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Profis 08.08.2018 - 19:05 Uhr

Gänsehaut und die rote Brücke

UNSER TRAUM LEBT: Vor genau 14 Jahren erzielte Christoph Babatz das erste Bundesligator für die 05er

Es ist ein besonderer Platz in der Vereinsgeschichte des 1. FSV Mainz 05, den sich Christoph Babatz für alle Zeiten gesichert hat: Der Mittelfeldspieler erzielte das erste Bundesligator überhaupt für den Verein. Auf den Tag genau vor 14 Jahren, am 8. August 2004, traf der damals 29-Jährige vor 45.000 Zuschauern im Stuttgarter Neckarstadion mit einem direkt verwandelten Freistoß zum 1:2-Zwischenstand. Unvergessen und damals gefeiert von rund 8000 Anhängern, die den Aufsteiger zur Bundesliga-Premiere beim VfB Stuttgart begleitet hatten und den Schützen lautstark mit "Bum-Bum-Babatz"-Rufen hochleben ließen. Für einen Sieg reichte es damals allerdings nicht, auch wenn Tamas Bodog noch auf 2:3 verkürzte. Die von Matthias Sammer trainierten Schwaben gewannen am Ende mit 4:2.

"Spontan fallen mir in der Erinnerung an dieses Spiel drei Dinge ein", sagt Babatz, heute Leiter der 05-Fußballschule. "Hitze, Aufregung und die rote Brücke." Diese rote Brücke war ein Fußgänger-Überweg am Stadion. "Als wir mit dem Bus vorfuhren, war diese Brücke komplett rot mit 05-Fans, die uns zugejubelt haben. Wenn ich daran denke, kriege ich heute noch Gänsehaut", sagt der inzwischen 43-Jährige. "Wir sind mit viel Aufstiegs-Euphorie, mit Nervosität, aber auch irgendwie unbekümmert dahin gefahren. Wir wussten nicht richtig, was uns erwartet." Das Team von Jürgen Klopp hielt gut mit in seiner ersten Partie in der höchsten deutschen Spielklasse, wehrte sich nach Kräften, lag aber zur Pause durch zwei Tore von Cacau in Rückstand. Dann kam die 48. Minute. Ein Freistoß, zentrale Position, 26 Meter vor dem Tor. Alle 05er warteten auf einen Gewaltschuss von Babatz, doch der wählte die harte, aber platzierte Variante. Marco Rose lief los und über den Ball, Babatz nahm Maß, fand die Lücke in der VfB-Mauer, schoss flach ins rechte Eck aus der Sicht des Schützen gesehen. Timo Hildebrand im Tor streckte sich gewaltig, doch die Kugel schlug direkt neben dem Pfosten ein.

Die Mauer stand falsch

"Im Video, in der Hintertor-Einstellung, sieht man gut, dass die Stuttgarter Mauer falsch stand und auch der Torhüter. Das habe ich gesehen und den Ball flach drauf gehauen in die Ecke", erinnert sich Babatz. Es war der erste von vier Treffern, die dem zentralen Mittelfeldmann in Klopps 4-3-3-Grundordnung in dieser Aufstiegssaison gelangen. Insgesamt war "Bum-Bum-Babatz" in 64 Bundesliga- und 95 Zweitligaspielen 17 Mal für die 05er als Torschütze erfolgreich, erzielte darüber hinaus drei Treffer im DFB-Pokal und ein Elfmetertor beim 2:0-Sieg in der Uefa-Cup-Partie im isländischen Keflavik.

Eine Woche nach der Auftakt-Niederlage feierten die 05er dann im Übrigen ihren ersten Bundesligasieg. 18.700 Zuschauer am Bruchweg sahen ihre 05er gegen den Hamburger SV zunächst klar unterlegen und durch einen Treffer von Daniel Van Buyten in Rückstand, ehe Antonio da Silva das Spiel innerhalb von zwei Minuten mit zwei sehenswerten Toren drehte. Danach lief es für die Klopp-Elf: 1:1 in Berlin, 2:0 gegen Leverkusen, 2:1 in Freiburg, 2:1 gegen Bremen. Insgesamt 30 Punkte zu Hause am Bruchweg und 13 Auswärtszähler ergaben am Ende einen beachtlichen elften Platz in der Abschlusstabelle.

Ein Hauch von alten Zeiten

"Die Anpassung an die Bundesliga ist uns relativ schnell gelungen", so der Ex-Profi. "Unser Vorteil war aber auch, dass wir eingespielt waren. Und jeder in der Mannschaft wusste, was Kloppo von uns verlangte. Wenn einer rausging, wusste der nächste, was er zu tun hatte, wohin er laufen musste. Die Automatismen hatten wir drin wie im Schlaf. Das hat uns durch die ganze Saison getragen." Dass die Geschichte nunmehr 14 Jahre zurückliegt, "ist schon krass", sagt Babatz. "Als wir aber am Samstag mit der Traditionself am alten Bruchweg gegen den 1. FC Kaiserslautern gespielt haben, das war dann nochmal ein Hauch von alten Zeiten." UNSER TRAUM LEBT.