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Profis 28.11.2012 - 14:12 Uhr

„Hab einfach draufgehalten“

Youngster Shawn Parker gab gegen Frankfurt sein Startelfdebüt und wurde zum Mann des Tages

Als die Aufstellung im Innenraum der Frankfurter Commerzbank Arena vor dem Spiel verteilt wurde, gab es viel Geraune unter Presse und Offiziellen. Shawn Parker stand da, die Nummer 31, in der Startelf. Mit dem jungen Sturmtalent hatte niemand gerechnet. Nun war er auf der Gästeliste ganz oben, nicht auf der Tribüne, nicht auf der Auswechselbank. Bislang kannte der 19-Jährige die Fußball-Bundesliga nur vom Zuschauen, Hörensagen und von seinem zweiminütigem Debüt im Heimspiel der 05er gegen Hoffenheim, wo er kurz vor Schluss den Dreifachtorschützen Ádám Szalai ablösen durfte. Jetzt der Ernstfall für Parker, der sich zum Glücksfall mausern sollte.

Von seiner Aufstellung von Anbeginn erfuhr der mehrfache Juniorennationalstürmer, der diese Saison als Perspektivspieler in den Profikader geholt worden ist, erst kurz vor dem Spiel. „Ich hab erst im Hotel erfahren, dass ich in der Startaufstellung bin. Natürlich war ich überrascht. Aber ich hab mich auch riesig auf das Spiel gefreut, vor allem auch weil es ein Derby ist“, so Parker. In die Vorfreude mischte sich aber auch Respekt, und als er schließlich einlief in die Commerzbank Arena, da fühlte er sich ein bisschen wie ein Kaninchen vor der Schlange. „Die ersten zehn Minuten des Spiels waren ehrlich gesagt ziemlich überwältigend, ich war etwas nervös, nach dem ersten Ballkontakt ging es dann aber wieder.“

Und wie es ging. Die erste Duftmarke setzte Parker nach 13 Minuten. Gegen Alexander Meier eroberte der Jungspund frech den Ball und zog von der Strafraumgrenze aus ab. Es fehlten wenige Zentimeter zum Torerfolg. Fünf Minuten später jedoch zappelte der Ball erstmals im Netz, und Parker war maßgeblich beteiligt. Nach einem schnellen Konter der 05er legte Parker für Ivanschitz auf, der zur Führung für den FSV vollstreckte. Erste Viertelstunde in der Startelf, erste Torvorlage. „Ja, das war natürlich … natürlich … toll“, fehlten Parker nach dem Spiel ein wenig schüchtern die Worte.

Und warum aufhören, wenn es am Schönsten ist? In der 42. Minute durfte der Youngster sein erstes Bundesligator feiern. Er beschreibt es nach Abpfiff so:  „Ich hab den Ball von Pola bekommen, mich gedreht und dann gesehen, dass ich freie Bahn hatte. Und dann hab ich einfach draufgehalten.“ Platziert aus 18 Metern – das 2:0 für den Verein, für den er schon seit Kindertagen kickt. Zwei Minuten nach der Pause hätte Parker beinahe noch das 3:0 für die 05er erzielt. Sein Schuss nach feinem Pass von Elkin Soto klatschte jedoch an die Latte. Das dritte Tor der 05er besorgte dann Nikolce Noveski per Kopf nach Eckball fünf Minuten später.

Nach einer Stunde und neun Minuten war dann Schluss für den Startelfdebütanten. Mit einem Lächeln klatschte er seinen Einwechselspieler Marcel Risse und seine Kollegen auf der Bank ab und nahm wieder am Spielfeldrand Platz. Er ahnte schon, dass das Spiel am Ende gut ausgehen würde für den FSV. „Dass heute was drin ist für uns haben wir schon gemerkt, als wir richtig gut in den Zweikämpfen drin waren. Der Ball ist gut gelaufen, dann kamen die Tore. Frankfurt hatte zwar mal 15, 20 Minuten lang eine Drangphase, da hat man schon das ein oder andere Mal zittern müssen, aber das haben wir gut weggesteckt“, so Parker über das Spiel. Sein Spiel. Nach dem Abpfiff feierten die 05er mit den Fans, und Shawn gab ein weiteres Debüt – auf dem Zaun. Ein unvergesslicher Einstand für das zurückhaltende Offensiv-Talent, das sich nach dem Spiel nicht selbst in den Medien äußern wollte. Zu überwältigt war Parker von der wartenden Pressemeute, außerdem war es ihm unangenehm, seine eigenen Leistungen so in den Vordergrund zu stellen. Die Lobgesänge auf ihn übernahmen andere. „Es war Zeit, es mal auszuprobieren“, sagte sein Trainer Thomas Tuchel nach dem Match, „aber es war ein bisschen wie eine Wundertüte. Wir wussten ja nicht genau, wo Shawn im Bundesliga-Vergleich wirklich steht, wie er auf dieses Spieltempo reagiert und auf die besondere Kulisse im Derby. Es hat mich sehr beeindruckt, wie er das gelöst hat, das war wirklich große Klasse.“ Der Gelobte selbst jedoch freute sich in erster Linie aufs Bett nach einem besonderen, aber langen Tag. „Ich werde heute sicher gut einschlafen können“, so Parker, „und ab morgen werde ich wieder alles geben im Training.“ Und sich anbieten für weitere Minuten auf der Bundesligabühne. Nach diesem Einstand nach Maß sicherlich nur eine Frage der Zeit.