Profis 28.12.2019 - 11:30 Uhr
"Heuer war ein besonderes Jahr"
Achim Beierlorzer nutzt die freien Tage, um Kraft zu sammeln und in der Rückrunde mit dem FSV wieder anzugreifen - Konstanz steht dabei über allem
Neun Punkte hat Achim Beierlorzer in den sechs Bundesligaspielen als neuer Cheftrainer des 1. FSV Mainz 05 mit seiner Mannschaft eingesammelt. Es hätten durchaus zehn Zähler sein können, vielleicht sogar zwölf, doch die 05ER verabschiedeten sich kurz vor Weihnachten nach einem Kontertor in der Nachspielzeit mit einer 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen in die Winterpause. "Wir hätten den Sieg deutlich verdient gehabt, aber so ist es im Fußball, manchmal nimmt der Gegner die Punkte mit", sagte der 52-jährige Coach anschließend. Genau das soll aber in der zweiten Saisonhälfte deutlich seltener der Fall sein als zuletzt.
Die Pause bis zum Start der Rückrundenvorbereitung am 3. Januar ist kurz, war aber dringend notwendig. "Wissen Sie, was so ein Jahr mit einem macht?", erwiderte der 05-Trainer auf die Frage eines Medienvertreters, ob es ihm lieber wäre, die Bundesliga liefe ohne Pause weiter, angesichts der an den Tag gelegten Spielstärke des FSV im letzten Heimspiel. "Ich bin so froh, dass es jetzt mal nicht weitergeht. Es ist schon an der Zeit, wenn auch nur kurz, um mal ein bisschen durchzuschnaufen." Und vielleicht selbst ein wenig zu reflektieren, was im abgelaufenen Jahr 2019 alles los war.
Alleine die Ergebnisse mit den Mainzern beschreiben eine rasante Kurve: Der sensationelle 5:1-Erfolg zum Einstand in Hoffenheim, direkt danach der Derbysieg gegen Eintracht Frankfurt, dann die 1:2-Niederlage in Augsburg, gefolgt vom 0:4 in der OPEL ARENA gegen den BVB. Und natürlich der 5:0-Coup bei Werder Bremen. Und schließlich die unglückliche Niederlage zum Jahresabschluss. Bis auf die Partie gegen Dortmund und die erste Halbzeit in Augsburg sei das alles ganz okay gewesen seit seinem Amtsantritt, sagte Beierlorzer.
Mainz 05 war die richtige Entscheidung
Doch da gab es ja noch zwei andere Vereine, für die der Franke im Jahr 2019 tätig war. Er sei ein absolut steter Mensch, sagte er, der zuvor stets jahrelang in seinen Vereinen sowohl als Spieler als auch später als Trainer arbeitete: beim Kreisligisten zu Hause in Kleinsendelbach, beim Bayernligisten SC Schwabach ganz in der Nähe und bei der SpVgg Greuther Fürth. Je professioneller es dann wurde, desto kürzer sei die Verweildauer als Trainer gewesen. Drei Jahre in Leipzig, zwei Jahre bei Jahn Regensburg, beim Bundesliga-Rückkehrer 1. FC Köln nicht mal sechs Monate. "Heuer war ein besonderes Jahr", sagte Beierlorzer.
Nach Mainz zu wechseln, sei jedoch die absolut richtige Entscheidung gewesen. "Das war schon nach wenigen Tagen klar", erklärte der 05-Trainer. "Mainz 05 ist ein total attraktiver Verein mit klarer Philosophie, die dazu passt, was ich spielen möchte. In dieser Art zu spielen, da geht vieles noch besser, aber wir arbeiten daran. Das ist das, was vom System her besser zu mir passt, ich will aber Mainz 05 und Köln nicht miteinander vergleichen. Ich fühle mich hier wohl, ich bin total gut aufgenommen worden, die Mannschaft zeigt Reaktion. Wenn man eine fünfwöchige Phase überhaupt als Entwicklungszeitraum hernehmen will, dann ist da eine Entwicklung vorhanden."
Es habe ihm bisher großen Spaß gemacht, mit der Mannschaft zu arbeiten. "Wenn man sich alleine anschaut, wie wir Leverkusen bespielt haben. Das war eine super Leistung", sagte Beierlorzer. "Als wir gut und kompakt standen, ist nichts passiert, da hatte Leverkusen nur geblockte Schüsse. Überragend war, dass wir uns diese Vielzahl von eigenen Chancen herausgespielt haben. Daraus müssen wir mindestens zwei Tore machen. Das ist nicht passiert, aber diese Leistung können wir trotzdem mitnehmen ins neue Jahr."
Die Schwerpunkte für die kurze Vorbereitung und das Trainingslager in Estepona ab dem 5. Januar ergeben sich von selbst: Konstanz stehe über allem, sagte der Coach, ansonsten seien es weiterhin die gleichen Themen: "Aggressivität im Anlaufverhalten, im Zweikampfverhalten, das gesamte Defensivverhalten. Klarheit in der Balleroberung und im Umgang mit dem Ball. Chancenverwertung, Entschlossenheit, Sicherheit, um die Dinge immer wieder zu erzeugen. Wir haben auch noch etwas Luft nach oben, was unsere Flanken angeht."
Das Ziel ist und bleibt dabei der Klassenverbleib. "Wir haben 18 Punkte. Damit sind wir, wenn's gut läuft, genau bei der Hälfte", rechnete Beierlorzer vor. "Ich glaube aber auch, dass wir eine Rückrunde spielen, die besser wird als diese Vorrunde", so sein optimistischer Ausblick auf das sportliche Jahr 2020.