanasie-Opfer im Mittelpunkt des 18. Erinnerungstags

Am Donnerstag jährt sich zum 77. Mal der Tag, an dem die Überlebenden im Konzentrationslager Auschwitz befreit wurden

Das "Team Barrierefrei" unterstützt Menschen mit Behinderung rund um ihre Stadionbesuche in der MEWA ARENA.

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von der „Roten Armee“ befreit. Von Januar 1933 bis zum Kriegsende am 8. Mai 1945 wurden viele Menschen im nationalsozialistischen Deutschland und seit dem 1. September 1939 in weiten Teilen Europas ausgegrenzt, verfolgt und systematisch ermordet. Zu den Opfern zählten sechs Millionen Menschen jüdischer Herkunft und 500.000 Menschen aus dem Volk der Sinti und der Roma. Dazu gehörten auch die verschiedensten Gruppen, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passten oder ihren politischen Plänen im Wege standen. Nur wenige von ihnen überlebten Konzentrations- und Vernichtungslager.

Seit 18 Jahren gedenkt die Fußballfamilie an den Spieltagen um den 27. Januar der ermordeten Menschen, die auch Mitglieder ihrer Vereinsfamilien waren. "!NieWieder" Auschwitz, das ist der Auftrag und die Bitte der überlebenden Zeitzeugen an die "Nachgeborenen". Im Mittelpunkt des 18. Erinnerungstages 2022 stehen Menschen mit Behinderung.

Damals

1933 wurden die Nationalsozialisten an die Macht gewählt. Vor dem Hintergrund ihrer menschenverachtenden Rassenpolitik wollten diese einen "erbgesunden, rassisch hochwertigen Volkskörper". Erbkrank waren in ihren Augen z.B. psychisch Kranke, "Schwachsinnige", erblich blinde oder gehörlose Menschen, Alkoholkranke und sozial Auffällige. Das 1933 verabschiedete "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" war der erste Schritt, dem 1939 der Beschluss zur Vernichtung "lebensunwerten Lebens" folgte. Euthanasie, "guter oder schöner Tod", so bezeichnete man verschleiernd und zynisch diese Verbrechen.

Mindestens 329 Menschen mussten damals in Mainzer und Wormser Krankenhäusern eine Zwangssterilisation erleiden. Über 400 Frauen und Männer aus rheinhessischen Gemeinden wurden 1941 in mehreren Sammeltransporten mit den berüchtigten „grauen Bussen“ nach Hadamar gebracht und dort in Gaskammern ermordet, deutschlandweit waren es über 200.000 Menschen mit Behinderung, darunter 5.000 Kinder.

Wie viele andere erhielten auch die Menschen mit Behinderungen nach Kriegsende keine Wiedergutmachungsgelder. Erst in den 1970er Jahren begann die Aufarbeitung dieser schrecklichen Geschehnisse. Und es dauerte bis 2007, bis der Deutsche Bundestag das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" aufhob.

Heute

Wie tief verwurzelt die Abwertung von Menschen mit Behinderungen in Teilen der Gesellschaft noch heute ist, macht eine Bemerkung des Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Bad Kreuznacher Kreistag im Dezember 2021 deutlich. Er bezeichnete die Behinderung zweier junger Männer als "krankhaftes soziales Verhalten".

Verachtung und Ausgrenzung erleben Menschen mit psychischen, geistigen und körperlichen Behinderungen sowie ihre Familien jeden Tag. Es darf nicht sein, dass Mitbürgerinnen und Mitbürger befürchteten müssen, als Menschen "Zweiter Klasse" angesehen und behandelt zu werden. Menschen auf ihre Behinderung zu reduzieren, ist anmaßend und verletzend.

Veranstaltungen rund um den Erinnerungstag

24. Januar - 6. Februar

Ausstellung: "Das Leben war jetzt draußen und ich war dort drinnen"
Haus des Erinnerns - für Demokratie und Akzeptanz
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 16 Uhr

28. Januar (19 Uhr)

Gedenken, Forschen, Vermitteln zur Geschichte der Gedenkstätte Hadamar
Haus am Dom
Judith Sucher, pädagogische Leiterin der Gedenkstätte Hadamar, gibt in ihrem Vortrag Einblicke in die Geschichte der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar und die pädagogische Arbeit der Gedenkstätte

03. Februar (18 Uhr, Organisiert durch Mainzer Bündnis)

Inklusive Blinden-Stadionführung in der MEWA ARENA

05. Februar (11 Uhr, Organisiert durch Mainzer Bündnis)

Graffiti-Workshop im Fanhaus

05. Februar

Erinnerungsspieltag gegen 1899 Hoffenheim (15.30 Uhr) in der MEWA ARENA

06. Februar (12 Uhr)

Stadionaktion beim Spiel Vitesse Mayence vs. 1. FC Schwabsburg in der Enten-Arena (Ulrichstraße 38, 55128 Mainz Bretzenheim)

Was hat das alles mit dem "18. Erinnerungstag im deutschen Fußball" zu tun?

Der Fußball bildet die Gesellschaft ab. Er berührt (fast) alle Menschen und bringt sie zusammen. Die Fan-Initiativen, die Vereine, ihre Verbände und ihre Stiftungen mühen sich seit Jahren, den großen Anspruch der "Teilhabegerechtigkeit" umzusetzen.

Vereine bieten Training und Teams für Kinder und Jugendliche mit Handicaps an. Behinderte Menschen sind Mitglieder von Fanclubs. Fans und Vereine übernehmen Patenschaften für behinderte Fußballfreunde. Das Thema "Barrierefreiheit" im Stadion und auf den Fußballplätzen wird vorangetrieben. Dafür engagiert sich KickIn!, eine deutschlandweit beispielgebende Beratungsstelle für Inklusion, die sich seit 2017 für Gleichberechtigung aller Menschen im Fußball einsetzt.

Mainz 05 hat den Anspruch, Vorreiter in der Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung im Profisport zu sein. Dazu gehören Integration, Inklusion und Vielfalt. Beim Bau des neuen Stadions wurden von vornherein die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigt. Zwei Behindertenbeauftragte kümmern sich um die behinderten Fans.

Sie alle handeln im Sinne des "Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen". Der Leitgedanke dieser UN-Konvention von 2008 besagt: Die Menschen mit Behinderungen haben sich nicht der Mehrheitsgesellschaft anzupassen. Vielmehr hat diese die Voraussetzungen für eine gemeinsame Teilhabe zu schaffen.

Dieser Lernprozess ist erfolgreich, wenn alle Mitglieder der Fußballfamilie daran arbeiten, die Barrieren im eigenen Kopf, in den Stadien und auf den Fußballplätzen zu erkennen, und sie klug und kreativ abzubauen.

Dass das gelingt, hat mit dem "Lernen aus der Geschichte" zu tun. "!NieWieder" Auschwitz!

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