Profis 28.04.2019 - 15:00 Uhr
"Es ist eigentlich unfassbar"
05er beherrschten Partie in Hannover, nutzten aber ihre Chancen nicht und leisteten Beihilfe zum unverhofften 1:0-Sieg des Tabellenletzten
Über diese Niederlage wird man wohl noch einige Zeit diskutieren. Der 1. FSV Mainz 05 verlor am 31. Spieltag mit 0:1 bei Hannover 96, dem Tabellenletzten, der durch diesen unverhofften Erfolg nun noch einmal etwas Hoffnung schöpfen darf im Abstiegskampf. Eigentlich absurd, denn die Mannschaft von Sandro Schwarz dominierte die Partie vor 30.000 Zuschauern, schaffte es nur nicht, ihre Überlegenheit in Tore umzumünzen. "Ich kann es gar nicht glauben, dass wir jetzt hier stehen und uns über eine Niederlage unterhalten müssen. Es ist eigentlich unfassbar und es ärgert uns ungemein. Dass man jetzt Hannover gratulieren muss zum Sieg, stört mich total", so der Sportvorstand nach dem Abpfiff.
Dass dem so war, resultierte aus dieser kuriosen Szene in der 66. Minute. Linton Maina brachte den Ball nach einem Konter von außen vors Tor, Alexander Hack klärte zunächst, auch Giulio Donati ging hin zum Ball, doch Florian Müller versuchte den Eckball zu verhindern, rutschte dabei aber selbst ins Aus und bekam die Kugel nicht zu fassen, auch, weil Moussa Niakhaté den eigenen Keeper noch leicht behinderte. Jedenfalls rollte der Ball wieder vor die Füße von Maina, der Hendrik Weydandt anspielte, der dann aus kurzer Distanz zum 1:0 vollstreckte. Ein Slapstick-Tor. "Mein Fehler", sagte Müller selbstkritisch. "Eine unnötige Aktion, die leider das Spiel entschieden hat." Seine Mannschaft habe wohl gedacht, "wenn wir selbst nicht treffen, legen wir wenigstens selbst einen auf", sagte der 05-Trainer sarkastisch. "Da haben wir den Ball nochmal heiß gemacht vor dem eigenen Tor."
Nicht zwingend genug
Hannover 96 hatte darüber hinaus insgesamt nur zwei Szenen vor dem 05-Tor. Den Schuss von Jonathas in der Anfangsphase, der das Tor verfehlte. Und ganz am Ende, als sich die Mainzer im Powerplay einen Konter und einen Eckball fingen, Jean-Philippe Mateta einen Schuss abblockte. Ansonsten diktierten die 05er das Geschehen, boten eine absolut überzeugende Vorstellung. Mit einer Ausnahme: Den Offensivabschlüssen fehlte das Zwingende, die Effizienz, wie zuletzt in den Heimspielen gegen Düsseldorf und Freiburg noch gezeigt.
Gelegenheiten gab es genügend für die 05er. Doch allen Abschlussaktionen fehlten letztlich die Präzision, vielleicht auch die Schärfe sowie die letzte Konsequenz. "So etwas kann eine Gefahr werden, wenn du so überlegen bist. Dass du dich einfach durchspielst und in der einen oder anderen Situation vergisst, das Tempo nochmal zu verschärfen im letzten Drittel. Oft haben wir noch einen Haken versucht dran zu machen, Kopfbälle und Schüsse neben das Tor gesetzt. Trotzdem haben wir uns gut bewegt, waren spielstark, dominant mit Lust auf Fußball. Du musst halt die Tore machen. So banal ist das. Wenn du das nicht tust, wäre es cool, wenn du wenigstens kein Gegentor bekommen würdest", sagte Schwarz.
Kurz vor der Pause, nachdem 96-Keeper Michael Esser zwei Gelegenheiten von Mateta und Robin Quaison vereitelt hatte, traf Quaison dann doch ins Tor nach Vorarbeit von Mateta. Der Video-Assistent belegte jedoch, dass der 05-Stürmer zuvor Pirmin Schwegler umgestoßen hatte und gab den Treffer nicht. "Korrekte Entscheidung", sagte der 05-Trainer.
Keinerlei Spannungsabfall
Dessen Motivations-Maßnahme, nach dem vorzeitig gesicherten Ligaverbleib, das Erreichen von Platz zehn als Ziel auszugeben, hatte sich leistungstechnisch ausgezahlt in Hannover. Das 05-Team zeigte keinerlei Spannungsabfall, kein Nachlassen, sondern wirkte gierig und konzentriert. "Wir haben nichts dahin plätschern lassen, sondern waren sofort da, hatten eine Haltung, eine Emotionalität. Wir wollten dieses Spiel gewinnen. Das hat man uns immer angesehen. Wir wollten offensiv spielen und sofort fußballerische Akzente setzen", erklärte der 40-Jährige.
Die Folge war eine deutliche Dominanz nach einer Abtastphase, in der die 96er versuchten, mit aggressivem Anlaufen, Pressing und Zweikampfstärke das Pendel auf ihre Seite zu ziehen, sich aber mehr und mehr gegen die fußballerisch klar besseren Mainzer in eine Abwehrposition drängen ließen. "Wir haben mit guter Struktur Fußball gespielt. Unsere Restverteidigung war gut, wir hatten die beiden 96-Stürmer immer gut im Griff", sagte der 05-Trainer. "Wir hätten dieses Spiel einfach gewinnen müssen. Wenn du die Dinge so beherrschst, willst du anschließend auch im Bus sitzen und die Punkte mitnehmen."