Profis 16.09.2016 - 10:48 Uhr
Gemischte Gefühle
1:1 gegen St. Étienne: 05er zwischen Enttäuschung und Zufriedenheit
Zum zweiten Mal binnen vier Tagen gingen die Profis des 1. FSV Mainz 05 am Donnerstagabend mit gemischten Gefühlen vom Rasen. In unmittelbarer Erinnerung: Die bittere Pille in Form eines späten Ausgleichstreffers, der die 05er drei Punkte im ersten Spiel der Europa-League-Gruppenphase der Vereinsgeschichte gegen Frankreichs Rekordmeister AS ST. Étienne kostete. Trotz einer über lange Strecken ordentlichen Leistung gegen einen der Favoriten in Gruppe C, den unsere 05er vor allem in den ersten 15 Minuten nach der Pause an die Wand gespielt hatten, blieb nach 90 Minuten und einem 1:1 wieder nur ein Remis, dessen Einordnung nicht leicht fiel. "Mit einem Punkt zu starten ist unter dem Strich gut. Wenn er allerdings so zustande kommt, trauert man den möglichen drei Punkten natürlich ein bisschen nach", fasste 05-Trainer Martin Schmidt nach der Partie zusammen.
Mit der 1:0-Führung durch Kapitän Niko Bungert (57.) und dem frenetischen Publikum im Rücken war alles bereitet für das europäische Traum-Debüt unserer 05er. Die Gäste wirkten in dieser Phase verunsichert und phasenweise konzeptlos, wie auch ASSE-Trainer Christophe Galtier nach der Begegnung eingestehen musste: "In der ersten Stunde waren wir komplett abwesend und haben nicht verstanden, was es bedeutet, auf diesem Niveau Fußball zu spielen. Bei Mainz 05 war das anders", so der Trainer der Franzosen. In erster Linie seinen unmittelbar nach dem Rückstand vorgenommenen Auswechslungen hatte der letztjährige Tabellensechste der Ligue 1 es zu verdanken, dass am Ende doch noch ein Punkt mit nach Hause genommen werden konnte. Mit dem frischen Wind von der Bank gelang es den Franzosen zunehmend besser ins Spiel zu kommen, wenn auch der FSV defensiv lange Zeit weitestgehend sicher stand und kaum Chancen zuließ.
"Etwas zu passiv"
Gänzlich frei von Schuld an der Entwicklung nach der Führung waren unsere 05er freilich auch nicht. "Den ersten Treffer zu erzielen war natürlich ein große Freude", so Bungert. "Die Führung haben wir uns hart erarbeitet und hatten auch lange die Kontrolle. Danach wurden wir aber etwas zu passiv. Dennoch war das späte Gegentor sehr ärgerlich. Mit mehr Cleverness wäre der verdiente Sieg drin gewesen." Enttäuschung mischte sich somit mit Zufriedenheit nach dem Auftakt in die Europa League vor gut 20.000 Zuschauern in der OPEL ARENA. Die Bedeutung ebendieser hob Schmidt nach der Begegnung hervor: "Ich möchte dem Publikum, dass uns durch jedes Heimspiel trägt, ein Kompliment aussprechen. Es ist ein tolles Gefühl, das am Spielfeldrand zu erleben. Dafür sind wir hier in Mainz sehr dankbar."
Auch als die Beine der 05er, die zwei Tage weniger Erholung gehabt hatten als der Gegner, schwerer wurden, ließ die Unterstützung nicht nach und trug ihren Teil dazu bei, dass der knappe Vorsprung fast über die Ziellinie gerettet werden konnte. Am Ende blieb dennoch der bittere Beigeschmack des späten Ausgleichstreffers der Gäste durch Robert Beric (87.). "Wir müssen im Moment noch ein Stück weit an der Konzentration auf den letzten Metern arbeiten und uns das Quäntchen Glück erkämpfen. Insgesamt sehe ich uns dennoch auf einem guten Weg", resümierte Schmidt. Zwei Remis aus zwei Spielen bedeuten für die 05er eine ordentliche, aber nicht zuletzt den Spielverläufen geschuldet, eben doch ausbaufähige Bilanz.
Augsburg im Hinterkopf
So sah es auch der Trainer und richtete den Blick zugleich auf die anstehenden Wochen: "Die nächsten drei Spiele laufen alle in diesem Rhythmus ab. Das war jetzt ein erster Vorgeschmack auf das, was uns erwartet. Aber wir haben einen breit aufgestellten Kader, um die Belastungen kompensieren zu können." So hatte Schmidt St. Étienne zwar im Anschluss an die Partie noch vor Augen, die Reise zum Bundesligaspiel nach Augsburg (Sonntag 15:30 Uhr) jedoch längst im Hinterkopf. "Bei der Aufstellung haben wir die taktischen Anforderungen auch der kommenden Gegner immer im Blick. Am Sonntag beim FCA werden wieder andere Spieler zu ihrem Einsatz kommen." Jetzt gehe es darum, viel zu schlafen, gut zu essen und zu regenerieren. Um dann am Sonntagnachmittag auch über die kompletten 90 Minuten eine höchstkonzentrierte Leistung auf den Rasen zu bringen.