Profis 19.02.2020 - 21:20 Uhr
Familäre Einblicke, launige Anekdoten & ganz viel Mainz 05
Rund 400 Fans folgten am Mittwochabend der Einladung der Fanabteilung in die OPEL ARENA - 120 Minuten Fantalk mit Achim Beierlorzer & Rouven Schröder
Für Cheftrainer Achim Beierlorzer war es eine Premiere, für die rund 400 gekommenen 05-Fans schon so etwas wie eine, noch junge, Tradition. Zum dritten Mal baten die sportlich Verantwortlichen des FSV am Mittwochabend in den VIP-Bereich der OPEL ARENA, um mit Fans zu diskutieren, sich auszutauschen und nicht zuletzt vor allem, um den Cheftrainer besser kennenzulernen. Fast 120 Minuten stand, neben Beierlorzer, auch Sportvorstand Rouven Schröder Rede und Antwort. Durch den Abend, der mit begeistertem Applaus enden sollte, führten als Moderatoren Alex Schulz, Abteilungsleiter der Fanabteilung, sowie Christian Bernhart, sein Stellvertreter.
Es wurde ein Abend von und für Fans, die eifrig Fragen stellten und aufschlussreiche Antworten erhielten: Familiäre Einblicke, launige Anekdoten, aber natürlich in erster Linie Mainz 05 waren die dominierenden Themen des Fantalks, zu dessen Beginn der Cheftrainer, der als Spieler selbst nie Profi gewesen war, auf seinen eigenen Werdegang zurückblickte: "Ich habe in Nürnberg in der Jugend gespielt und es anschließend bis in die Regionalliga geschafft. Das war damals die dritte Liga, aber sicher nicht vergleichbar mit dem heutigen Profi-Niveau. Ich habe schnell erkannt, dass der Weg nach ganz oben für mich schwierig werden würde."
Als zweites Standbein sollte ein Studium der Sportwissenschaften und Mathematik ("Schon in der Schule mein Leistungskurs") dienen. Dem Fußball blieb der junge Beierlorzer natürlich dennoch als Amateurspieler und -trainer treu, arbeitete anschließend rund 20 Jahre als Gymnasiallehrer. "Es war in dieser Zeit nie mein Traum, Bundesliga-Trainer zu werden. Dafür war es zu weit weg. Und jetzt darf ich es dennoch machen, genieße und wertschätze es sehr, hier zu sein", so der der Cheftrainer, für den sich Schröder im November als Nachfolger von Sandro Schwarz entschieden hatte.
Der Sportvorstand erläuterte anschließend die Gründe für seine Wahl: "Für mich ist wichtig, wie ein Trainer vor einer Gruppe auftritt. Zudem wusste ich, dass Achim viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit jungen Menschen hat und wie er mit ihnen umgeht." Klar sei gewesen, dass der Trainer menschlich, inhaltlich und grundsätzlich zu Mainz 05 passen müsse. Die Zeit als Trainer in Köln sei dabei nicht relevant gewesen, unterstrich Schröder, sondern nicht zuletzt, wie er ihn einst als Mensch zur gemeinsamen Zeit bei der SpVgg Greuther Fürth außerhalb des Profifußballs kennengelernt habe. Beierlorzer war seinerzeit in der U17 des Klubs tätig gewesen. Für Lacher am Rande sorgte Schröders launige Schilderung der ersten Kontaktaufnahme mit seinem Trainerkandidaten im November sowie das erste "konspirative" Treffen in einem Hotel am Rande einer Autobahn.
Aktiv mit Tempo & Gradlinigkeit
Als "verlässlich, ehrlich und konsequent", beschrieb der vielen der Anwesenden noch weitestgehend unbekannte Chefcoach auf der Bühne sich selbst. "Ich bin gerne mit Menschen zusammen und kommuniziere genauso gerne mit ihnen. Das allerwichtigste für einen Trainer ist aber, authentisch rüber zu kommen. Es hat keinen Sinn, jemanden zu imitieren", so der dreifache Familienvater. Seine Fußballphilosophie? "Aus meiner Sicht muss man Spieler von der Leine lassen, Freiraum gewähren. Ich stehe für eine aktive Art und Weise mit viel Tempo und Gradlinigkeit nach vorne. Jeder Fan wünscht sich, dass die Spieler sich verausgaben, natürlich innerhalb eines taktischen Konzepts, das die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir gewinnen. Mainz 05 stand für mich in der Vergangenheit immer für Fußball, der begeistert hat, und soll das auch künftig tun."
Nicht fehlen durfte mitten im Endspurt der fünften Jahreszeit natürlich auch nicht das Bekenntnis der Protagonisten zur Mainzer Fastnacht. Während der Sportvorstand im vierten Jahr seiner Amtszeit längst Gardemitglied ist, gab auch der Cheftrainer zu Protokoll, bereits Berührungspunkte mit der närrischen Zeit gehabt zu haben. "'Mainz, wie es singt und lacht'", so Beierlorzer, habe er schon als Kind mit seinen Eltern und acht Geschwistern ("Ich bin durch und durch ein Familienmensch") auf dem heimischen Sofa im Frankenland verfolgt. Das waren meine ersten Berührungspunkte. Die fünfte Jahreszeit habe ich insofern persönlich schon immer mit der Stadt verbunden, mittlerweile aber viele weitere Facetten kennengelernt. Ich bin also durchaus fastnachtsaffin und freue mich darauf!"
Nicht nur in den Endspurt der Fassenacht hatten sich Verantwortliche und Fans am Ende des Abends eingestimmt. Denn natürlich wollen die 05ER sportlich in den kommenden Wochen anknüpfen an den eingeleiteten Aufwärtstrend: "Wir wollen in Wolfsburg erfolgreich auftreten, danach zwei Heimsiege einfahren und anschließend in Köln gewinnen. Wir wollen unbedingt eine Serie starten", wählte Beierlorzer seine letzten Worte des Abends, bedacht mit einem kleinen Augenzwinkern. Schröder stellte klar, dass die Qualifikation für das dann zwölfte Bundesliga-Jahr in Folge über allem stehe. "Was wir hier in Mainz alle gemeinsam aufgebaut und erreicht haben, ist gar nicht hoch genug zu bewerten", so der Sportvorstand. Es waren letzte Worte, die wohl jeder der anwesenden 05ER noch an Ort und Stelle unterschrieben hätte.