Profis 10.09.2022 - 17:30 Uhr
Gebrauchter Tag in Hoffenheim
05ER dominieren Anfangsphase, verpassen mehrfach die Führung, verlieren aber wenig später neben Burkardt & Hack auch den Faden im Spiel.
Beim 1:4 (0:0) bei der TSG 1899 Hoffenheim musste der 1. FSV Mainz 05 am Samstagnachmittag seine zweite Saisonniederlage hinnehmen. Dabei hatten die Gäste furios begonnen, gleich mehrfach die Führung auf dem Fuß gehabt, nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Jonny Burkardt nach 13 Minuten sowie der Roten Karte für Alexander Hack kurz vor der Pause aber jeweils den Faden verloren. Die TSG machte nach der Pause in Überzahl alles klar, ging durch die Treffer von Andrej Kramaric, Grischa Prömel und Munas Dabbur mit 3:0 in Führung, ehe Dominik Kohr in der Schlussphase der Ehrentreffer gelang. Das letzte Wort hatte schließlich Pavel Kaderabek in der Nachspielzeit. Kleinigkeiten im Spielverlauf hatten letztlich dazu geführt, dass die zunächst überforderten Gastgeber unter dem Strich verdient drei Punkte im Kraichgau behielten.
Eine Veränderung hatte Bo Svensson gegenüber dem Erfolg bei Borussia Mönchengladbach vorgenommen und Angelo Fulgini für den unter der Woche angeschlagenen Jae-sung Lee (Bank) in die Startelf befördert. Für den an Hüftproblemen laborierenden Anton Stach rückte zudem Danny da Costa erstmals in dieser Saison in den Mainzer Kader.
Einen Hauch von Torgefahr strahlten die Gäste erstmals nach gut 60 Sekunden aus. Einen Freistoß von Aarón legte Alexander Hack im Strafraum ab auf Fulgini, der den Ball aus spitzem Winkel und in leichter Rücklage jedoch nicht auf den Kasten bringen konnte (2. Minute).
Vor knapp 4.000 mitgereisten Mainzern präsentierten sich die 05ER mutig, störten den Hoffenheimer Spielaufbau früh und spielten gefällig nach vorne. Die ganz dicke Chance auf die Führung folgte in Minute vier, als Hack Karim Onisiwo per Chip in die Tiefe bediente, der Österreicher den Ball unter Mithilfe der TSG in die Gasse weiterleitete auf Sturmkollege Burkardt, dessen Direktabnahme jedoch zu zentral geriet, so dass Oliver Baumann die brenzlige Situation entschärfen konnte (4.). Ähnlich wie sechs Tage zuvor in Mönchengladbach traten die Rheinhessen unheimlich selbstbewusst auf und spielten weiter nach vorne. Und es war erneut Burkardt, der den ersten Treffer auf dem Fuß haben sollte, nachdem Onisiwo geflankt hatte. Der Abschluss des Kapitäns der deutschen U21 - aus erneut aussichtsreicher Position - landete aber rund zwei Meter neben dem Gehäuse. Die TSG fand in dieser Anfangsphase keinen Zugriff gegen aggressive und gleichfalls spielfreudige Gäste, die nach zehn Minuten schon fast hätten führen müssen. Ganz bitter sollte diese erste Viertelstunde letztlich für Burkardt verlaufen: In der zehnten Minute von Kevin Akpoguma heftig gelegt, musste das Eigengewächs verletzt den Platz verlassen und wurde durch Delano Burgzorg ersetzt. Die Gastgeber jedoch fanden auch in den folgenden Minuten keine Mittel und dürften beim Blick auf die Anzeigetafel nach 15 Minuten tief durchgeatmet haben. Erstmals gefährlich wurde das Team aus dem Kraichgau dann in Minute 19, als eine Flanke von Prömel von links durch den Mainzer Strafraum rauschte, aber keinen Abnehmer fand.
Die TSG hatte die Anfangsdynamik des Svensson-Teams nun vorläufig gebremst und gestaltete die Begegnung offen, ohne dass sich in den beiden Strafräumen etwas Erwähnenswertes tat. Nach 26 Minuten mal wieder eine Halbchance für die Gastgeber, als Georginio Rutter flankte, der am zweiten Pfosten lauernde Kramaric aber nicht an den Ball kam. Die Auswechslung von Burkardt hatte die 05ER, die nun darum bemüht waren, Ruhe ins Spiel zu bringen, in dieser Phase ein Stück weit aus der Spur gebracht. Nach einer knappen halben Stunde meldete sich der FSV zurück in der Partie, als Onisiwo aus 20 Metern abzog, der Schuss des Österreichers jedoch zur Ecke geklärt werden konnte (29.). Das Remis nach 30 Minuten war mittlerweile ein gerechtes Resultat.
Während die Gäste bei den sich immer wieder bietenden Umschaltgelegenheiten oftmals die letzte Konsequenz vermissen ließen, hätte die TSG in der 38. Minute von einer ebensolchen profitieren können: Kramaric war auf links bis zur Grundlinie durchgebrochen, hatte gefühlvoll auf Christoph Baumgartner geflankt, dessen unbedrängter Kopfball aber auf dem Tornetz landete. Kurz vor der Pause wurde es dann zunächst doppelt bitter für den FSV. Erst sah Hack für eine Notbremse an Rutter die Rote Karte, und nachdem Schiedsrichter Daniel Schlager auf Freistoß entschieden hatte, verlegte der Videoassistent das Vergehen des Innenverteidigers in den Sechzehn-Meter-Raum - Elfmeter für Hoffenheim (41.). Kramaric trat an, zielte aber deutlich zu ungenau und setzte den Ball vom Punkt neben das Tor. Torlos ging es wenig später in die Katakomben.
05ER laufen Hoffenheim ins offene Messer
Mit Wiederbeginn reagierte Svensson und brachte Niklas Tauer für den erst nach einer Viertelstunde eingewechselten Burgzorg, was freilich taktische Gründe hatte. Der FSV agierte nun aus einer 5-3-1-Grundordnung heraus und zog sich in den ersten Minuten weit zurück. Die nächste Gelegenheit hatte die TSG, doch Zentner entschärfte in der 46. Minute einen Kopfball von Baumgartner. Verheerende Konsequenzen sollte dann sechs Minuten später der erste zarte Mainzer Vorstoß nach der Pause haben. Die TSG erkämpfte sich das Leder, schaltete schnell um und der FSV lief in einen Konter. Rutter ließ Aarón an der Grundlinie aussteigen, flankte in die Mitte, wo Kramaric keine Mühe hatte, aus kurzer Distanz einzunetzen - 0:1 aus 05-Sicht (52.). In Unterzahl wurde die Angelegenheit für die Gäste in der Folge nicht leichter. Hoffenheim ließ Ball und Gegner laufen, der FSV verschob, musste dabei aber enorm viel Laufarbeit leisten. Echte Hochkaräter erspielten sich die Gastgeber zunächst jedoch nicht und kamen allenfalls zu Halbchancen, die Zentner aber jeweils sicher parierte.
Nach einer guten Stunde wechselte Svensson erneut und brachte Edimilson Fernandes und Lee für Leandro Barreiro und Fulgini. Gleichzeitig stellte der Cheftrainer um, fortan agierten die 05ER im 4-4-1-System, Tauer rückte vor ins defensive Mittelfeld. Eine Umstellung, die zunächst zu fruchten schien, denn wenig später folgte der erste Abschluss der Gäste nach Wiederbeginn: Die Mainzer konterten, Lee bediente Kohr, dessen Schuss zur Ecke abgefälscht wurde (66.). Kurz darauf steuerte Onisiwo allein auf Baumann zu, agierte jedoch zu zögerlich, so dass die Chance verpuffte. Und gerade, als den Betrachter das Gefühl beschleichen wollte, die Rheinhessen kämen womöglich noch einmal zurück in die Begegnung, nutzte die TSG die nächste Lücke in der Mainzer Defensive. Nach einem langen Diagonalball bediente Kaderabek Baumgartner, dessen Ablage Prömel aus zwölf Metern zum 2:0 verwertete - Zentner war machtlos, weil Tauer das Leder noch entscheidend abgefälscht hatte.
Für die 05ER ging es nach diesem Nackenschlag nun darum, das Ergebnis in Unterzahl im Rahmen zu halten und der TSG nicht erneut ins offene Messer zu laufen. Während Anthony Caci Aarón in der Schlussphase ersetzte, bewahrte Zentner sein Team in der 80. Minute gegen Rutter noch vor dem 0:3, war Sekunden später aber dann doch geschlagen: Angelino bediente Dabbur, der den 05-Schlussmann aus vier Metern überwand (80.). Die Partie schien gelaufen, doch der FSV meldete sich noch einmal zurück, weil Kohr auf Zuspiel von Caci auf 1:3 verkürzen sollte (83.). Ein Treffer, der dem FSV noch einmal eine zweite Luft bescherte, die trotz aller Bemühungen in Unterzahl aber letztlich zu spät kam. Kaderabek besorgte nach einem weiteren Konter den Schlusspunkt.
Mit zehn Zählern aus sechs Partien auf dem Konto empfängt der FSV bereits am kommenden Freitagabend (20.30 Uhr) in der MEWA ARENA Hertha BSC um Ex-05-Coach Sandro Schwarz. Eine wichtiger Partie, auf die die mitgereisten Anhänger ihr Team bereits unmittelbar nach Spielschluss vor dem prallgefüllten Gästeblock lautstark einzustimmen begannen.