Profis 29.08.2016 - 13:30 Uhr
Fehlender Lohn nach starkem Auftritt
Clemens: „So viele Chancen wie heute hatte ich hier noch nie“
Von einem „komischen Gefühl“ sprach 05-Trainer Martin Schmidt einen Tag nach der Auftakt-Niederlage bei Borussia Dortmund. Mit einem 1:2 hatte sich der 1. FSV Mainz 05 beim Vizemeister geschlagen geben müssen. Dennoch kam man nicht darum herum, auch ein wenig Stolz über die eigene Leistung aus der Partie mit nach Hause an den Bruchweg zu nehmen. „Wir stehen leider trotz eines guten Auftritts mit null Punkten da“, resümierte Schmidt.
So wie dem Trainer ging es wohl den meisten 05ern. Denn trotz einer starken Leistung und vieler Torchancen im Signal-Iduna-Park steht der FSV vor der Länderspielpause mit null Punkten da. Christian Clemens, der kurz nach der Pause die Goßchance zum 1:1-Ausgleichstreffer vergab, war somit auch nur bedingt zufrieden und haderte ein Stück weit mit sich selbst: „Schade, denn wir hätten uns für ein sehr gutes Spiel belohnt. Ich habe schon oft in Dortmund gespielt, aber so viele Chancen wie heute hatte ich hier noch nie.“ Ähnlich fiel die Analyse von Linksverteidiger Daniel Brosinski aus, der defensiv über 90 Minuten schwer gefordert war gegen die schnellen Außen des BVB Ousmane Dembélé oder André Schürrle. „Wir haben wenig zugelassen und sehr ordentlich verteidigt. Zudem haben wir mehrere Nadelstiche gesetzt. Wir können auf jeden Fall stolz sein auf unsere Leistung“, hob Brosinski ebenfalls die positiven Aspekte hervor.
Um Zählbares mit zurück an den Bruchweg nehmen zu können, fehlte es in der Offensive letztendlich am letzten Tick Genauigkeit im Umschaltspiel wie auch im Torabschluss. Denn defensiv hatten unserer 05er die „Angriffsmaschine“ BVB weitestgehend im Griff und ließen nur wenige Torchancen zu. Lediglich zwei Unaufmerksamkeiten war es geschuldet, dass die Borussia durch zwei Standardsituationen zum Torerfolg kam und den Sieg am Ende über die Zeit bringen konnte. Die Leistung der „hart verteidigenden“ Mainzer erkannte nach der Partie auch BVB-Trainer Thomas Tuchel an: „"Wir waren heute eher ein Angriffsmaschinchen und ein Passmaschinchen“, so der ehemalige FSV-Trainer. Nicht zuletzt, dass Ergebnis der mental wie auch kämpferisch hervorragenden Einstellung des Gegners. Auch der Blick in die Statistik zeigt, wie nah die Mainzer am Punktgewinn beim haushohen Favoriten gewesen waren. 6:5 Torchancen wurden am Ende notiert, die besseren Gelegenheiten hatten dabei die Gäste gehabt, deren Laufleistung die der Heimmannschaft gar um vier Kilometer übertraf.
"Effektivere Mannschaft hat gewonnen"
In den Augen von Stefan Bell hatte sein Team insgesamt sogar mehr Chancen, Roman Bürki im Kasten der Gastgeber zu überwinden: „In Dortmund hat man selten mehr Chancen als die Heimmannschaft“, so der Abwehrchef. „Am Ende hat die effektivere Mannschaft gewonnen.“ So schwankten die 05-Gemüter nach dem Spiel zwischen Freude und Stolz über die Leistungssteigerung nach dem DFB-Pokal-Spiel in Unterhaching und der Enttäuschung über die verpasste Chance, zum ersten Mal seit 2011 zumindest wieder einen Punkt aus Dortmund mitnehmen zu können.
In der Länderspielpause gilt es nun, den Fokus auf die kommenden Aufgaben im Liga-Alltag und der Europa League zur richten, Fehler abzustellen und mannschaftstaktische Abläufe weiter zu optimieren. Die Leistung aus Dortmund bietet in jedem Fall ausreichend Gründe, um selbstbewusst an die anstehenden Herausforderungen heranzugehen. Nicht zuletzt dank des Anschlusstreffers durch den eingewechselten Yoshinori Muto in der Nachspielzeit, wie Schmidt abschließend hervorhob: „Wichtig war, dass wir am Schluss noch ein Tor machen. Die zweite Halbzeit haben wir dadurch 1:1 ausgeglichen gestaltet. Das nehmen wir mit.“