Profis 17.02.2018 - 11:30 Uhr
Erster Auswärtssieg dank perfektem Matchplan
Konzentrierte, konsequente Arbeit gegen den Ball und einfaches Spiel nach vorne bescheren 05ern ersten Auswärtssieg
Manchmal dauert es etwas länger, aber irgendwann ist es dann halt doch soweit: Der 1. FSV Mainz 05 hat fast ein Jahr gebraucht, um diese verflixte Serie zu durchbrechen, seine anhaltende Sieglosigkeit in fremden Stadien abzustellen. Die Mannschaft von Sandro Schwarz feierte zum Auftakt des 23. Spieltages ihren ersten Auswärtssieg der Saison mit einem hochverdienten 2:0-Erfolg bei Hertha BSC und holte damit drei wichtige Punkte im Abstiegskampf. "Es war wichtig, uns jetzt mal eine Belohnung für die Arbeit abzuholen und mal ein Zeichen zu setzen", sagte der 05-Trainer im Anschluss. "Solche Leistungen wie heute und auch das Ergebnis tun sehr gut."
Den 05ern gelang an diesem Freitagabend ein Auftritt, den sich die das Team schon häufig vorgenommen, aber zu selten umgesetzt hatte. Eine hochkonzentrierte, mannschaftlich geschlossene Leistung über 90 Minuten ohne individuelle Fehler, die sonst immer wieder zu einfachen Gegentoren geführt hatten. Die von Schwarz im Vorfeld geforderte Defensivstabilität brachte die Mannschaft mit ihrer giftigen, aggressiven und konsequenten Arbeit gegen den Ball eindrucksvoll auf den Platz.
Die 05er spielten zu null, gaben mit ihrer hervorragenden Defensivstruktur und einer glänzenden Organisation dem Gegner zu viele Rätsel auf. Die Hertha wirkte gegen die kompromisslos verteidigenden und unkompliziert aufspielenden Mainzer oft bieder und hilflos, fand keine Mittel, um ihr gefürchtetes Umschaltspiel anzubringen. Die einzige nennenswerte Torchance gelang den Gastgebern in der 87. Minute. Doch da war die Partie für die 05er längst gelaufen, dank der beiden Tore von Robin Quaison, der seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga erzielte. "Dass wir in der Lage sind, auswärts zwei Tore zu schießen, haben wir heute wieder gezeigt. Es war ein blitzsauberer Auftritt nach dieser schwierigen Woche", sagte ein glücklicher 05-Trainer. "Von der Körperlichkeit her waren das zwei verschiedene Mannschaften", musste Pal Dardai, der Hertha-Coach, später eingestehen. "Da haben die Großen gegen die Kleinen gespielt. Wir sind in den Zweikämpfen regelrecht abgeprallt."
Aufbau frühzeitig erstickt
Die Lauf- und Kampfbereitschaft der 05er war an diesem Abend groß. Schwarz hatte sein Team taktisch bestens auf diese Aufgabe eingestellt, der Mannschaft einen perfekten Matchplan auf den Weg gegeben, den die 05-Profis in vollem Umfang umsetzten und dabei alle Bemühungen des Gegners ins Spiel zu finden, frühzeitig erstickten. Die 05er, die in einer 3-5-2-Grundordnung antraten, störten das Aufbauspiel der Hertha bereits im Ansatz mit energischem Anlaufen von Quaison und Emil Berggreen. Das Team setzte seine Pressingzonen so, dass der Gegner nur in torungefährlichen Räumen spielen und nur selten zum Mainzer Strafraum vordringen durfte. Die Organisation im Mittelfeld passte, Jean-Philippe Gbamin, Danny Latza und Suat Serdar stopften mit hohem Aufwand die Löcher, drängten die Berliner meist nach außen ab, wo Giulio Donati und Gerrit Holtmann mutig und konsequent arbeiteten, die sonst so gefährlichen Flankengeber Marvin Plattenhardt und Valentino Lazaro kaum zur Geltung kommen ließen. Und hinten gab die Dreierreihe mit Leon Balogun, Stefan Bell sowie Alexander Hack diesmal eine fehlerfreie Vorstellung.
"Wir hatten es ja die ganze Woche angesprochen, was das Thema war", sagte Schwarz. "Defensive Stabilität. Sauber vorwärtsverteidigen. Ich finde, dass wir das von Beginn an sehr gut gemacht haben. So, wie wir aufgetreten sind als geschlossene Einheit mit Zweikampfbereitschaft und der Laufleistung war das sehr gut. Du hast immer irgendwie das Gefühl gehabt, dass es sehr, sehr stabil ist", erklärte der 39-Jährige. "Wir hatten eine sehr gute Kontrolle in der Arbeit gegen den Ball, haben uns Chancen heraus gespielt und zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht."
Chancen nach demselben Muster
Die Möglichkeiten, die sich die 05er im Olympiastadion herausspielten und die beiden Treffer entstanden meist aus demselben Muster. Balleroberung, Ballbehauptung. Dann der einfache lange Ball über die Berliner Pressingzone hinweg sowie Eins-gegen-eins-Duelle im Strafraum. So hatte Berggreen in der fünften Minute die erste Großchance nach langem Pass von Bell, scheiterte aber genauso am Torhüter wie Quaison in der 23. Minute. Da hatte Latza die Kugel hoch in den Strafraum gespielt, der Schwede per Kopf über Rune Jarstein hinweg verlängert, der Hertha-Keeper lenkte im Zurücklaufen den Ball gerade noch so zur Ecke ab. Wenig später köpfte Bell nach einem Latza-Eckball nur knapp übers Tor. Dann hatte Quaison seinen großen Auftritt: Der Schwede ging nach einem eroberten Ball ins Dribbling, setzte sich gegen vier Berliner durch, tunnelte zwei Verteidiger und fand die Lücke zwischen Torhüter und linkem Pfosten.
Mit dieser Führung im Rücken behielten die Mainzer ihre giftige Spielweise auch im zweiten Durchgang aufrecht und unterstrichen den Eindruck, dass diesmal nichts schief gehen würde. Gbamin spielte dann in der 65. Minute den langen Pass, der die Hertha-Abwehr knackte. Quaison setzte sich gegen Jordan Torunarigha durch, tunnelte den Torhüter und erzielte das 2:0. Holtmann hatte nach einem Top-Pass von Yoshinori Muto, der für den überragenden und am Ende völlig ausgepumpten Quaison gekommen war, noch das 3:0 auf dem Schläger, doch dem Sprinter versprang im letzten Moment leicht der Ball - ein verkraftbarer Schlusspunkt auf diesen so wichtigen Dreier in der Hauptstadt.