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Profis 06.01.2015 - 15:04 Uhr

„Haben Sie noch Fragen auf Deutsch?“

Pierre Bengtsson hat die erste Trainingseinheit mit seiner neuen Mannschaft absolviert

Neuzugang Pierre Bengtsson wird beim FSV die Rückennummer 7 tragen

„Haben Sie noch Fragen auf Deutsch?“, lachte Pierre Bengtsson und verblüffte die anwesende Presse mit seinen ersten deutschen Worten nach einer ausführlichen Vorstellungsrunde auf Englisch. Am Ende war der Linksverteidiger dann aber doch froh, dass alles gesagt worden ist. „Mein Deutsch ist rudimentär und stammt noch aus der Schulzeit, was verdammt lang her ist. Ich muss noch viel lernen und an meinen Sprachkenntnissen arbeiten, damit ich die Deutsche Kultur noch besser aufsaugen kann“, sagt der sympathische 26-Jährige, der direkt nach dem Umzug nach Mainz einen Sprachlehrer gebucht hat.  Viel zu erzählen hatte der schwedische Nationalspieler aber dennoch.  Zum Beispiel über …

… den Klub Mainz 05

Pierre Bengtsson: „Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl bei Mainz 05, und habe mir gut vorstellen können, hier zu spielen. Es passt einfach. Und ich habe hier die Möglichkeit, mich zu entwickeln und als Spieler zu verbessern. Ich bin 26 Jahre alt und bereit für den nächsten Schritt. Hier ist natürlich alles neu, der natürliche Eingewöhnungsprozess wird also noch etwas andauern. Aber mein Ziel ist es, der Mannschaft schnell zu helfen. Mein erster Eindruck von den Teamkameraden ist spitze, die Jungs haben mich sehr herzlich empfangen. Ich freu mich sehr darauf, alle in den nächsten Wochen noch besser kennenzulernen.“  

… Kasper Hjulmand, den er aus seiner Zeit in Nordsjælland kennt

Pierre Bengtsson: „Das wir gemeinsam in Nordsjælland gearbeitet haben, ist schon sechs Jahre her. Er war damals erst noch Co-Trainer. Der Verein hat unter ihm eine absolut beeindruckende Entwicklung genommen, mit dem Höhepunkt des Meisterschaftsgewinns. Nachdem ich nach Kopenhagen gewechselt bin, hatten wir keinen Kontakt mehr, aber ich freue mich darauf, jetzt wieder mit ihm zusammenzuarbeiten.“

… den Stil von Mainz 05 im Vergleich zum FC Kopenhagen

Pierre Bengtsson: „Der Fußball in Deutschland ist generell schneller, dynamischer. In Kopenhagen unter Ståle Solbakken, aber allgemein auch in Dänemark, ist das Spiel etwas statischer, Positionstreue ist dort eins der wichtigsten Prinzipien. Bei Kasper Hjulmand liegt der Fokus mehr auf dynamischer Spielweise, schnellen Kontern, schnelles Gegenpressing und Ballbesitz. Die Ansätze der beiden Trainer und die Art und Weise, wie sie Fußball spielen wollen, unterscheiden sich schon. Aber ich bin gut darin, mich den Gegebenheiten anzupassen.“

… seine Position

Pierre Bengtsson: „Ich habe in der Jugend als zentraler Mittelfeldspieler begonnen und wurde dann mit 17 zum Linksverteidiger umgeschult. Die Position links in der Abwehrreihe ist auch eigentlich meine Lieblingsposition, und genau dafür bin ich auch nach Mainz geholt worden. Ich habe aber auch schon auf der Rechten Außenbahn gespielt, zum Beispiel bei der EM-Qualifikation mit der schwedischen Nationalmannschaft. Aber das war eher aus der Not geboren, unser Stammrechtsverteidiger war nämlich verletzt und ich bin für ihn eingesprungen.“

… die schwedische Nationalmannschaft

Pierre Bengtsson: „Ich hatte ein gutes letztes Jahr dort, auch wenn die Ergebnisse nicht immer so waren, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben gegen Österreich in der EM-Quali unentschieden gespielt, auch gegen Russland und Montenegro. Ich hoffe aber, dass wir dieses Jahr mehr Siege feiern können, besonders vor heimischem Publikum in Schweden. Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind, uns für die EM zu qualifizieren, ich glaube fest daran, dass wir es schaffen.“

 … seine Eindrücke von Deutschland und der deutschen Nationalmannschaft

Pierre Bengtsson: „Hier ist alles etwas größer als in Schweden, aber mir gefällt es grundsätzlich, neue Kulturen und Länder kennenzulernen. Und vor allem auch den Fußball hier, der sich in den letzten zehn Jahren massiv entwickelt hat zu einem der besten der Welt. Als ich jünger war, hat man immer auf die Premiere League geschaut. Mittlerweile hat die Bundesliga ihr fast den Rang abgelaufen, die deutsche Liga gehört absolut zu den Top-Ligen der Welt. Bei der Weltmeisterschaft im Sommer hat Deutschland beeindruckend unter Beweis gestellt, dass es aktuell fußballerisch das Maß aller Dinge ist.  Ich selbst habe mit der schwedischen Nationalmannschaft mal 2:5 gegen Deutschland verloren. Ich denke in meiner gesamten Karriere war das das stärkste Team, gegen das ich bisher angetreten bin. Obwohl wir sie auch mal ärgern konnten. Das 4:4 gegen die DFB-Elf in Berlin war richtig toll – ich habe es am Fernsehen verfolgt, ein superspannendes Spiel. Ich denke die Deutschen haben bei der 4:0-Führung gedacht, die Sache ist gelaufen, aber das war sie dann wohl doch nicht (lacht).“

… seine Vorbilder

Pierre Bengtsson: „Als Jugendspieler war ich ja noch Mittelfeldspieler, da waren meine Vorbilder David Beckham von Manchester United und der Schwede Thomas Brolin. Nun bin ich erwachsen, da hat man zwar keine klassischen Idole mehr, aber man schaut sich gern was von anderen Linksverteidigern ab. Es gibt im Moment einige Gute, zum Beispiel David Alaba vom FC Bayern München. Sein Spiel ist sehr beeindruckend.“

… warum er eins die Schlittschuhe gegen Fußballschuhe getauscht hat

Pierre Bengtsson: „Bis ich 13 Jahre alt war, habe ich sowohl Eishockey als auch Fußball gespielt. Ich habe mit Eishockey aufgehört,  weil wir jungen Spieler vom Club aus beauftragt worden sind, möglichst viele Abonnements für den seine Spiel übertragenden Sport-TV-Sender zu verkaufen. Auf das Klinkenputzen hatte ich ehrlich gesagt keine Lust mehr (lacht). Deshalb hab ich nur noch Fußball gespielt. Der Fußball hat aber auch insgesamt in meiner Familie eine größere Rolle gespielt. Mein Vater ist Jugendtrainer bei mir in der Heimat, daher war Fußball von Haus aus eher mein Sport. Ich habe unter meinem Vater trainiert, bis ich dann mit 16 nach Stockholm gewechselt bin. Meine kleine Schwester ist übrigens auch Linksfuß und ein echtes Talent – sie hat dieselbe Leidenschaft für den Sport wie ich. Wer weiß, vielleicht wechselt sie ja auch mal nach Deutschland?“