Profis 17.03.2017 - 10:14 Uhr
Heidel: "Fühlt sich seltsam an"
05 Fragen an Ex-Manager Christian Heidel vor seiner Rückkehr in die OPEL ARENA mit Schalke 04
Nach über zwei Jahrzehnten kehrte Ex-Manager Christian Heidel dem 1. FSV Mainz 05 nach der Saison 2015/2016 den Rücken, um Sportdirektor bei Schalke 04 zu werden. Am Wochenende nun kehrt der 53-Jährige erstmals zu einem Pflichtspiel zurück in seine Heimatstadt. Erstmals wird er zu Gast sein in der OPEL ARENA und dem FSV ausnahmsweise nicht die Daumen drücken. Ab 15:30 Uhr werden die zahllosen Freundschaften am Sonntag für 90 Minuten ruhen, begegnen sich die Teams doch als Tabellennachbarn und benötigen jeweils Punkte, um den Vorsprung auf den Relegationsplatz auszubauen. Vor der Rückkehr sprach Heidel mit www.mainz05.de über seine Gefühle vor dem Duell mit den 05ern, den Wechsel nach Schalke und die sportliche Situation beider Klubs.
Welche Gedanken und Emotionen begleiten Dich zu Deinem ersten Auswärtsspiel in Mainz?
Heidel: Ehrlich? Ich weiß es nicht. Das kommt erst bei der Anfahrt zum Stadion, glaube ich. Ich freue mich auf so viele Menschen, mit denen ich so viel erlebt habe. Erinnerungen ohne Ende werden hochkommen. Das Mainz 05 hier mein Gegner ist fühlt sich seltsam an.
Wie nimmst Du Schalke nach nunmehr einem halben Jahr wahr und was unterscheidet den Klub vom FSV?
Heidel: Was die wenigsten sich vorstellen können. Schalke ist auch ein sehr familiärer und sozialer Verein, bei dem man sich wirklich wohlfühlen kann. Natürlich ist alles ein paar Nummern größer als in Mainz. Der größte Unterschied ist sicher die Wahrnehmung des Vereins in den Medien und in der Öffentlichkeit. Alles was in Mainz lokal oder regional ist, ist auf Schalke ein bundesweites Thema. Meldungen multiplizieren sich innerhalb von Minuten, werden kommentiert und bewertet, ob sie nun Spekulation oder Fakt sind.
Wie bewertest Du den Saisonverlauf und die sportliche Entwicklung der 05er aus der Ferne?
Heidel: Klar verfolge ich Mainz noch. In meinen Augen ist es eine ganz normale Bundesligasaison. Mainz steht im Mittelfeld, mal mit mehr Kontakt zu den oberen Plätzen, mal näher an der Relegation und in guter Gesellschaft von sechs, sieben anderen Klubs, unter anderem auch von Schalke 04. Leider werden die positiven Ausreißer nach oben von 2009 und 2016 von vielen als jährlich wiederholbar angesehen. Probleme mit dieser Erwartungshaltung hatten wir auch schon zu meiner Mainzer Zeit. Da ist man Opfer des eigenen Erfolges, was sehr schade ist.
Wie erlebst und bewertest Du die Saison von S04?
Heidel: Da könnte ich Euer Heft füllen. Wir konnten aufgrund des späten Verkaufs von Leroy Sané erst kurz vor Saisonbeginn die Mannschaft zusammenstellen, was zu riesigen Startproblemen und fünf Auftaktniederlagen führte. Auf einmal bist du Letzter und glaubst auch im falschen Film. Dann haben wir uns aber gefangen, Schritt für Schritt nach oben gearbeitet und die Europa-League-Gruppenphase mit fünf Siegen souverän durchlaufen. Im Dezember kamen dann erneut große Probleme auf uns zu, als uns nach Coke und Embolo mit Huntelaar, Di Santo und Choupo–Moting alle Stürmer, teilweise über Monate, ausgefallen sind. Im Januar war dann auch für Baba und Naldo die Saison beendet. So etwas habe ich noch nie erlebt und das verkraftet keine Mannschaft. Trotzdem hätten wir sicher den einen oder anderen Sieg mehr einfahren können und auch müssen. Zufrieden ist bei uns niemand. Losglück hatten wir dann auch nicht gerade. Im DFB-Pokal mussten wir im Viertelfinale nach München und in der Europa League war das Achtelfinale gegen Mönchengladbach ein hartes Stück Arbeit. Für mich persönlich war der Druck schon brutal. Fast jedes Spiel seit September fühlt sich an wie ein Endspiel und dementsprechend fühlst Du Dich auch.
Das Hinspiel war eine klare Sache. Was erwartest Du vom Match in Mainz und wie sieht Deine Prognose aus?
Heidel: Für beide geht es um sehr viel. Nach der 05-Niederlage in Darmstadt wird das ein heißer Tanz. Beide Mannschaften wollen den Rückstand nach oben verkürzen und den Vorsprung nach hinten vergrößern. Wir spielen seit Ende Januar nur noch englische Wochen, das geht schon an die Substanz. Aber wir wollen in Mainz unbedingt Punkten. Ich befürchte das wollen die 05 aber auch.