Profis 27.01.2019 - 19:05 Uhr
Hausaufgaben nach Mentalitätssieg
Überragender Konter bringt Siegtreffer durch Quaison gegen Nürnberg – Schröder: "Kompliment an die Mannschaft"
Die Maschinerie stotterte, schien kurzzeitig aus der Spur zu geraten, und dennoch waren die Mainzer im Zieleinlauf dann zwar recht knapp, aber doch ganz souverän vorne: Der 1. FSV Mainz 05 hat mit diesem 2:1-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg in der OPEL ARENA einen perfekten Rückrundenauftakt in der Bundesliga hingelegt. Zwei Spiele, zwei Siege, 27 Punkte, Platz zehn. "Es war schwierig gegen einen gut eingestellten Gegner. Wir sind froh über die drei Punkte", sagte Sandro Schwarz. Rouven Schröder sprach nachher von "einem Mentalitätssieg in einem Spiel, das nicht hundertprozentig nach den eigenen Vorstellungen gelaufen ist. Von daher Kompliment an die Mannschaft".
Die Schlüsselszene ereignete sich in der 62. Minute beim Stand von 1:1. Nach einem langen Ball in die Mainzer Hälfte verschätzte sich Daniel Brosinski auf dem rechten Flügel, ließ Ondrej Petrak entwischen und scharf vors Tor passen, wo Adam Zrelák einen Tick schneller als Alexander Hack an den Ball kam und ins Tor traf. Der Nürnberger Jubel dauerte rund zwei Minuten, dann annullierte Schiri Bastian Dankert nach der Überprüfung im Kölner Videokeller den Treffer. Eine kalibrierte Linie belegte, dass der Schütze mit einer halben Fußlänge im Abseits war. "Das war so minimal, ich möchte sowas gar nicht entscheiden wollen", sagte der 05-Sportvorstand. "Das nicht gegebene Tor war jedoch so etwas wie die zweite Chance für uns, das Signal weiterzumachen und die Option, das Spiel mit einer Aktion zu gewinnen", erklärte der 43-Jährige. "Wir haben dann in überragender Manier den entscheidenden Konter gefahren zum 2:1. Wenn man alle Chancen zusammenzählt, dann ist es ein verdienter Sieg und trotzdem ein schwer erkämpfter. Wir haben wieder mal gesehen, dass es in der Bundesliga in keinem Spiel leicht ist. Alle haben vorher drüber geredet: Nürnberg, Tabellenletzter, drei Punkte. Das muss man erst mal umsetzen. Das hat die Mannschaft gemacht."
Führung durch Brosinski-Elfer
Eigentlich war in diesem ersten Heimspiel des neuen Jahres zunächst alles nach Plan gelaufen. Das 05-Team kam gut rein in die Partie, ließ den Ball laufen, hatte Zug zum Tor. Und als der erneut starke Aarón vom linken Flügel in den Strafraum zog, Hanno Behrens das Bein stehen ließ, den Spanier zu Fall brachte und Dankert richtigerweise auf Strafstoß entschied, erzielte Brosinski das 1:0. Danach verloren die 05er jedoch etwas den Faden, auch an Tempo im Passspiel, die Offensivaktionen gerieten zu umständlich. Und plötzlich gelangen dem bis dahin eher wirkungslosen Schlusslicht Umschaltaktionen und Standards. Eine Ecke nutzte Georg Margreiter per Kopf zum Ausgleich. Florian Müller vereitelte eine weitere Chance.
Nach dem Wechsel kamen die 05er mit mehr Energie zurück, hatten die Riesengelegenheit zur Führung mit einem Kopfball von Robin Quaison aus kurzer Distanz, den der Ex-05er Christian Mathenia irgendwie abwehrte. "Und dann mussten wir die Situation mit dem Abseitstor überstehen", sagte Schwarz, der, wie er eingestand, davon ausgegangen war, fortan einem Rückstand hinterher laufen zu müssen. "Es war aber kein Tor, und es war die korrekte Entscheidung. Psychologisch war ab diesem Zeitpunkt das Momentum auf unserer Seite. Wir haben mit Emotionalität noch ein paar Prozent drauf gepackt. Und mit einer solch überragenden Aktion das Spiel zu entscheiden, das ist auch eine Qualität."
Optimaler Konter
Beim 2:1 gelang das alles, was eigentlich viel öfter hätte gelingen sollen. Balleroberung von Kunde Malong, Raumüberwindung nach vorne, der sensationelle Pass in die Tiefe auf Brosinski, dessen scharfer Querpass vors Tor und der konsequente Abschluss von Quaison. Damit war der Tabellenletzte geschlagen. "Wir hätten das dritte Tor machen können, um das Ganze noch mehr zu beruhigen", betonte der 05-Trainer. Jean-Paul Boëtius scheiterte zunächst aus halbrechter Position im Strafraum, dann Stefan Bell nach Brosinski-Flanke aus kurzer Distanz an Mathenia, Anthony Ujah und Boëtius jeweils einmal in der Nachspielzeit.
"Für uns im Trainerteam ist das optimal und die beste Voraussetzung für unsere Arbeit", betonte der 05-Coach. "Wir haben sechs Punkte aus den beiden ersten Spielen geholt und trotzdem genügend Hausaufgaben mitgenommen. Du kannst der Mannschaft zeigen, dass wir Qualität haben, wenn wir die Dinge beherzigen und zu 100 Prozent umsetzen. Wenn wir falsche Entscheidungen treffen und vielleicht etwas weniger machen, bringt das gegen jede Mannschaft in der Bundesliga Probleme."